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Auf dem Golan: Wasser für den Jordan und ein Blick nach Syrien

Ganz am Ende dieses Tages werden wir Syrien sehen. Aber soweit sind wir noch lange nicht. Noch kurvt unser Hyundai gerade mal über die ersten Kurven östlich des Jordans. Wir haben den See Genezareth diesmal rechts liegen lassen, sind hinunter in das grüne Tal des Jordan gefahren, das tatsächlich die weit im Norden liegende Fortsetzung des ostafrikanischen Grabens bildet, der im Süden über das Rote Meer bis tief hinab nach Malawi reicht.

Aber soweit denken wir jetzt nicht. Stattdessen biegen wir rechts ab zu den Banias Falls. Die befinden sich in einem kleinen, engen und hübsch gelegene Tal, durch das das wilde Wasser peitscht. An einer besonders engen Stelle wurde ein Gang für die Besucher durch die kleine Schlucht gelegt. Ein wirklich hübscher Spaziergang führt dann entlang des plätscherndes Baches gut 45 Minuten lang bis zu den Quellen, denen hier ein beträchtlicher Teil des Wassers für den Jordan entspringt.

Die Quellen bestehen aus einer Art Becken vor mehreren Höhlen in einer steilen Steinwand, die die damals hier siedelnden Griechen schon vor 2.300 Jahren so reizvoll fanden, dass sie hier Tempel für ihren Gott Pan errichteten, von dem heute noch die Grundmauern und eine alte Säule zu sehen sind.

Alles in allem ein reizvoller Ausflug, auch wenn man wie an vielen Stellen in Israel erstmal Eintritt zahlen muss, der mit 28 Schekel (7 Euro) nicht zu knapp ausfällt.

Warnschilder am Wegesrand erinnern an die spezielle Geschichte dieser Region. Wir befinden uns hier am Fuße des Golan, einer auf rund 1.000 Meter Höhe liegenden Hochebene, die einst zu Syrien gehörte. 1967 wurde sie von der israelischen Armee erobert, auch weil von dort oben die tiefer liegenden Gebiete Israels beschossen wurden. 1981 wurde der Golan offiziell annektiert.

Die syrische Armee hat, bevor sie das Land aufgeben musste, unzählige Landminen vergraben. Das Verlassen der offiziellen Spaziergänge kann daher bis heute tödlich sein.

Hinter den Quellen steigt die Straße in Serpentinen steil an. Irgendwann taucht hinter einer Kurve der schneebedeckte Mount Hermon auf, der höchste Berg des Landes, der sich in der nordöstlichsten Ecke Israels befindet. Seine Hänge schimmern in der schon langsam untergehende Sonne. 

Wir durchqueren Ma Sada, einen längst zur Stadt gewachsenen Kibbuz, in dem sich der Feierabendverkehr staut. Dann führt die Landstraße über die Hochebene, bis Felix ruft, dass wir links abbiegen müssen, in eine mit alten Waschmaschinen und sonstigem Sperrmüll garnierte Rumpelpiste, die mehr Schlaglöcher als Asphalt aufweist. 

Felix hat in seinem Handy die geographischen Daten eines Aussichtspunktes an der Grenze gespeichert. Die Rumpelpiste führt noch einmal steil auf eine Anhöhe rauf, auf der eine verlassene Betonburg des israelischen Militärs liegt. Am Ende der Welt. Mit Schützengräben und Schießscharten und schussfesten Bunkeranlagen. 

Dahinter liegt Syrien.

Darunter liegt Syrien.

Es geht steil herab, fast senkrecht, eine Steilküste  nur ohne Meer. Man kann bestimmt 40 bis 50 Kilometer ins Land schauen. Nur wenig weiter müsste Damaskus liegen, Katharinas Vater stammt von dort. Bei Nacht würde man vermutlich die Lichter der Großstadt am Horizont erahnen. Hat Damaskus noch Grossstadtlichter, nach sechs Jahren Krieg?

Vor uns liegen zwei Dörfer in Sichtweite. Das eine sei pro Assad, das andere pro Rebellen, erklärt Felix. Von hier oben habe man die Kämpfe sehen können. Die aus Österreich stammenden UN-Soldaten, die eigentlich eine Pufferzone vor uns zwischen Syrien und Israel beschützen sollten, hätten sich irgendwann zurückgezogen. 

Ein paar graue Wolken ziehen über das grüne Land. Es ist kühl hier oben. Ein wenig gespenstisch. Der verlassene Militärbunker. All die Geschichten, die man im Kopf hat über dieses Land dort unten. 
Katha nimmt einen Stein vom Boden. Wir nehmen ihn mit. Er ist rötlich und leicht.

One response to “Auf dem Golan: Wasser für den Jordan und ein Blick nach Syrien”

  1. […] aus und über Tel Aviv, Haifa, Akko, einem Kibbuz im Norden, Nazareth, Sfat, Jerusalem, sowie vom Golan und vom Toten […]

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