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Bogota: Museo Botero

Sie lächeln nicht. Nicht eine einzige Figur auf all den Bildern im Museo Botero verzieht den Mund. Ganz egal, ob sie ernst irgendwo in der Gegend stehen, wild über das Parkett eines Tanzlokals fegen oder die Neuinterpretation der Mona Lisa sind. Aber die hat ja schon im Original nicht gelächelt.
Den kolumbianischen Künstler Fernando Botero kennt man vor allem wegen seiner großformatigen Bronzeskulpturen, die – egal ob sie nun Menschen oder Tiere zeigen- sie stets in einer freundlichen Wulstigkeit präsentieren. Arme, Beine, Gesäß und Wangen aller Figuren sind vor allem eins: sehr rund.
Skulpturen sind hier im Museo Botero auch zu sehen, aber meist nur in einer handliche Kleinausgabe, so dass sie fast alle zusammen auf Stelen präsentiert gerade mal einen Raum des zweistöckigen Hauses füllen. Hier findet man unter andrem auch El Gato, die – na klar – leicht übergewichtigen Katze, die in einer rund zehn Meter langen Version auch auf den Ramblas de Raval in Barcelona steht.
Die Skulpturen sind aber hier nur eine Randerscheinung. Das Museum zeigt vor allem Gemälde von Botero. Männer, meist mit Hut und Oberlippenbart, Frauen, häufig als Akt oder Stilleben, auf denen selbst ein Teller mit Bananen zur überbordenden Fleischeslust neigt.
In einem Raum mit kleineren Formaten hängen zwei Bilder, die aus dem Rahmen fallen, weil sie sich unmittelbar mit der gewaltigen Geschichte des Landes beschäftigen. Eins zeigt ein durch eine Bombe zerstörtes Auto, das andere das Massaker von Mejor Esquina, bei dem 1983 offenbar rechtsgerichtete Paramilitärs das Fest eines Dorfes überfielen und 27 Bewohner erschossen, weil sie angeblich linke Guerilleros unterstützt haben sollen.
Komplettiert wird die Werkschau des wohl bekanntesten kolumbianischen Künstlers durch eine außergewöhnlich hochklassige Sammlung europäischer Malerei des 20. Jahrhunderts. Picasso, Max Ernst, De Chirico, Delaunay und viele mehr füllen gleich mehrere Räume.
Zusammengetragen hat sie Botero selbst und er hat auch die komplette Sammlung dem Museum gespendet, das zudem nicht mal Eintritt kostet.
Es ist Teil von insgesamt gleich drei Museen, die alle nahtlose ineinander übergehen. Zum einen ist da noch die Casa de la moneda, die sich der Geschichte der Münzprägung hier in Kolumbien widmet, und die ich mir weitgehend gespart habe, sowie eine Sammlung, die Werke aus den letzten 150 Jahren kolumbianischer Kunst zeigt. Da ist nicht überwältigend, gibt aber einen schönen Einblick in die Entwicklung des Landes.

2 Responses to “Bogota: Museo Botero”

  1. […] Botero, Fernando: der Künstler in Kolumbien. Seine Skulpturen, die alles und jeden in dick zeigen, sind weltbekannt – und sind auf der Plaza Botero vor dem Museo De Antioquia in Medellin zu sehen. Dass Botero auch malt, sieht man in den umfangreichen und nicht nur wegen der Sammlungen seiner Bilder sehr besuchenswerten Museen in Medellin und Bogota. […]

  2. […] nicht nur die schönen Gassen der am Hang liegenden Altstadt La Candelaria und die dort liegenden Museen (Museo Botero: Eintritt frei) entdeckt, sondern ein sehr lebendiges Zentrum. Sehr empfehlenswert: […]

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