Was für ein großartiger Film. Und was für ein großartiger Anfang für einen Film. Die Kamera senkrecht über einer sich drehenden Schallplatte. Und senkrecht drehend, mal über Tom Hiddelston, mal über Tilda Swinton, die in „Only Lovers Left Alive“ die Vampire Adam und Eve spielen. Was auch sonst? Denn eigentlich ebenfalls ab der ersten Einstellung fragt man sich, was Tilda Swinton eigentlich irgend etwas anderes spielen sollte, ob sie überhaupt jemals etwas anderes gespielt hat, als einen Vampir.
Es geht, klar, um Blut. Und wie man als zeitgenössischer Vampir im 21. Jahrhundert da dran kommt. Und dass man selbst als moderner Blutsauger im Notfall mal auf die alten Bräuche zurückgreifen muss, wenn auch mit dem besten Seufzer ever: „This is so fucking 15th century“.
Aber all das ist Nebensache. Toll, aber Nebensache. Viel mehr geht es um Kultur. Um Musik im speziellen. Um die Liebe zum edlen Instrument, die vor allem Adam pflegt. Und somit, wie fast in allen Filmen des Regisseurs Jim Jarmush, natürlich um die Musik an sich. Man denke nur an Dead Man, der sich nahezu komplett an dem Gitarrengedängel von Neil Young entlanghangelte. Oder an die Erzählung über den suizidal veranlagten Saxophonspieler gleich in seinem Debut-Film Permanent Vacation. Aber ich schweife ab.
In „Only Lovers“ fahren Adam und Eve einmal durch das nächtlich Detroit am Haus von Jack White vorbei. Nur mal so. Zum Gucken. Hach.
Es ist schon der zweite Film binnen weniger Wochen, der Musikliebhaber begeistert. Der erste war „Inside Llewyn Davis“ von den Coen-Brüdern, der einen jungen Folksänger durch das New York der frühen Sixties begleitet, die Zeit kurz bevor es Bob Dylan gelang, mit so einer Musik Erfolg zu haben. Der Film beginnt mit einer Szene, in der Oscar Isaac alias Llewyn Davis den Song „Hang me, oh hang me“ singt. Und mehr muss man eigentlich gar nicht wissen. Außer, dass sich Davis später noch auf einen Reise macht, als Tramper nach Chicago, bei der man die ganze Zeit denkt, jetzt müsste mal was passieren, aber …
Reisen spielen auch „Only Lovers“ eine Rolle. Denn Eve lebt in Tanger, Adam in Detroit. Da müssen sie erstmal Flüge finden, die nachts starten und nachts landen, damit sie sich sehen können. Ja, als Reisender weiß man, so ein Planung ist nie einfach.
Aber all das wäre noch kein Grund, die beiden Filme hier in unserem Reiseblog zu erwähnen. Das ist erst der Gedanke, der klar und wahr gleich nach den ersten Filmminuten durch meinen Kopf schlenderte. Ich muss nochmal nach Marokko! Nach Tanger! Und unbedingt mit F., den ich vor kurzem erst in Bochum wiedergetroffen hatte.
Wir waren mal da. Eine kurze, anstrengende Nacht auf unserer Interrail-Tour am Ende meiner Zivildienstzeit. Vor langen, langen Jahren. Wir waren jung – und eindeutig nicht reif für Marokko. Wir sind mit ach und krach gescheitert und haben das Land schon nach kaum 48 Stunden wieder verlassen. Ich hab danach Portugal und Spanien entdeckt. Und in der Zeit übrigens meine erstes Reisetagebuch geschrieben. Noch ganz klassisch in eine Kladde. Internet? Kannte damals noch niemand.
Aber jetzt. Jetzt sind wir nicht mehr jung. Jetzt könnten wir es nochmal versuchen. Ich muss sofort F. fragen.