grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Sai Gon – der zweite Blick, und er der letzte. Und eine leckere Entdeckung

Banh Xeo auf dem TellerDas Banh Xeo Restaurant

Na gut, es gibt sie also doch: ruhige Straßen, in denen man es aushalten kann. Mitten in Sai Gon. Ich habe sie entdeckt, rein zufällig, bei einem Spaziergang durch die Viertel nördlich der Altstadt, in der Nähe der Pagode des Jadekaisers. Kaum biegt man von einer der wie immer dicht befahrenen Haupsttrassen steht man plötzlich in einem fast beschaulichen  Wohngebiet. Und der Motorradfahrer, der an der Ecke wartet, will einen auch nicht wie alle anderen durch die Stadt chauffieren, er weist  den weitgereisten Passanten viel mehr daraufhin, dass er hier in der Sackgasse seinen müden Körper mit Getränken erfrischen kann. Ca phe sua da. Noch einmal. Noch einmal gut. Ich sitze auf den kleinen roten Plastikhockern im Schatten und weiß, dass ich dieses wunderbare Getränk schon bald vermissen werde.

Und am letzten Tag kommt noch eine Entdeckung auf die Liste, der zu vermissenden Dinge: Banh Xeo. Dabei handelt es sich laut englischer Übersetzung auf der Speisekarte um vietnamese pancake, aber das gibt die Sache nur zur Hälfte wieder. Tatsächlich bekomme ich einen halb zusammengefalteten, tellergroß-runden, frittierten Teig, in dem neben Sojasprossen und ein wenig Gemüse auch ein paar Shrimps liegen. Dazu wird ein Teller mit Salatblättern und vietnamesischer Minze gereicht und die üblichen Soßen. Der Kellner gibt hier netterweise eine Einführung, wie das ganze zu essen ist: Man nehme zunächts zwei bis drei große Salatblätter und lege je nach Geschmack Minzblätter darauf. Dann wird per Hand oder mit den Essstäbchen ein Stück von dem Pfannkuchen abgebrochen und auf die Salatblätter gelegt. Schließlch wird der Pfannkuchen in den Salat eingewickelt. Die handliche Rolle tunkt man dann je nach Geschmack in die verschiendenen Soßen. Fertig. Lecker! Wer es ausprobieren will: Mein Glückstreffer fand sich in der Ding Cong Trang, einer kleinen Seitenstraße, die direkt gegenüber der Tan Dinh Kirche beginnt, und an der mehrere Händler frisch genähte Jeans anbieten.

Die Kirche ist übrigens auch einen Besuch wert. Zum einen weil sie außen so hübsch pink ist. Vor allem aber, weil man innen erfahren kann, wie nah sich die verschiedenen Religionen sind hier in Vietnam. – zumindest akustisch. In der Kirche wurde gerade gebetet.  Der gleichförmige Singsang, der immer wieder durch die Anleitung einer Vorsängerin mit Mikrophon angefeuret wurde, hörte sich exakt so an, wie das Gebet einer weißgekleideten Gemeinde, die ich vor etwa zwei Wochen in einem Tempel in Hoi An belauscht hatte. Erst bei genauen Hinhören ist zu erkennen, dass sich hier in der Kriche die Worte „Ave Maria“ in den Singsang einschleichen. Die Gesten der Gläubigen lassen letzlich den Schluss zu, dass hier gerade ein Rosenkranz gebetet wurde.

Panzer vor dem Palast Architektur im Palast Einrichtung im Palast

Vormittags hatte ich mir noch den „Wiedervereinigungspalast“ angeschaut. Der war ursprünlgich Mitte der 60er Jahre als „Unabhängikeitspalast“ für den Präsidenten Süd-Vietnams errichtet worden. Im April 1975 drangen zwei nordvietnamesische Panzer auf das Gelände vor, was seither als das symbolische Bild für das Ende des Krieges gehandelt wird. Heute finden sich in dem Palast die Originaleinrichtungen aus den 60er Jahren – vor allem die Telefone in den Kellerräumen haben es in sich – und es werden etwas überzogen propagandistische Filmchen gezeigt, sowie Kopien der Panzer, die das Gelände erobert haben, die Kopie eines Armyjeeps , der auch irgendeiner wichtige Rolle gespielt hat, und ein schöner alter weißer Mercedes, mit dem der südvietnamesische Präsident gefahren sein soll. Draussen vor dem Zaun werden überteurte Kokosnüsse angeboten. Aber da ich am letzten Tag eh nur noch zu sehen muss, wie ich meine letzten Dong los werden, hab ich mir trotzdem eine gegönnt.

Essen in der PagodeSehr speziell ist übrigens die eingangs schon erwähnte Pagode des Jadekaisers. Aber nicht wegen der vielen glücksbringenden Schildkröten, die in einem Bassin davor schwimmen. Auch nicht wegen der unzähligen Touristengruppen, die laut meinem Reiseführer hier die Gläubigen beim Beten stören. Bei meinem Bescuh war der Tempel zwar auch gut gefüllt, allerdings durch Gruppen von Vietnamesen. Die saßen um mehrere Tische, die nahezu alle Räume des Gebäudes belegten. Sie aßen dort Suppe und tranken dazu Softgetränke aus Dosen, die von Mitarbeitern aus einer hintenliegenden Küche gereicht wurden. An manchen Tischen hatten sich Mönche dazu gesellt. Religion geht hier offenbar durch den Magen.

Markthalle von CholonIch habe dann noch einen kurzen Abstecher nach Cho Lon gemacht, der „Chinatown“ von Sai Gon. Dort gibt es den üblichen Markt, mit dem üblichen Angebot an allem was man so braucht. Der auffälligste Unterschied yu allen bisher gesehen Märkten in Vietnam: hier sitzen an nahezu allen Ständen junge Händler und Händlerinnen, die fleißig per Taschenrechner lange Zahlenreihen addieren. Offenbar wird hier tatsächlich Umsatz gemacht.

Kissenhändler in CholonBeim Rückweg läuft mir dann abends im Touristenviertel tatsächlich noch Vivek über den Weg, der Inder mit dem ich die ersten Tag in Hanoi verbracht habe. Er hat gerade seine Frau vom Flughafen abgeholt, sie wollen jtzt noch eine Woche auf der angeblich noch sehr schönen Insel Phu Coc verbringen. Ich bin gerade auf dem Weg ins Hotel, um meinen Rucksack zu holen und dann per Taxi zum Flughafen zu fahren. Es bleibt uns somit leider nur Zeit für ein kurzes Wiedersehen.

Die Bilanz des Urlaubs muss ich also alleine ziehen.

So viel ist sicher: Wer mit Straßenlärm nicht klar kommt, sollte diesesLand nicht besuchen. Wer sich schöne Städte oder Dörfer erhofft, wird weitgehend enttäuscht. Wer nicht mag, dass man trotz des allgemeinen Lächelns immer deutlich tiefer in die Tasche greifen soll als die Einheimischen, wird sich hier nicht wohl fühlen. Und wer gerade drei Wochen hat, um das Land von Nord nach Süd zu bereisen, der muss sich richtig sputen. Für einen ersten Eindruck aber reicht es: Vietnam ist ein spannendes Land. Vielschichtig. Nicht ganz einfach. Es gibt schöne Orte. Es gibt nette Menschen. Und mit manchen davon kann man zum Glück sogar reden, ohne dass man Vietnamesisch beherrscht. Aber um das Land auch nur ansatzweise zu verstehen, müsste ich wohl nochmal wieder kommen.

Fürs erste aber bin ich erstmal weg. Dieser letzte Text wurde bereits wieder in Deutschland geschrieben.

Saigon Travellerviertel bei Nacht

2 Responses to “Sai Gon – der zweite Blick, und er der letzte. Und eine leckere Entdeckung”

  1. herr oppermann sagt:

    Willkommen zurück und vielen Dank für die spannenden Reiseberichte, die einen beinahe wirklich an der Reise teilhaben ließen.

    Die nächste Reise kommt bestimmt …

  2. frank sagt:

    welcom back – danke fuer den feinen bericht aus einem fernen land
    das lesen hat viel freude gemacht

    hoffentlich bis bald einmal
    gruesse frank

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