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Osterurlaub 1: Candelilla in Friedrichshain

Der Plan war perfekt: Ostern beginnt der Frühling. Da wird es Zeit aufs Rad zu springen. Am besten im Südwesten, denn da ist das Wetter am besten. Außerdem gibt es diesen tollen Nachtzug von Berlin Richtung Basel, in dem man sein Fahrrad mitnehmen kann. Also Mittwochabend in den Zug, Donnerstagmorgen in Basel aufs Rad setzen, linksrheinisch über Colmar nach Strasbourg radeln, dort mit A. ein paar schöne Ostertage verbringen und dann rechtsrheinisch über Offenburg und Freiburg zurück nach Basel. Perfekt halt. Wenn denn der Frühling mitgespielt hätte. Aber der Wetterbericht verspricht vor allem zwei Dinge: Kühles Wetter und Regen. Also fährt der Nachtzug diesmal ohne mich. Und als Alternative bleibt der Kurzurlaub vor der Haustür, in der Stadt, in die sonst ja alle wollen.

Spontan verbringe ich den Abend  im tiefsten Friedrichshain, im Club about blank

hinterm Ostkreuz. Da wollte ich immer schon mal hin. Eine wunderbar angeranzte Hütte, dunkle Wände, guter Sound, eine kleine Bühne und darauf Frauen. Junge Frauen. Erst Jason & Theodor, zwei Frauen, die aussehen, als müssten sie am nächsten Morgan schnell wieder in die Schule. Die aber mit Gitarre, Korg, Drumpad und  Klarinette einen Sound auf die Bühne zaubern, der es in sich hat. Mit Wut und ohne Refrain. Gebrochen und rüpelig, schön, mit jeder Menge Potenzial. 

Der Kracher im Wortsinne aber ist die Band Candelilla aus München. Ein Frauenquartett, das dem Publikum die Ohren mal eben so wegbläst. Gitarre, Bass, E-Piano und ein treibendes Schlagzeug. Bis auf die Drummerin singen alle, abwechselnd, mit – und auch gegeneinander. Englisch, das leider etwas zu deutsch klingt, und deutsche Wortkaskaden, die vor allem von der melodiezupfenden Bassspielerin in einer Art schreisingendem Sprechgesang rausgehauen werden, dass es eine Art hat.

Die Songs haben als Titel nur eine Nummer, auch sonst machen die Vier nicht viel Show. Aber die Musik ist genialer Krach. Mehr davon! Wenn sie sich jetzt noch trauen würden, ihre Songs live ein wenig in die Länge zu ziehen, die Sounds ein wenig stehen zu lassen, ihnen Raum zu geben, wäre es perfekt.

Die CD Reasonreasonreason ist ähnlich gut wie das Konzert, auch die Platte mit Remixen ist großartig, aber das beste kommt noch. Genauer gesagt im Herbst. Dann soll die zweite reguläre CD von Candelilla erscheinen. Sie wurde in Chicago aufgenommen, unter der Regie von Steve Albini, der schon nicht ganz unbekannte Bands wie Nirvana oder die Pixies produziert hat. Das alles zusammengenommen, darf man davon ausgehen, dass von dieser Band spätestens ab Herbst noch viel zu hören sein wird.

Als ein Vorbild der vier Mitzwanziger wird immer wieder Sonic Youth genannt. Und im speziellen natürlich deren  Bassistin Kim Gordon. Das ist hochgegriffen, aber selten so angebracht wie hier.

Später gab es dann noch irgendwie tanzbaren Techno, zu dem plötzlich viel mehr Publikum auftauchte, als zu dem großartigen Konzert vorher. Das ist ein spezielles Berliner Phänomen, das ich nie verstehen werde.  Ein anderes sehr spezielles Berlin-Phänomen ist der Gedanke, dass man sich hier nie Gedanken machen muss, wie man nach Hause kommt. Es gibt ja U und S Bahn. Allerdings nicht morgens um 3 unter der Woche am Ostkreuz. Irgendwie scheine ich das vergessen zu haben. Zum Glück findet sich dann doch immer irgendwo ein Taxi und die nötigen Euro in meinem Portemonnaie.

Das about blank ist innen stufenlos. Allerdings muss man zum Reinkommen eine mehrstufige Treppe überwinden. Deshalb ist es für Rollifahrer nur mit tatkräftiger Hilfe betretbar.

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One response to “Osterurlaub 1: Candelilla in Friedrichshain”

  1. […] hintereinandern weg. (Und manchmal erinnert die Kombination aus Stimme udn Musik ein wenig an Candelilla. […]

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