grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Langsam in La Paz

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Langsam. Ganz langsam. Schritt fuer Schritt die steile Gasse hoch. Der Kopf brummt ein wenig. Der Koerper ist muede nach der fast 20-stuendigen Reise um die halbe Welt. Und der Koerper ist auch noch nicht ganz hier. Hier oben auf eta 3.500 Metern. Oder 3.800. Oder wie auch immer. Das wechselt schnell in La Paz. Es geht rauf. Es geht runter.  Nur Strassen ohne  Steigung, die gibt es hier fast gar nicht.  Atemberaubend im Wortsinne.

Das Hostel hat Mate de Coca im Angebot. Tee aus Kokoblaettern, oder zumindest mit Anteilen davon. Das gehoert hier in Bolivien zur Grundausstattung. Jeder trinkt das. Es soll helfen, um den an nicht an die Hoehe gewohnten Koerper ein wenig zu entspannen. Es hilft. Ich hab mich dann erstmal mittag wieder ins Bett gelegt.

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Die Stadt ist sehr trubelig. Und dennoch ueberraschend leise. Trotz des alle Strassen verstopfende Verkehrs ist es erstaunlich ruhig. Selbst die Fahrer der unzaehligen Minibusse hupen dezent. Einmal, zweimal, aber nie aufdringlich.

Von der Dachterasse des Hostels hat man einen beeindruckenden Blick ueber die Stadt. Hochhaeuser, die sich im dichtbebauten Talkessel draengeln, Stadtteile, die die steilen Bergwaende hochwuchern. Und dahinten ein schneebedeckter Sechstausender, dessen Kuppe im Sonnenuntergang glaenzt.

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In den steilen Gassen oberhalb der Kirche San Lorenzo quetschen sich die Marktstaende aneinander. In kleinen, kaum mehr als zwei Quadratmeter grossen Buden wird alles geboten, was man braucht – oder auch nicht braucht. Hosen, Huete, Toepfe, Handys, Fisch und Fleisch. Am Strassenrand stehen Frauen und bieten Kraeuter an. Man kauft sie offenbar in kleinen Dosen, laesst sich verschiedene auf ein Stueck Zeitungspapier mischen und dann werden sie noch schnell durch die Handmuehle gedreht. Glaubt man den an den Staenden haengenden Bildern, sollen sie gegen die schlimmsten  Ausschlaege, Koerperwucherungen, offenen Beine etc. helfen.

Weiter oben ist der Zentralfriedhof. Offenbar werden die Menschen hier nach Berufsgruppen beerdigt. Es gibt mehretagige Grabbauten, in denen zum Beispiel nur die in einer bestimmten Gewerkschaft vereinigten Chauffeure beerdigt sind. Irgendwo soll es auch ein Grab eigens fuer Journalisten geben, das habe ich aber nicht gefunden.

Gegenueber in dem kleinen Park an der Ecke erzaehlt mikrophonverstaerkt ein schick gegekleideter Mann von Jesus, von der Gnades des Herrn. Die Umsitzenden interessiert das wenig. Ein junger, betrunkener Mann geht auf den Prediger zu. Bringt ihn aus dem Konzept. Ins Stocken. Aber dann hat er sich schnell wieder gefangen. Der Prediger empfiehlt dem Betrunkenen zu beten. Der zieht achselzuckend von dannen. Eine Frau verkauft frisch geschaelte Papaya. Sieht gut aus. Der alte Mann  auf der Bank neben mir greift zu. Aber ich bin noch nicht soweit, dass ich Streetfood kaufe.

In der Hostelbar sitzt ein junger Inder, der in Warschau studiert und Moskau fuer die beste Stadt der Welt haelt, noch besser als Berlin. Jetzt gewinnt er gerade beim Pokern.

Der Taxifahrer, der mich und drei Neuseelaenderinnen heute morgen gegen 2 Uhr vom Flughafen zum Hostel gebracht hat, faehrt in  etwa so wie in Berlin die Radfahrer. Jede Ampel ist rot. Aber es kommt ja keiner, da kann er auch einfach weiterfahren.

Auf der Plaza vor dem Praesidentenpalast sind tausende Tauben. Die Bolivianer fuettern sie. Ein kleines Maedchen kriegt sich vor Freude gar nicht mehr ein, weil sie ihrem am Boden hockenden Vater ein paar Futterkoerner auf die Schulter geschuettet hat, die nun da von einer Taube weggepickt werden. Vogel und Vater bleiben sehr gelassen.

Die Stadt ist noch voller Weihnachtsschmuck. Man hat es hier offenbar allgemein nicht so eilig. Ich werde es aehnlich halten. Und mich herantasten. Langsam.

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One response to “Langsam in La Paz”

  1. Ein guter Plan! Langsam rantasten, ankommen und den Körper auf’s Klima und „neue“ Zeit einstellen, mit Mate de Coco und was sonst noch hilft.

    Was würde ich dort nur machen – abgesehen vom Auf und Ab – der ja nu‘ nicht sooo gern Tee trinkt und sich einen solchen schon gar nicht aus Kokoblättern vorstellen kann. Dann doch lieber ein kühles Cerveza 😉

    Und wenn man den Bildern vom Hostel glauben kann, sieht das schon wirklich klasse aus.

    Eine gute Zeit in La Paz! 🙂

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