grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Hohe Walbeteiligung auf der Straße von Gibraltar

Das hier ist ein Traum, ein sehr alter. Wale sehen, einmal in echt. Bei all meinen Reisen hat das nie geklappt, weil ich immer zu falschen Jahreszeit am richtigen Ort war. Bei der Peninsula de Valdez in Argentinien zum Beispiel. Oder bei den Walhaien, die vor der Küste von Yucatan zu sehen sind. Als ich entdeckt hatte, dass es auch hier in der Straße von Gibraltar viele Meeressäuger gibt und die schweizer Stiftung firmm nicht noch „respektvolles Whalewatching“ anbietet, sondern auf Anfrage auch noch mitteilt, dass auch ein Rollifahrer an Bord könne, ist klar, was wir hier machen müssen: warten! Erstmal warten, denn nach den stürmischen Tagen muss sich das Wetter und vor allem das Meer erstmal wieder beruhigen, bevor es dir eigentlich täglichen Touren wieder gibt. Nicht vor Montag um 13 Uhr, heißt es bei meiner ersten Anfrage, später wird der Beginn noch auf 15 Uhr verschoben, eigentlich wollten wir da längst auf dem Weg nach Cádiz sein, aber was soll’s.

Bevor das Schiff ablegt, hält ein Volontär der Stiftung einen Vortrag über die spezielle Lage hier in der Straße von Gibraltar, in der Mittelmeer und Atlantik aufeinander treffen, so dass eine besonders nahrungsreiche und somit für Meeressäuger so attraktive Wasserlandschaft entstanden ist, dass sie zuhauf herkommen, obwohl die vielen gigantischen Frachter hier so einen Lärm machen, dass es für die Unterwasserbewohner so laut sei, wie in einer Disco.

Er erklärt die verschiedenen Arten von Delfinen, die hier leben, sowie Grind-, Pott- und Finnwale, ihre Größe, ihr Leben, wann man sie so trifft und wann nicht. Orcas zum Beispiel gibt es hier auch, aber nur im Juli und August, wenn die Thunfische vom Mittelmeer in den Atlantik schwimmen. Nun denn, Orcas werden wir also nicht sehen.

Auch vom Schiff, auf das Herr Oppermann problemlos von zwei starken Seebären an Bord gewuchtet wurde, sieht man zunächst mal vor allem eins: Wasser. Es spritzt manchmal auch hinten in den Heckbereich, in dem Holger sitzt, schwappt umso lieber auf die Plattform am Bug, wo die ganz harten warten. Feucht und Nass.

Schon gut eine der angekündigten zwei Stunden unserer Tour ist vorbei, als die schweizer Tourleiterin auf deutsch, spanisch und englisch verkündet, dass dahinten, vor dem großen Frachter, der ein paar hundert Meter von uns entfernt vorbeidampft, ab und an ein paar springende Delfine zu sehen seien. Und tatsächlich, wenn man genau hin schaut, zum richtigen Zeitpunkt, dann kann man kurz, sehr kurz springende Punkte erkennen.

Etwas später sind die Delfine auch näher zu sehen, aber ehrlicherweise bleiben sie auch dann ein sehr kurzes Vergnügen. Man ahnt sie eher, als dass man sie sieht. Hier und da mal ein Flosse, könnte aber auch eine Welle gewesen sein.

Unser Boot macht sich langsam schon wieder auf den Rückweg, ich habe alles längst unter, naja, einen Versuch war es wert abgebucht, Herr Oppermann meint sogar, die Schiffstour allein sei doch schon toll gewesen, außerdem waren wir so nah an der Küste Marokkos wie so sonst nie, da knarzt die freundliche Schweizerin nochmal durchs Mikro: ein große Gruppe Delfine auf drei Uhr – also rechts vom Boot. Dann auch auf 12 Uhr, also vor uns. Und dann auch hinter uns, links, dann wieder rechts, überall. Und sie schwimmen nicht nur einfach vorbei, sie springen, meist zu zweit, manchmal zu dritt, ein paar von ihnen drehen sich im Flug, zeigen ihren hellgrauen Bauch. Wir stehen an der Reeling und jauchzen. Da! Da! Und da! Und dahinten! Und, guck mal, gleich hier direkt vor dem Boot! Glück ist ein einfacher, schöner Moment. Es rührt mich.


Und die Wale? Waren nicht in Sicht. Muss ich ein andermal versuchen. Oder ich nehme den jungen Typen und seine einleitenden Vortrag ernst: denn Delfine, hat er gesagt, seien auch Wale, eine Walart zumindest. Das glaube ich jetzt sehr gerne.

Leave a Reply

Your email address will not be published.

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>