grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Alois Oberbacher, Volta, Altes Europa, Aiko, Yam Yam

Es wird mal wieder Zeit, eine kleine Tour durch die Lokale der Gegend zu machen. Sehen und schmecken was sich neues bietet. Und was sich an altem bewährt.

ALOIS OBERBACHER, Elisabethkirchstr. 2, Berlin-Mitte:

Fast drei Jahre ist der gläserner Neubau in der Elisabethkirchstr. 2 schon fertig. Doch bisher waren nur die Wohnungen belegt, das Ladenlokal stand öd und leer. Höchste Zeit also, dass sich dort was tut. Und optisch, das muss man sagen, hat sich das Warten gelohnt.

Im Ende Juli eröffneten Restaurant Alois Oberbacher hat sich ein Innenarchitekt mit ausgesprochenem Gespür für den Raum austoben dürfen. Die schlichte Kombination aus Beton und Holz ist großartig. Die Einrichtung mit bayrisch anmutenden Tischen und Stühlen, dazu eine schöne alte, wunderbar klongende Standuhr. Das hat schon was. Hinzu kommt die große Glasfront zur Straße, die sich komplett öffnen lässt, so dass man bei gutem Wetter selbst drinnen draußen sitzt. Genau so muss ein zeitgemäßes bayrisches Restaurant in Berlin-Mitte aussehen.

Doch dann kommt das Essen. Wir hatten marinierten Tafelspitz und Schweinsbraten, großzügig bemessen auf den Tellern präsentiert. Mit Bergen kennt sich der Bayer ja aus. Die Bedienung betonte später, man sei am Anfang noch besonders großzügig mit den Portionen. Was dann umgekehrt aber auch heißt, dass das einzig gute auch noch wegfällt. Denn das Essen ist sparsam gewürzt, geschmacklich fad, banal. Auch der Service ist ausbaufähig. Die Brotkörbe, die auf einem zentralen Tisch bereitstehen, bleiben den ganzen Abend dort.

Wenigstens der Spätburgunder war akzeptabel. Als der Espresso Macchiato nach dem Essen gereicht wurde, entschuldigte sich die Kellnerin dafür, dass die passenden Gläser noch nicht da seien. Das ist halb so wild, schlimmer war, dass der Kaffee arg sauer geraten war.

Alles in allem muss man leider sagen: das Essen fällt gegenüber der Einrichtung um Klassen ab. Hoffen wir mal, dass die Belegschaft in den ersten Tagen noch übt. Vielleicht wird es ja noch.
ALTERS EUROPA, Gipsstraße 11, Berlin-Mitte

Das Alte Europa ist längst ein Klassiker. Es konnt stets durch seine häufig wechselnden, vor allem aber sehr einfallsreichen Gerichte überzeugen. Die Kombinationen auf den Tellern waren in der Regel genauso ausgefallen wie das Sammelsurium an Mobiliar, das den Charme des Lokals ausmacht. Da sah man auch gern mal über den ranzigen Ton der Kellner hinweg, die  lieber einen angeblich für Otto Sander stets reservierten Tisch frei hielten, als hungrige Gäste zu bewirten.

Mittlerweile findet sich kein freier Tisch mehr für Berliner Prominenz. Aber auch die Raffinesse der Gerichte ist flöten gegangen. Auf der Karte finden sich einfalsslose Nudelstandards, die üblichen Salatkombinationen, und auf dem Teller dann leider geanu das, was die Karte verspricht. Schade. Sehr sehr schade.

VOLTA, Brunnenstraße 73, Berlin-Wedding 

Der Wedding kommt, heißt es seit Jahrzehnten in den einschlägigen Stadtmagazinen. Zu sehen war dann meist nichts. In letzter Zeit aber ist zumindest an der nördlichen Brunnenstraße einiges in Bewegung. Die Wohnungsbaugesellschaft Degewo müht sich redlich, die Läden in den Nachkriegsbauten durch Vermietung an ein kreatives Umfeld mit einer gewissen Hippness zu verbinden. Teil davon ist nun das Volta, in dem man raffiniert kombinierte Gerichte bekommt, wie man sie im Alten Europa mittlerweile leider vermisst.

Auf der Abendkarte finden sich neben dem Volta Burger spannend klingende Gerichte wie Currywurst aus Huhn und Chutney oder das Beetroot mit roter Beete, Kresse, Kürbiskerne, Honig usw. Wir hatten „Lollipop“ und „Spice Balls“. Ersteres ein lecker mit Zitronengras und Papaya garniertes Entrecote, zweiteres äußerst geschmackvolle Kartoffelbällchem mit jeder Menge indischem Zeugs. Klasse auch der Cookie mit Vanille-Eis, Erdbeeren, Krokant und Ahornsirup.

Achtung: die Portionen sind wie die Preise, also eher klein. Und: nein, es gibt keinen Espresso, auch wenn es in dem Pavillion drinnen eigentlich barmäßig so aussieht als ob.

AIKO, Brunnenstraße 193, Berlin-Mitte

Ja, ja. Japanische Küche ist in Berlin nichts besonderes mehr. Und das Aiko in der Brunnenstraße ist jetzt auch nicht besonders herausstechend. Aber wer solides Sushi sucht, wer Seetang-Salat und Edamame liebt, ist hier genau richtig. Hinter dem Haus gibt es noch eine nette Terasse, auf der man ruhig sitzen kann – wenn man sich nicht daran stört, dass die Höhe der Tische und Stühle nicht wirklich zusammenpasst.

Yamyam, Alte Schönhauser Str. 6, Berlin-Mitte

Gibt es einen passenderen Namen für ein Restaurant? Kaum vorstellbar. Und das Yamyam trägt ihn auch noch ohne Einschränkung zu recht. Es ist kein klassisches Restaurant, fast schon eher eine Art gehobener Imbiss. Dennoch ist es dringend angeraten, einen Tisch zu reservieren.

Das koreanische Essen ordert man dann an der Theke, die Karte ist – wohl auch wegen der vielen Touristen in dieser Ecke komplett auf Englisch. Aber das Essen überzeugt. Wer nur ein minimales Faible für asiatisch-würzige Küche hat, kommt hier auf seine Kosten.

Sehr empfehlenswert ist die  Platte mit gemischtem Schnickschnack für zwei. Aber eigentlich auch alles andere. Merke: Namen sind Schall und Rauch. Man kann einfach die Karte rauf und runter essen.

Leave a Reply

Your email address will not be published.

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>