grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Yolata, das Dorf

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Hier gibt es erstmal nichts. Jedenfalls nicht viel. Man kann, sagt der freundliche Mann, der hinter dem Gitter der Tienda an der Ecke steht, dort oben auf den Berg wandern, dahin, wo die Jesus-Statue steht. Und man kann runter zum Fluss gehen. Das war es dann eigentlich auch schon. Und deshalb bin ich hier.

Ich wollte nochmal raus aus der Stadt, ein Dorf besuchen, in dem ich vielleicht das typische bolivinanische Leben finden. Von Sucre aus geht es mit dem vollgepackten Minibus eine knappe dreiviertel Stunde nach Sueden. Dann sind wir da, auf der kleinen, gemuetlichen Plaza. Es gibt, wie ueberall, ein paar Laeden, die eigentlich alle dasselbe im Angebot haben. Getraenke, eine Auswahl an Keksen, Obst, Klopapier. Manchmal gibt es auch Brot. Dann steht „hay pan“ auf einem Schild. Manchmal gibt es kein Brot. Dann steht „no hay pan“ auf dem Schild.

Fast alle diese Laeden sichern ihr Warenangebot mit Gittern zur Strasse, damit nicht die ganze Zeit jemand aufpassen muss.  Wenn man was kaufen will, muss man rufen. Dann kommt jemand. Oder auch nicht. Aber das macht nichts, dann geht man eben zum naechsten Laden ein paar Haeuser weiter mit dem nahezu identischen Angebot.

Die Tienda an der Ecke der Plaza ist dennoch besonders. Denn hier werden auch Zimmer angeboten, im dazugehoerigen Alojamiento Gutierrez. Sehr einfache Zimmer, aber akzeptabel. Nur die Sanitaereinrichtungen sind gewoehungsbeduerftig. Es gibt kein fliessendes Wasser. Nur gefuellte Eimer fuer die Klospuelung.

Ich unternehme erstmal die beiden vorgeschlagenen Ausfluege. Erst zur wackeligen Haengebruecke ueber den Fluss, an deren Ende wild bellende Hunde warten. Dann den Weg hoch zur Christusfigur, die neben dem halben Dutzend Antennenmasten etwas klein aussfaellt. Der Berg bietet einen schoenen Blick auf das drei Blocks breite und sechs Blocks lange Dorf. Zudem stehen hier oben zwischen extrem stacheligen Pflanzen drei Kuehe. Und: wild bellende Hunde, die einem die Laune verderben.

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Yolata ist, das lassen entsprechende Haeuser mit Swimmgpool und grossen Gaerten am Dorfrand erkenne, offenbar ein Wochenendausflugsziel fuer die Menschen aus Surce. Aber heute ist wirklich nichts los. Ich verbringe den Tag auf der Plaza mit einem guten Buch. Mal auf der Bank, mal auf der anderen. Die Sonne scheint, es sind bestimmt 25 Grad. Und die Hunde, die hier ueberall rumdoesen, bellen nicht.

Die groesste Senation im Dorf sind am Abend die Frauen, die an der einen Strasse eine Art metallene Kochmaschinen vor ihren Haeusern aufbauen. Da kann man dann essen. Pollo oder Hamburgesas. Ich waehle zweiteres, bin hoch zufrieden und zahle inklusive einer kuehlen Coca-Cola 5 Bolivianos, also rund 55 Eurocent. Zum Essen kann man sich in den Raum hinter der Kochmaschine setzen. Die beiden jungen Frauen, die den Laden betreiben, haben immer mindestens ein Auge auf dem Fernseher, dort laeuft eine Telenovela. An den Waenden haengen Poster von verschiedenen Musikern, die mir alle nichts sagen. Und zwei von Coca-Cola. Dazwischen haengt noch ein Bild. Es zeigt Che Guevara. Darunter steht: „Vive“.

Es wird Zeit ins Bett zu gehen.

Nach Potosi fahren von Yotala natuerlich keine Busse. Ich lasse mich am Freitagmorgen von einem der Minibusse, die nach Sucre fahren bis zur Landstrasse mitnehmen. Zwei Busse nach Potosi, denen ich ein Handzeichen gegeben habe, rauschen durch. Die Fahren drehen ihre rechte Hand mit den Fingern nach oben – das hier uebliche Zeichen fuer den Wartenden am Wegesrand, dass sie keinen Platz mehr haben. Dann haelt ein Mann mit einer Art Trufi. Auf dm Vordersitzt hat er seine beiden spieleden Kinder, auf der Rueckbank neben mir sitzt noch ein junges Paar aus Potosi, sie its hochschwanger. Unser Fahrer hat es eilig, nach kaum zwei Stunden sind wir in Potosi. Aber wir haben auch Glueck, denn auf halber Strecke demonstrieren die Bewohner eines Dorfes. Sie starten gerade einen Umzug, an dem wir noch vorbeikommen. Die Landstrasse ist bereits an mehreren Stellen mit Lehmhuegeln zur Haelfte blockiert, am Strassenrand liegen dicke Felsbrocken, um die angedrohten Blockade zu vervollstaendigen. Worum es geht, ist leider wieder nicht zun erfahren.

Ebenfalls auf Wegesrand: ein querstehender Doppelstockbus dedr Firma El Dorada, die Fahrerkabine ist zerschmettert, der Rest des Busses sieht okay aus. Passagiere sind keine mehr zu sehen.

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