grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

In die Wüste

DSC04547Kamele heißen hier Dromedare und sehen auch so aus. Zumindest wenn ich mich richtig an meine rüdimentären Kenntnisse aus dem Biologieunterricht erinnere, haben Kamele zwei Höcker und Dromedare eins. So wie die Tiere, aus der Karawanserei bei Merzouga, auf denen wir nun die Sanddünen hochzuckeln. Und dann wieder runter. Und dann wieder rauf. Und dann wieder …

Ein Karawanenritt hat etwas meditatives. Leicht schaukelnd sitzt man auf einem dicken Kissen, das das Gefälle hinter den Höckern ausgleicht. Es geht gemächlich voran, zu Fuß wäre man auch nicht langsamer, schließlich wird unser Dromedarzug von einem lokalen Guide geführt – und läuft durch den Sand.
Man könnte den Weg bis zum Zeltlager hinter der extragroßen Riesendüne auch schneller hinter sich legen als wir in knapp zwei Stunden. So wie etwa diese vier
coolen Typen, die auf Quads an uns vorbeiknattern und damit nicht nur die Luft, sondern auch die Akustik verpesten.
Auch das Tüdelülütüdelülütüdlülülüüü, das im original Nokia-Sound aus dem Kaftan unseres Kameltreibers ertönt, nimmt uns ein wenig die Illusion der totalen Abgeschiedenheit. Aber was soll’s. Wir sind hier auf einer Karawanensimulation für Wüsten-Amateure. Mehr nicht.

Aber auch nicht weniger. Gerade als wir vom Rücken unserer geduldig vor sich hin trabenden Tiere die Zelte unter den Oasenbäumen entdecken, trübt sich der Himmel binnen weniger Minuten ein und dann fegt der Sand dermaßen die bestimmt hundert Meter hohe Nachbardüne hinab, dass wir spätestens jetzt wissen, wofür die Turbantücher, die wir uns alle eigens zugelegt haben, nützlich sind. Sie halten nämlich nicht nur die Sonne davon ab, dir den Kopf zu verbrennen, sondern auch den Sand, die zwischen den Zähnen zu knirschen.

Alles in allem bleibt aber auch dieses Sandstürmchen touristengerecht. Nach einer halben Stunde ist alles wieder vorbei. Und nach dem Essen im großen Zelt fallen zwar erst sogar noch ein paar Tropfen vom Himmel, dann aber kotz es sich auf und irgendwann ist der imposanteste weiße Schleier da oben am Nachthimmel kein Wolke mehr, sondern die Milchstraße.

Der nächste Morgen bietet nochmal das volle Programm. Frühstück auf Teppichen im wirklich sehr feinen Sand, zum Sonnenaufgang kraxelt man schnell noch die große Düne hoch (oder sagen wir ehrlicherweise: bis zur halben Höhe), dann zieht die Karawane auch schon weiter, bzw. wieder zurück und man hat nochmal genügend Zeit zu bewundern, wie die zylindrischen Kamelköttel schwungvoll die Dünen herabkullern, um sich in den Senken zu einem sprenkeligem Muster zu formieren.

Alles in allem ein wunderbarer Ausflug, auch wenn leider die Relation zwischen der Zeit im Auto und der vor Ort leider überhaupt nicht stimmt, denn wir waren sechs bis acht Stunden täglich auf der Straße unterwegs und an ein, zwei Orten, hätte ich gerne noch verweilt oder gar einen Spaziergang gemacht, aber dafür fehlte die Zeit.

2 Responses to “In die Wüste”

  1. […] fing alles mit Hassan an, unserm wortkargen Fahrer bei der Dreitagestour Richtung Wüste. Viel gesagt hat er zwar nicht, bei den stundenlangen Fahrten durch das marokkanische Hinterland, […]

  2. […] Bei dem Tinariwen-Konzert Ende Februar hatte ich Lust bekommen, mich sofort auf ein Kamel zu setzen und mit der erstbesten Karawane von dann zu ziehen – was ich dann ja ein paar Monate später auch gemacht habe – zumindest ansatzweise. […]

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