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„Atlas eines ängstlichen Mannes“ von Christoph Ransmayr

christoph-ransmayr_atlas-eines-ängstlichen-mannes-230x336Christoph Ransmayr ist ein Reisender. Und ein Schreibender. So wie Helge Timmerberg. Und wie Timmerberg auch ist ein Wort in seinen Texten extrem wichtig. „Ich“. Für den Österreicher setzt es an herausragender Stelle ein. Am Anfang seines Textes. Am Anfang jeder der rund 70 Reisebeschreibungen, die er in seinem „Atlas eine ängstlichen Mannes“ gesammelt hat. Auch das zweite Wort aller Texte steht fest. „Sah“.

„Ich sah“ ist der stilstische Kunstgriff, mit dem Ransmayr die kurzen, seltsam distanziert wirkenden Impressionen beginnt.  „Ich sah einen kahlgeschorenen Greis“. „Ich sah einen Kreuzträger auf einem steinigen Feldweg“. „Ich sah Gespenster“. Und dann folgen knappe Schilderungen einer Szene an einem Ort. Wahllos aneinandergereit wechseln Länder und Kontinenten, die Ransmayr offenbar im Laufe seines Lebens abgeklappert hat.  Von Costa Rica bis Japan, von Laos bis Chile, von Polen bis Südafrika.

Es sind kleine Häppchen, die man gut weglesen kann, abends im Bett vor dem Einschlafen, wenn man nicht tief einsteigen sondern ein Buch schnell wieder weglegen will. Die fein  gedrechselten Textchen aber ergeben selten ein ganzes. Sie erzählen viel über den Autor. Er wirkt sprunghaft. Und die Zusammenstellung wirkt in ihrer kunstvollen Beliebigkeit fast schon resepektlos gegenüber den besuchten Orten. Alles wird als besonders geschildet, aber auf die stetig gleiche Art.  So wird letzlich alles gleich, gleichförmig, gleichartig.

Ransmayr nimmt den Leser nicht mit auf seine Reisen. Er lässt ihn allenfalls ein wenig über seine Schulter schauen.

Am Ende wirkt das Buch wie eine Sammlung von Postkarten. Ja, die können schön sein, durchaus liebevoll, sie können den Adressaten, den Leser erfreuen. Aber ein nachhaltige Wirkung hat das Ganze leider nicht.

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