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Alta Gracia: Der Bildhauer, der Komponist, der Revolutionaer und die Jesuiten

Das Atelier von Gabriel Dubois

Alta Gracia ist eine kleine Stadt, die man von Cordoba gut in einem Tag besuchen kann. Der neue Teil der Stadt ist nicht wirklich sehenswert. Aber hier oberthalb Cordobas auf den Anhoehen in einer kleinen Bergkette gibt es gute Luft. Und die hat seit einigen Jahrhunderten immer wieder Menschen angezogen, deren Geschichte man heute hier nachspueren kann. Zum einen gibt es drei kleine Museen, die alle in ehemaligen Wohnhaeusern untergebracht sind. Im ersten lebte der aus Frankreich stammende Bildhauer Gabriel Dubois. Im zweiten verbrachte der spanische Komponist Manuel de Falla die letzten vier Jahre seine Lebens. Und im dritten verbrachte der kleine Ernestito seine Kindheit, der spaeter als Che Guevara in die Geschichte einging.

Das letzte der drei genannten Haeuser ist heute das mit Abstand best besuchte. Man sieht „Che“ auf allerlei Fotos aus seinem Leben, bekommt erklaert, dass er schon als Kind viel gelesen hat. Und dass er aus einer betuchten Familie stammte, die es sich leisten konnte, fuer viele Jahre in diese Art Luftkurort zu ziehen, weil ihr Erstgeborener unter Asthma litt.

Ausserdem wird eindrueklich geschildert, dass Ernesto Guevara ein Vorbild fuer alle heutigen Lateinamerikareisenden ist. Seine erste 4000 Kilometer lange Tour absolvierte er mit einem Fahrrad, das einen Kleinstmotor hatte. Spaeter Das motorisierte Fahrrad von Che Guevarabereiste er per Motrorrad den halben Kontinent,  schrieb Reiseberichte fuer Zeitungen unter anderem ueber Machu Picchu, fuhr mit einem Floss ueber den Urubamba zum Amazonas, sah viel Armut, traf in Mexiko Fidel Castro und machte dann mit ihm mal eben Revolution in Kuba. Das ganze kleine Museum ist ein wenige heldenhaft geworden. So wundert es kaum, dass ein Raum allein dokumentiert, dass 2006 Fidel Castro zusammen mit Hugo Chavez hier war.

Der Dirigentenstab von Manuel de FallaWirklich fast schon ruehrend huebsch sind die kleine Museen, die an den Bildhauer bzw. den Komponisten erinnern.  Bei beiden sieht man nicht nur die Arbeitsraeume und einige Werke der Kuenstler, sondern auch die Badezimmer („Bitte nicht benutzen“). Und in beiden warten Frauen darauf, den wenigen Besuchern mit aller Inbrunst „ihr“ kleines Museum und die Geschichte der ehemaligen Hausherren zu erklaeren.

Abschliessend kann man dann noch die Estancia im Zentrum besuchen, ein Kloster, das von den in dieser Gegend im 17. und 18. Jahrhundert sehr aktiven Jesuiten-Moenchen betrieben wurde.  Das heisst: richtig aktiv waren wohl nur die 300 schwarzen Sklaven, die die Arbeit in der Muehle, auf der Ranch und in der Schmiede erledigten. Die Moenche allein konnte das gar nicht alles schaffen. Es waren, so heisst es im heutigen Museen, nicht einmal 5 vor Ort.

PS: abends im Hostel haben mich zwei junge Engländerinnen gefragt, was ich tagsüber so gemacht habe. Als ich ihnen auch vom Che-Guevara-Museum erzählte, schauten die beiden 19-Jährigen etwas irritiert. Sie hatten von dem Revolutionär noch nie etwas gehört. Erst als ich ihnen das Standard-Che-Foto in meinem Reiseführer zeigte, sagten sie: „Ach der, der hier überall auf den T-Shirts ist!“

Reiseinfos: 

Vom Mercado Sud in Cordoba faehrt alle 20 Minuten ein Bus der Firma Sarpiento nach Alta Gracia.  Tickets gibt es im Untergeschoss der Markthalle, zur Not aber auch beim Fahrer. Sie kosten derzeit 12,50 Pesos pro Richtung. Die Fahrt dauert knapp 45 Minuten. Im Busbahnhof von Alta Gracia gibt es eine Infostelle der Stadt, die Stadtplaene bereithaelt und gern den Weg zu den Museen erklaert. Fuer die drei Personen-Museen kauft man ein gemeinsames Ticket (85 Pesos), der Eintritt in die Estancia kostet 10 Pesos. 

One response to “Alta Gracia: Der Bildhauer, der Komponist, der Revolutionaer und die Jesuiten”

  1. […] Alta Gracia: kleiner Stadt in der nähe von -> Cordoba. Besuchenswert vor allem wegen seiner kleinen Museen, darunter das Haus, in dem Che Guevara seine Kindheit verbrachte. Mehr dazu hier. […]

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