grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Chachapoyas, Kuelap. Und die Zeitungslandschaft.

Die Mauern von Kuelap

Sechs Uhr morgens. Und ich hab schon keine Lust mehr. Die ganze Nacht hat der Bus gebraucht um von Chiclayo an der Kueste nach Chachapoyas in den Bergen zu kommen. 10 Stunden Halbschlaf und jetzt steh ich hier an dieser verrosteten Gitterbude, an der Bus seine Fahrt beendet hat. Draussen regnet es. Die Bordsteine sind mindestens 30 Zentimeter hoch. Und wenn man sieht, welcher Matsch da die Gosse hinuntergespuelt wird, weiss man auch warum. Die Stadt ist grau und schlammig. Meine Fuesse werden schon vom hingucken nass.

3 Uhr nachmittags. Und dieser Tag ist ein Traum. Nochmal drei Stunden hab ich in einem Transporter einer lokalen Touragentur gehockt. Die Sonne scheint. Exakt auf den Gipfel, auf ich stehe. Und auf dem sich die Ruinen von Kuelap befinden. Die Mauern hier sind bis zu 20 Meter hoch. Sie wurden vor ueber 1.000 Jahren errichtet, um das Gelaende darin auszugleichen. Dann wurde hier eine kleine Stadt mit bis zu 500 kleinen runden Huetten errichtet. Oben am dem Bergkamm. In gut 3.000 Meter Hoehe. Man hat eine unglaubliche Aussicht. Alle Berge ringsrum sind mit Wolken bedeckt. Hier und dort regnet es Stroemen. Aber ueber Kuelap knallt die Sonne. Wunderbar.

Was fuer ein Wechselbad innerhalb weniger Stunden. Genau wie das Wetter sich hier immer wieder schlagartig aendert, wechselt auch meine Stimmung. Manchmal bedingt das eines sogar das andere.

Ich hab mich am Morgen dann doch noch aufgerafft, meinen Rucksack geschultert und ein akzeptables Hostal gefunden. Dann bin ich zur Plaza de Armas geschlendert, um mich ein wenig umzusehen – und natuerlich prompt von einem der Tourveranstalter angequatscht worden. Weil ich eh schon schlechte Laune hatte, hab ich es zugelassen, mir eben die Tagestour nach Kuelap andrehen lassen und schon um 8.30 Uhr sass ich wieder im Bus. Bei Regen hatte ich halt keine Lust, hier in der Stadt zu bleiben. Der Typ aus der Agentur hatte zwar versprochen, dass es anders als in Huaraz hier eher morgens regnet und nachmittags nicht. Aber wer glaubt schon einem Veranstalter, der bei Regenwetter einem dummen Turista einen Bergtour verkaufen will.

Kuelap-Mauer mit unendlichem Panoramablick

Zum Glueck hab ich mitgemacht. Denn kaum sind wir losgefahren, hoerte der Regen tatsaechlich auf. Ausserdem hatten wird einen guten, sehr klares Spanisch redenden Guia, der alles wunderbar erklaeren konnte. Zum Beispiel, dass man Kuelap selbstverstaendlich ueberhaupt nicht mit Machu Picchu vergleichen duerfe. Denn die vielbesuchte Inkastadt in  den Bergen bei Cuzco sei doch nur das Relikt einer gerade mal 100 Jahr herrschenden Kultur. Die Chachapoyas aber, die Kuelap gebaut haben, lebten hier rund 1.000 Jahre – bis sie dann doch von den alles ueberrollenden Inkas eroberter wurden. Kein Wunder, dass sich die Chachapoyas dann an die Seite der spanischen Konquistadoren stellten, die sie von den Inkas befreiten – wenn auch mit wohl kaum erwuenschten Folgen.

Mit im Bus: Maria und Juan, ein sichtbar verliebtes Paar aus Lima, die sich beim gemeisamen Essen ebenfalls als Journalisten entpuppen. Er arbietet fuer die Onlineausgabe von el comercio, sie fuer die Wochenbeilage von la rebuplica. Das sind die beiden grossen, lesbaren Zeitungen hier. Der Comercio ist rechts, die Republica eher links. Es ist hier ueblich, erklaern die beiden, dass der Eigentuemer einer Zeitung bei Wahlen seiner Redaktion vorgibt, zu welchem Kandidaten sie zu halten habe. Comercio setzte sich bei der Praesidentenwahl 2011 fuer die spaeter unterlegen Keiko Fujimori ein. Deshalb haetten viele Journalisten ihre Jobs beim Comercio aufgegeben.

Republica stand auf Seiten des linken Kandidaten Ollanta Humala, der dann gewonnen hate. Mittlerweile geht die Zeitung wie viel Linke hier in Peru auf Distanz zu  Humala. sie werfen ihm vor, innerhalb weniger Monate einen Rechtsruck vollzogen zu haben. Auch grosse Teile des Kabinetts haben inzwischen aufgegeben, sind abgetreten oder kurz davor. So war es zumindest dann zwei Tage spaeter in der wirklich lesenswerten Sonntagsausgabe der Republica zu lesen. Allerdings erst am Sonntagnachmittag. So lange braucht es, bis die in Lima produzierte Zeitung den Weg in die Kioske auf der anderen Seite der Berge gefunden hat.

In den Ruinen von Kuelap

2 Responses to “Chachapoyas, Kuelap. Und die Zeitungslandschaft.”

  1. […] wieder aufgebaut. Was die Autentizitaet angeht, kann die Anlage also weder mit Machu Picchu oder Kuelap mithalten. Aber in einem schlaegt sie die beiden Toporte in Peru allemal: im […]

  2. […] Freundin, beide Journalisten aus Lima, hab ich vor zwei Jahren in Chachapoyas kennengelernt, bei meiner Tour zu den Ruinen von Kuelap. Und dann haben wir zufälligerweise am nächsten Tag auch noch zusammen den großen Wasserfall in […]

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