grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Haifa. Die Baha’i, ihr Hang zum Religiösen und die mindestens zweitbesten Falafel.

Raus aus Tel Aviv, hoch in den Norden mit der Bahn immer die Küste entlang und ab in die Berge. Genauer gesagt: auf den Berg, den heilgen. Heilig ist ja viel hier im heiligen Land, aber dieser Berg, der mit dem steilen Hang hinab zum Hafen von Haifa, der ist noch ein Stück heiliger. Nicht für Juden, Christen und Muslime. Dafür für die Baha’i. 
Das ist die – nach eigenen Angaben – jüngste Weltreligion. Sie wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von einem Perser erfunden, der sich nach Moses, Jesus, Mohammed und Buddha als weitere Gottgesandter verstand, alle seine Vorgänger anerkannte und ihre Ansichten zugleich als überholt und nicht mehr zeitgemäß bezeichnete, der alle Menschen und Völker, Männer und Frauen als gleichberechtigte sah, Wissenschaft nicht im Widerspruch zum Glauben und so weiter – und deshalb erst aus Persien flüchten mussten, dann jahrelang in Akko im Gefängnis saß und schließlich hingerichtet wurde. Sein Nachfolger baute die Religion dann aus und wurde zum Dank hier in Haifa in einem Schrein beerdigt. Und dessen Anhänger beschlossen schließlich, ihm nicht nur diesen Schrein zu bauen, sondern gleich den schönsten Friedhof der Welt.

Und man kann von dieser Religion halten, was man will (bei zeit.de findet man zum Beispiel, dass es mit ihrer Vorurteilsfreiheit schnell vorbei ist, wenn es um Homlsexuelle geht), aber Gärten bauen, das können sie.

100 Gärtner sind hier beschäftigt, um all das exakte Grün in Schuss und vor allem in Form zu halten, das rund um die 18 Terrassen am Hang wächst und Versailles in den Schatten zu stellen versucht. 

Unser Guide, der die Besuchergruppe von ganz oben nach unten treibt, gehört übrigens nicht zu den Baha’i. Gefragt nach seiner Einstellung zu dieser Religion, gibt er sich höflich ausweichend. Er liebe eher das Land, das Meer oder diese Aussicht. Und die ist wirklich wunderbar. 
Wir lieben später dann die mindestens zweitbesten Falafel weit und breit – unten in der Wadi Street im arabische Viertel, in dem die dort lebenden palästinensischen Christen ihre Weihnachtsverbundenheit gern durch auf Dächern und Mauervorsprüngen stehende Leuchtrehe bekunden. Der laut Reiseführer beste Falafelladen hat zu, aber das macht nichts – denn gleich gegenüber steht man ja auch Schlange. Sehr zurecht! 
Vom Rest der Stadt sehen wir nicht allzuviel – ich bin seit heute Teil einer fünfköpfigen, familiär gebundenen Reisegruppe. Das ist mal ein fast ganz neues Gefühl, etwas gewöhungsbedürftig, da ich nicht einfach meiner Nase nach durch die Gegend ziehen kann. Aber dafür jede Menge freundliche Menschen um mich habe, mit denen ich meine Eindrücke teilen kann. Und das ist nicht zu unterschätzen. 

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