grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Der Regenwald (2. Tag): Grosse Tiere im Fluss

Delfine in der Lagune

Dann kommt der Regen. Jorge hat es selbstverstaendlich schon wieder ein paar Minuten vorher gewussst. Der Stand der Wolken hat es ihm diesmal verraten. Heute bin ich besser vorbereitet. Die blaue Plane schuetzt wieder Gepaeck und Proviant. Ich aber bleibe aussen vor. Ziehe das Hemd aus. Und paddle mit Jorge im Takt und mit blossem Oberkoerper durch den Regen. Es ist wie unter einer Dusche. Mit lauwarmen Wasser. Es prickelt auf der Haut. Es platscht in den Haaren. Ich bin plitschnass. Es ist wunderbar. Und hoert diesmal schon nach etwa einer halben Stunde wieder auf. Schade eigentlich.

Nach zahlreichen Kurven im Fluss und herrlich dschungeligen Abkuerzungen durch den Wald erreichen wir eine Lagune. Die sei bei dem grossen Erdbeben im Jahr 1970 entstanden, das auch Huaraz zerstoert habe, erklaert Jorge. Das Beben selbst sei gar nicht so heftig gewesen, haetten seine Eltern erzaehlt. Aber anschliessend habe das ganze Land hier zwei Tage lang geschaukelt. Die Leute haetten gedacht, nun wuerde die Welt untergehen. Damals habe sich an dieser Stelle der Boden gesenkt, sagt Jorge, seither ist hier ein kleiner See. Am anderen Ende des Gewaessers plaetschert es heftig. Dann schnauft es laut. Delfine! Mitten im Wald. Es gibt zwei Arten. Die Kleinen sind grau, die Grossen rosa. Sie schwimmen gut zehn Meter von uns entfernt durchs Wasser.

Papageie kurven paarweise kreischend ueber den Baumwipfeln.

Die zweite Nacht verbringen in einer noch spaerlicheren Huette an einer Flussbiegung. Sie besteht nur aus ein paar Pfaehlen und einem etwas loechrigen Dach aus Palmwedeln. Darunter bauen wir unsere Moskitonetze auf. Ich bekomme zwei Decken. Eine zum Drauf-, eine zum Drunterliegen.

Fast beilaeufig kommen neue Fragen von Jorge. Ob Japan in China liege oder in Indien, will er wissen. Und ob Cancun auch dort sei oder ganz woanders? Ob ich Kung Fu kenne? Was es mit der Tradition der Samurai auf sich habe? Und wie das Salz ins Meer komme? Ob wir dann nur salziges Wasser in Deutschland haetten, weil es doch am Meer liege? Und ob es stimme, dass es Laender gibt, in denen auch nachts die Sonne scheint? Ich erklaere ihm mit Hilfe einer Ananas und einer Papaya die Beziehung zwischen Sonne und Erde und die Aenderung des Lichteinfalls im Laufe der Jahreszeiten. Er bereitet spaeter die Fruechte zu und spannt ein Netz zum Fischen aus.

Jorge ist in seinem ganzen Leben noch nicht weiter als bis Iquitos gekommen. Und in der anderen Rictung bis Tarapoto. Die Kueste von Peru kennt er nicht, nicht einmal die Anden. Aber der 28-Jaehrige hat einen Traum. Im Mai will er seinen Bruder besuchen. Der lebt heute in Ayacucho, hoch oben in den Bergen. Aber Jorge muss noch viel sparen, um die Fahrt zu finanzieren.

Vorerst bestaunt er die Fotos in meiner Kamera. Vor allem das Museum in Lambayeque mit den Graebern der Senoren de Sipan hat es ihm angetan. Das will er unbedingt besuchen auf seiner grossen Fahrt. Er hat schon viel darueber gelesen.

Delfine schwimmen gemaechlich an unserem Lager vorbei.

Nach Sonnenuntergang paddeln wir noch ein wenig mit Taschenlampen durch den schwarzen Wald. Hier und da sind die reflektierenden Augen von Krokodilen am Ufer zu sehen. Mir ist nicht ganz wohl dabei.

Dann wieder das Quaken der Kroeten.

Das Dach für die zweite Nacht  Ein Adler am Flussufer

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