die stadt schlaeft
sie ruht sich aus auf der geschichte
hundert jahre sultane – ganz wichtig, denn dies ist ja a muslim country!
hundert jahre portugiesen – die haben noch ein dorf am strand
hundert jahre hollaender – ein windmuehlchen am fluesschenufer
hundert jahre briten – die haben dann das fort gesprengt
und jetzt natuerlich – independence!
vorerst wird jedes haus mal rot gestrichen.
das haben portugiesen oder hollaender hier schon so gemacht.
dann werden tausend betten hoteliert
und tische, stuehle, schirme augestellt
die schlipsgewandten typen vor der karaoke bar
suchen haenderingend saenger
doch nicht einmal ein hoerer sitzt im raum
wer eine flasche wein kauft, kriegt ne zweite ganz umsonst dazu
die haendler in der jonker street in china town
sie bieten millionen echte, total ganz alte china moebel
nur glauben tut das keiner,
denn irgendwie ist niemand da
die betten unbelegt,
die tische leer,
die stuehle angelehnt
die schirme einsam in der sonne
und wer die vielen bunten sachen in den vielen bunten laeden kaufen soll
bleibt mir ein raetsel
der hindu-tempel, die moschee, der budha-tempel in einer strasse
na, geht doch, denkt man
aber nicht mal darin hockt noch wer
und schweiss stroemt von der stirn
ich trinke noch ne kokusnuss
und sitz bei nacht dann einsam bei nem bier
und denke – ja, das wars dann wohl
und gegenueber in der bar
da singt ein schlechter saenger schlechte schlager
„you are allways on my mind“
und so
und zupft an der gitarre
traegt hut und brille
und sieht ganz aus wie john lee hooker
nur als chinese
darauf noch einen starfruitjuice
die stadt schlaeft
schaut wie ein aufpoliertes nest
mit entdecker-segelboot-nachbau
und einer frischen sultans-palast-replik
wahrscheinlich ist melaka schon seit hunderten von jahren tot
es hat hier blos noch niemand registriert
und morgen?
pack ich meinen rucksack
take off
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