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die welt liegt uns zu füßen

Der falsche Mexikaner mit den Fixies

Es gibt da gerade dieses Video mit dem mexikanischen Mechaniker, das in den sozialen Medien die Runde macht. In dem „Shocking Interview with Mexican Bicycle Manufacturer (German)“ erzählt der sichtlich amüsierte Mann bei einem TV-Interview, wie er von den Europäern den Auftrag bekam, 5.000 Fahrräder zu bauen – mit nur einem Gang. „Ich dachte, die sind doch besoffen“, erzählt der Mann und lacht sich schlapp. Lenker kürzen? Keine Bremsen? Keine Schaltung? „Sie rissen uns die Fahrräder dennoch aus der Hand! Stellen Sie sich vor, wir ließen einfach alles weg und die schmissen uns das Geld hinterher!“ Der Mexikaner und der Moderator im Studio kriegen sich gar nicht mehr ein, vor so viel Blödheit. „Wir machten den Umsatz unseres Lebens mit Fahrrädern ohne Bremsen. Ich kann es immer noch nicht fassen.“ Und nun solle er auch noch 2.000 weitere Räder liefern.

Ein herber Schlag für die hiesigen Anhänger der Singlespeed-Fahrräder, der Fixies. Kein Wunder, dass das Video mit entsprechenden bösen Kommentaren gern geteilt wird.

Tatsächlich muss man sagen, das Video ist gut. Also: gut gemacht! Denn die Untertitel erzählen eine großartige Geschichte –  wenn man mal davon absieht, dass sie nichts mit dem Originaltext zu tun hat. Der Mann, der sich da so köstlich über die Europäer amüsiert, ist nicht einmal Mexikaner, sondern Spanier. Und Fahrradhersteller ist er natürlich auch nicht, sondern Schauspieler und Komiker. Er heißt Juan Joya Borja und ist in Spanien als El Risitas bekannt – ein Künstlername, der auf sein unglauliches Lachen anspielt.

Zum Glück habe ich gerade passenderweise eine Spanierin und eine Mexikanerin zu Besuch, die mir geholfen haben, zu verstehen, worum es in dem Gespräch tatsächlich geht. Demnach erzählt El Risita eine an sich schon vollkommen abstruse Geschichte, deren Humor offensichtlich vor allem in der Art seines Erzählens und Lachens besteht:

„Der Koch hat mich gerufen. Risitas!, komm her, bring die Paella-Pfannen, die Gäste, die am Nachmittag kommen sollten, sie sind schon da“, beginnt El Rsistas. Er habe Badezeug getragen und Badelatschen, die Haare vollkommen verwuschelt. „Ich ging an den Strand und da schwappten die Wellen auf den Sand, Jesús!“

Jesús – das muss man wissen – ist an dieser Stelle nicht nur ein typisch spanische Ausruf des Erstaunens, wie er auch im Deutschen, etwas als „Jesses Maria“ verwendet wird, sondern auch der Vorname des Moderators Jesús Quintero, mit dem sich der Komiker hier unterhält.

Dem erzählt er dann weiter, dass er die Paellapfannen am Strand wegen der Wellen erst nicht finden konnte, schließlich habe er sie draußen zwischen den Steinen am Leuchtturm gesehen. Als er daher ohne Pfanne zurück ins Restaurant gekommen sei, habe der Koch gefragt, was machen wir nun mit den zwei Säcken Reis? Und dann gesagt: Ruf in Sevilla an, damit sie uns eine neue Paellapfanne bringen. Der Rest geht im Lachen der beiden unter und ist selbst für Spanier und Mexikaner schwer zu verstehen.

Lustig? Nun, tja, also. Der Humor ist offensichbar regional begrenzt. Die Spanierin konnte immerhin ein wenig über den Typen lachen, die Mexikanerin hat nur die Augen verdreht.

So oder so, als Inspiration für Untertitelvideos scheint er gut zu funktionieren – auch weil man selbst mit einigermaßen guten Spanischkenntnissen kaum versteht, worüber den Mann tatsächlich redet. Da kann man zum Beispiel den mehrfach wiederholten Ausruf „Jesús!“ auch gut mal mit „ein Gang“ untertiteln. Funktioniert!

So gut, dass viele – ja, ich auch – das Video zumindest beim ersten Anschauen erstmal für echt halten.

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