grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

„Auf einem blauen Elefanten“ von Christoph D. Brumme

Bildschirmfoto 2013-12-19 um 12.57.52Christoph D. Brumme hat eine wahrlich großartige Reise unternommen. „Auf einem blauen Elefanten“ erzählt von Brummes Radtour von Berlin nach Saratov an der Wolga in Russland. Hin und zurück war der Schriftsteller und Blogger im Jahr 2007 gut 8.000 Kilometer unterwegs. Herausgekommen ist dabei eine Art Tagebuch. Chronologisch erzählt wird jede Etappe. Tatsächlich jede. Und darunter leider das ansonsten schön aufgemachte Buch ein wenig.

Es gibt vorn ein schön gestaltete Karte zum Ausklappen, auf der sich die Strecke und all ihre Teilstücke auch von denjenigen Lesern gut nachvollziehen lassen, die sich in Osteuropa nicht wirklich auskennen. Und es gibt in der Mitte des Buches eine Reihe von Farbfotos, die die hübschen ukrainischen Bushaltestellen und vor allem die drauf angebrachten Mosaike zeigen, von denen Brumme im Laufe seines Buches immerwieder mit angebrachter Begeisterung erzählt – und die man zum Teil auch in der Galerie seines Blogs bewundern kann.

Schön beschrieben sind auch die Begegnungen mit den Menschen am Wegesrand, die Brumme  immer wieder einladen zu bleiben, zu ezählen – und zu trinken. Und die damit alle Warnungen vor der angeblichen Gefährlichkeit des Landes, die selbst die Menschen in der Ukraine ihm immer wieder geben, Lügen strafen.

Dennoch ist das Buch ermüdend – so wie eine sehr lange Radtour. Denn Brumme erzählt alles, tatsächlich alles, was ihm auf dieser langen Tour so passiert ist. Und das selbst dann, wenn nicht wirklich viel passiert ist. Außer, dass er auf seinen teilweise sehr langen Tagesetappen viel mit sich selbst kommuniziert hat, während er an der Landschaft vorbeigestrampelt ist – und Dörfer oder Städte passiert hat, um dann draußen weitab jeglicher Zivilisation in aller Einsamkeit im Wald zu campieren. Vor allem im ersten Teil des Buches, bleiben die Menschen der durchreisten Gegenden Staffage. Man muss fast 60 Seiten lesen, bis tatsächlich mal eine der Personen als Figur präsent wird.

Das ist ehrlich. Reisen, vor allem längere Radtouren, sind immer wieder auch eine Konfrontation mit dem selbst. Mit dem Alleinsein. Aber ein echtes Lesevergnügen stellt sich so nicht ein. Zum Glück ändert sich das ein wenig, je tiefer Brumme in die Urkaine reinradelt.

Aber wirklich bis zum Ende durchhalten als Leser wird man wohl  nur, wenn man eine sehr ähnliche Reise plant. Vor einer Radtour in die Ukraine aber sollte der „blaue Elefant“ Pflichtlektüre sein.

Leave a Reply

Your email address will not be published.

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>