grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Photography Playground: Kunst als Spielplatz

Eigentlich dachte ich, ich würde eine Ausstellung besuchen. So eine, wie es sie nur – oder zumindest vor allem – in Berlin gibt. In einem dieser leer stehenden Fabrikgebäude. Mit dem Charme des Verfallenden. Und da drin halt Kunst. Als Kontrast. Und all das bietet die Ausstellung „Photography Playground“ in den ehemaligen Werkstätten der Staatsoper ja auch. Aber dann geht es doch um etwas ganz anderes: um den Besucher. Und eine neue Kamera der Firma Olympus.

Die bekommt man gleich am Eingang in die Hand gedrückt, um dann damit durch die Hallen zu streifen. Sie ist ein nettes Spielzeug – ausgestattet mit vielen Spezialeffekten und einer 4-MB-Speicherkarte, die man am Ende auch noch behalten darf. Schließlich darf man sein bestes Foto einschicken, um möglichererweise eine dieser Kameras zu gewinnen. Denn – das dürfte spätestens jetzt klar sein – das Ganze ist vor allem eine riesen Werbeshow für die neue Kamera. Aber ist es deshalb auch gleich Mist?

Sagen wir mal: Jein!

Zwar nimmt das Digital-Spielzeug den Besucher so sehr in Beschlag, dass man volkkommen das Auge für die ausgestellte Kunst verliert (außer natürlich man betrachtet sie auf dem Display oder durch den Sucher). Zudem sind die Installionen offensichtlich weniger nach ihrem küsntlerischen Wert als nach dem potenzielle Reiz sie zu fotografieren ausgewählt. Da gibt es fluoriszierenden Fäden, die durch durch einen nachtschwarzen Raum gespannt sind.  Oder Säle, in denen Lichtskulpturen durch Laser entstehen. Eine raumhohe, bekletterbare Netzskulptur. Eine Schimmelpilzlandschaft hinter Glas. Ein Pappkartonflur mit sich bewegenden Kugeln und so weiter. Alles ist hier offensichtlich auf den opitschen Effekt getrimmt. Hinzu kommt das Gebäude selbst, das mit seiner Patina allein eine Fotosafari wert wäre.

Hätte man nicht andauernd das Gefühl, man wäre hier auf einer Werbeveranstaltung, könnte man sich ganz dem Vergnügen hingeben. Aber warum eigentlich auch nicht. Man kann das ganze ja auch als wirklich gelungene Produkttestvariante sehen. Hier hat mal als potenzieller Kunde tatsächlich die Möglichkeit, ein Produkt nach Lust und Laune auf seine Tauglichkeit zu testen. Ob man sich später tatsächlich die Olympus-Kamera zulegt, ist dann wohl weniger eine Frage der eigenen Verführbarkeit, als der Verfügbarkeit von Geld. Schließlich muss man für das gute Stück rund 1.000 Euro auf den Tisch legen.

Aber immerhin darf man ja die Speicherkarte behalten. Und der Eintritt ist auch frei.

PS: Wie an der kleinen Bilderauswahl unschwer zu erkennen sein dürfte, hat mir das Programm für harte Schwarz-Weiß-Aufnahmen am besten gefallen.

———————————————————————————————-

Photography Playground:

noch bis 24. Mai, täglich von 11 bis 19 Uhr, in den ehemaligen Opernwerkstätten, Zinnowitzer Str. 9, Berlin-Mitte, Nähe Nordbahnhof.

Eintritt frei, aber Personalausweis nicht vergessen. Ohne den bekommt man keine Kamera geliehen. 

 

Leave a Reply

Your email address will not be published.

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>