grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Alphabet der Nachträge

Von Busökonomie über Ernährungsberatung bis Sicherheitgurt. Unbedingt Wissenswertes über Peru und Bolivien:

Armut: Peru ist kein reiches Land, Bolivien erst recht nicht. Das merkt man schnell bei einem Preisvergleich. Zwar kosten viele Dinge rein zahlenmäßig auf beiden Seiten der Grenze das selbe. Allerdings ist ein peruanische Sol fast dreimal soviel Wert wie ein Boliviano (den aktuellen Wechselkurs findet man zum Beispiel hier). Im Vergleich zum Euro ergeben sich so zum Teil für den Reisenden Spottpreise, die vor allem die Frage aufwerfen, ob man sich an dem vielfach üblichen Feilschen um die Preisen noch beteiligen soll. Ein lesenswerten Artikel in der Sonntagsbeilage der bolivianischen Zeitung La Razón berichtete über vier Menschen, die als ambulante Händler ihren Lebensunterhalt auf der Plaza Mayor in La Paz verdienten. Darunter ein Fotograf mit einer wunderbar alten Kamera auf einem großen Stativ, der Liebespaare, Familien oder Kindergruppen vor der Kathedrale ablichtet, ein Junge, der Zuckerwatte verkauft und eine Frau, die Tüten mit Maiskörnern anbietet – als Tierfutter für die rund drei Millionen Tauben auf dem Platz. Entsprechend der lokalen -> Ökonomie gibt es selbstredend jeweils mehrere Mais-, Zuckerwatte und Fotoanbieter auf dem Platz. Die Maisverkäuferin erzählte in dem Text, dass ihre Tüten praktisch nie von Touristen, dafür umso häufiger von Verliebten oder von Eltern mit Kindern erworben werden. An einem guten Tag, nehme sie rund 30 Bolivianos ein, an einem schlechten nur 10. Davon ernährt die allein erziehende Mutter sich und ihre zwei Kinder. 10 Bolivianos sind rund 85 Eurocent!!!

Busökonomie: Busse sind nicht nur zum Reisen da. Sie sind auch ein Ort der Kommunikation. Vor allem der persuasiven Kommunikation. Denn der Kommunikator findet ein einmaliges Publikum vor: es kann teils über Stunden nicht entkommen. Das wird gern genutzt. Regelmäßig steigen zum Beispiel junge Männer zu, die dann in einer rund dreißigminütigen Predigt vom harten Schicksal der Jugend erzählen, von Freunden, die auf die schiefe Bahn geraten sind und nun im Gefängnis sitzen – und von einer besseren Welt, in der einer dem anderen einen Gefallen tut. Dann schreitet der junge Mann zur Tat und schenkt allen Reisenden ein oder zwei Bonbons – meist mit Limonengeschmack. Nach weiteren ausführlichen Erklärungen schreitet der Bonbonière ein zweites Mal die Reihen ab, um diesmal die Mitfahrer um einen kleinen Gefallen in barer Münze zu bitten. Zwar geben viele bloß das unbenutzte Caramel zurück, aber für den Mann mit der raschelnden Tüte scheint es sich dennoch zu lohnen. So sehr, dass sogar richtige Firmen das Konzept der Buskommunikation nutzen und ebenso gut ausgebildete wie gekleidete Vertreter auf die Reise schicken – etwa zur -> Ernährungsberatung.

Zuckerrohrsaft im GlasErfrischungsgetränke in Bolivien: Coca Cola gibt es überall. Natürlich auch in Bolivien. Doch die weltweite Dominanz der braunen Brause wird hier nicht nur durch ähnlich klingende Flaschenabfüllungen namens -> Kola gebrochen. Die überzeugendste Konkurrenz jedoch bieten meist Frauen mit kleinen Ständen am Straßenrand. Auf wackeligen Tischen in Bolivien wird zum Beispiel gern eine ganze Reihe von großen schweren Gläsern angeboten, in denen unter einem lose aufgelegten silbernem Blechdeckel eine hellbräunliche, leicht trübe Flüssigkeit zu sehen ist. Darin schwimmt am Grunde des Glases irgendetwas. Auf den ersten Blick erinnert das Ganze ein wenig an in Alkohol eingelegte Eingeweide. Wer aber beherzt zum Glase greift – Einheimische legen übrigens erst den Deckel zur Seite, grüßen dann die Verkäuferin und fragen erst nach dem Trinken nach dem Preis – wird bald erkennen, dass es sich hier um Zuckerrohrsaft handelt, in den je nach Preis verschiedene Früchte wie Rosinen oder undefinierbare, aber leckere andere eingelegt sind.

Erfrischungsgetränke in Peru: Coca Cola gibt es überall. Natürlich auch in Peru. Doch die weltweite Dominanz der braunen Brause wird hier nicht nur durch ähnlich klingende Flaschenabfüllungen namens -> Kola gebrochen. Die überzeugendste Konkurrenz jedoch bieten meist Frauen mit kleinen fahrbaren Ständen am Straßenrand. In Peru wird zum Beispiel gern eine ganze Reihe von großen Glasfalschen aufgetischt, in denen Flüssigkeiten verschiedene Farben zu erkennen sind. Zwar kann man nun auf die Frage der Verkäuferin, welche spezielle Mischung man denn nun haben wolle, ehrlicherweise allenfalls mit einem Achselzucken antworten. Aber die Damen sind vom Fach, die machen das schon. Wie ein Barmixer schütten sie die Inhalte der etwa sieben Flaschen in einen Becher, schütteln das Ganze gut durch, füllen es in eine hohes Glas und reichen es samt Strohhalm weiter. Die Frage, woraus die seltsamen teils etwas dickflüssigen Flascheninhalte hergestellt wurde, wird mit unbekannten Wortreihen bzw. der leichter verständlichen Sammelbegriffe „gesunde Kräuter“ beantwortet. So schmeckt das dann auch: Sehr bekömmlich.

Ernährungsberatung: Das perunanische -> Essen ist eine Enttäuschung. Meist gibt es Fleisch und Reis und Kartoffeln. Gemüse hingegen ist eine seltene Ausnahme. Und weil die Einheimischen stets viel zu schwere Speisen zu sich nehmen, sind sie dauernd müde. Das zumindest war die äußerst einleuchtende Erklärung eines jungen Mannes mit einem großen Lederkoffer, der uns eine Stunden lang auf der Busfahrt nach Santa Maria die Langeweile vertrieb. „Sehet die Ausländer“, rief er seinen müden Landsleuten zu, die kaum dass sie in den Bus gestiegen waren, kaum noch die Augen aufhalten konnten. „Sehet die Ausländer! Sie schlafen nicht in den Bussen, sie haben stets ein Buch auf dem Schoß und sind nach jeder Reise gut gebildet!“ Zwar kann er Stephan nicht gemeint haben, weil der nach einer durchgemachten Nacht ganz wie ein Peruaer mit Besteigen des Fahrzeugs die müden Augen geschlossen hatte. Kati, Linde und ich hingegen dienten als leuchtendes Beispiel für die vom Essen erschlaffte Nation. Die erhielt daher ausführliche Ernährungstipps: täglich einmal Obst essen! morgen wie ein König, mittags wie ein Prinz, abends wie ein Bettler speisen! Und stets an die Minralien denken! Und die Vitamine! Esst mehr Brokkoli! Letztlich aber mussten sich das die müden Busreisenden dann doch nicht merken. Denn als einfache Lösung zauberte der überzeugende junge Mann aus seinem Lederkoffer schließlich ein Nahrungsergänzungsmittel hervor, ausschließlich aus einheimischen Produkten hergestellt. Sein Erfolg war nicht gering. Er stieg mit einem dicken Bündel von Soles-Scheine aus dem Bus.

Essen: Im allgemeinen eher überraschend fad. Fleisch, Reis, Kartoffeln bekommt man im Zweifelsfall auch schon zum Frühstück. Manchmal ein Salatblatt, manchmal eine Scheibe Tomate. Schärfende Soßen oder Chilis gibt es in der Regel erst auf Nachfrage. Das breiteste Speisenangebot hatte Arequipa aufzuweisen. Hier findet man neben Pizzerien und Creperien sogar Döner Kebab – und in ausgewählten Lokalen tatsächlich sogar wirklich guten -> Kaffee.

Fahrradfahren: Radfahrer trifft man in Peru und Bolivien vor allem im Hochland. Das mag den Uneingeweihten überraschen. Doch nirgendwo ist das Land so flach wie im Altiplano zwischen Cusco und dem Titicacasee. Das liegt zwar im Schnitt 3800 Meter über dem Meer, aber die weitere Berge gruppieren sich mit freundlichem Abstand drumherum. So sind Städte wie –> Juliaca oder Puno von Lastenfahrrädern und Rikschataxis geprägt. Aber auch im ebenfalls flachen, weil an der Küste liegenden Lima trifft man auf Radfahrer – wenn auch sehr vereinzelt. Doch die städtischen Behörden scheinen sie durchaus zu fördern. Einige der langen Hauptverkehrsadern wie etwa die Avenida de Arequipa, die sich quer durch die Stadt ziehen, verfügen sogar über einen Radweg – auf dem baumbestandenen Mittelstreifen.

Feilschen: „Darf man“, so fragte der Spanier Manel an meinem letzten Abend in La Paz, „darf man eigentlich hier noch die Preise runter handeln?“ Wir saßen zu fünft in einer der typischen Touristenbars im Touristenviertel – weil es hier einen Billardtisch gibt und weil jegliche Bewegung in der nächtlichen Hauptstadt unweigerlich dazu führt ausgeraubt zu werden. Das behaupten zumindest einheimische Zeitungen und ausländische Reiseführer. Aber auch Manels Frage traf einen wunden Punkt. Denn Feilschen ist in Peru und Bolivien an der Tagesordnung. Man kommt auch gar nicht daran vorbei, ob man nun will oder nicht. Man muss nur irgendwo aus dem Bus steigen und die von den auf einen zu stürmenden Menschen angebotenen Übernachtungsmöglichkeiten oder Taxifahrten nicht sofort annehmen, schon werden in der Regel die geforderten Preise gesenkt. Manchmal kann man da Rabatte von 30 bis 50 Prozent raus schlagen. Selbst bei Bustickets ist das durchaus möglich. Aber ist das angesichts der weit verbreiteten ->Armut überhaupt vertretbar? Wir waren uns nach langer Debatte einig, dass man es nicht unbedingt darauf anlegen solle. Selbst wenn man offensichtlich ein wenig mehr zahlen muss als die Einheimischen, ist das okay. Nur wenn es offensichtlich völlig überzogene und als solche erkennbare Preisforderungen handelt, darf gegenhalten. Über das Thema habe ich mich auch mit einem Polizisten und einem Parkwächter am Rio Urubamba unterhalten, die dort an einer Brücke wie in einem guten Hotel sämtliche Wanderer in einem Buch registrierten. Die beiden wunderten sich sehr über die ihrer Meinung viel zu hohen Preise, die wir für Bustickets oder Frühstück im letzten Dorf bezahlt hatten, meinten dann aber auch, dass das wohl okay sei, denn schließlich seien wir im Land, um Geld da zu lassen. Und das mag für Einheimische viel sein. Für uns nicht. Das Ticket für die siebenstündige Busfahrt kostete etwa 4 Euro, das Frühstück mit Rührei und Kaffee kaum mehr als 1 Euro.

Grenzen: Wer von Peru nach Bolivien oder umgekehrt das Land wechselt, kommt in den Genuss klassischer Grenzformalitäten. Zwar könnte man ohne weitere Kontrolle einfach an den mit einer schlichten Kette gekennzeichneten Grenzen vorbeimarschieren. Dann aber würden Stempel und Visabescheinigung im Pass fehlen. Und die benötigt man zur Weiterreise, spätestens wenn man etwa die Kontrollen am Flughafen passieren will. Folglich lässt man sich in Peru vor der Ausreise zwei Stempel geben, selbstverständlich in zwei verschiedenen Häusern. Auf bolivianischer Seite bekommt man dann nach einigem Warten den dritten Stempel verpasst. Bei der Rückfahrt mit dem Bus von La Paz nach Lima dauerte die Abfertigung einer ganzen Busgesellschaft locker über einen Stunde. Das Europa ohne Grenzen ist unübersehbar ein offensichtlicher Fortschritt.

Grupo 5: Natürlich gibt es auch live gespielte ->Musik in Peru und Bolivien. Aber die nachhaltigeste Erinnerung bleibt die Musik des ocrechstra interantional „Grupo 5“. Das ist laut Eigenwerbung „El Grupo de Oro del Perú“ (also sowas ähnliches wie bei uns die goldene Stimme aus Prag). Zumindest in Peru rangiert Grupo 5 neben -> Inca Kola auf dem Rang des höchsten nationalen Kulturgutes und wird in Cafés, Restaurants, Kneipen, Läden und Bussen gespielt. Vor allem das Stücke „Te vas“ mit seinem wunderbaren Liebesabschiedsschmerztext ist Dank Dauerberieselung nicht mehr aus dem Gehörgang zu löschen. Für aficcionados: die entsprechenden CDs sind in Bolivien noch deutlich billiger zu erwerben.

Inca Kola: gelb, süß, klebrig. Das Getränk Perus. Nicht zu verwechseln mit Cola. Siehe auch -> Kola.

Juliaca: Durch die Stadt am Westufer des Titicacasees bin ich nur dreimal mit dem Bus gefahren, ausgestiegen bin ich nicht. Doch bei den Durchfahrten gab sich die Stadt als exemplarisches Beispiel für die peruanische Baukunst zu erkennen. Die besteht wie in vielen lateinamerikanischen Ländern darin, Häuser nicht erst zu Ende zu bauen, bevor man einzieht. Stattdessen wird in mehreren Abschnitten gearbeitet. So gibt es viele Häuser, bei denen nur das Erdgeschoss und vielleicht noch ein erster Stock fertig sind. Oben ragen dann entweder Eisendrähte raus, die später einmal zu Stückpfeilern der nächsten Etagen werden können. Oder es sind ein bis drei weitere Stockwerke im Rohbau fertig, in denen dann gerne auch mal die Wäsche zum Trocknen aufgehängt wird. DerBauprozess hängt hier also weniger von irgendwelchen Vorschriften als vom Vermögen und Bedarf der jeweiligen Nutzer ab. Dadurch entstehen ganze Stadtviertel, die im Auge des europäischen Betrachters als „unfertig“ angesehen werden. Vor allem, wenn wie in Juliaca praktisch kein einziges Haus verputzt ist und die rohen Ziegelwände die gleiche erdfarbene Ausstrahlung haben, wie die aus purem Schlamm bestehenden Schlaglochpisten dazwischen, die man kaum als Straßen bezeichnen kann, da sie häufig auch noch als Baustofflager genutzt werden. Dennoch darf man nicht behaupten, dass die Peruaner keinen Sinn für Ästhetik hätten. Im Gegenteil: In Juliaca sind zum Beispiel auffällig viele Fenster der in unseren Augen bewohnten Rohbauten extrem gestaltete, sei es durch abgeschrägte oder abgerundete Formen, sei es durch modern verspiegeltes Glas oder exzentrische Erkerkonstruktionen. Und wenn dann doch mal ein Haus verputzt und angestrichen wurde, dann strahlt es in den quitschebuntesten Popfarbem.

Kaffee: Peru ist ein Kaffee-Anbauland. Zumindest vom weiten konnten wir Cafetales erahnen. Und im Urubamba-Tal hab ich mich mit einem Machete tragenden Campesino unterhalten, der von seiner Erntearbeit auf Kaffeplantagen und -> Koka-Feldern erzählte. Das bedeutet aber leider noch lange nicht, dass in Peru auch die Kunst des Kaffeekochens bekannt ist bzw. gepflegt wird. Im Gegenteil. Häufig wird einem schlicht ein Pulverkaffee serviert. Gewöhnungsbedürftig ist auch die Sitte, dass der Restaurantkunde sich seinen Café con leche selber zusammenrühren muss. Das mag in Städten wie Arequipa ganz nett sein. Dort wird meist eine Tasse mit heißer, leicht aufgeschäumter Milch geboten, in die man dann den Kaffee aus einem kleinen Glaskännchen schenken kann. Auf dem Land hingegen ist es durchaus möglich, dass man sich das gewünschte Heißgetränk aus einem Schluck Kaffee, Dosenmilch sowie heißem Wasser aus einer Thermoskannen selbst herbeizaubern soll. Nur große Künstler vermögen daraus ein trinkbares Etwas herbeizuzaubern.

Kati: Kati im Boot

Kilometer: 4500 im Bus. 22000 im Flugzeug und jede Menge die Berge rauf und wieder runter. Ein Wunder, was man in nicht einmal vier Wochen hinter sich bringen kann, ohne die Erholung zu vergessen.

Kleingeld: In den meisten Ländern der Welt strebt der gemeine Bürger nach großen Scheinen. Anders in Peru. Denn dort ist vor allem das Kleingeld Mangelware. In Arequipa musste ich einmal beim Kauf von Ansichtskarten mit historischen Motiven nur rund 4,37 statt 5 Soles zahlen. Die Verkäuferin war dermaßen erpicht auf die Münzsammlung in meinem Portemonnaie, dass sie zum Erwerb der funkelnden Stücke glatt mit dem Preis runter ging.

Getränke in CopacabanaKola: Coca Cola gibt es überall. Doch in Peru und Bolivien bekommt sie nicht nur durch handgerührte -> Erfrischungsgetränke scharfe Konkurrenz, sondern durch eine Unzahl ähnlich klingender Flaschenabfüllungen. Offensichtlicher Marktführer in Peru ist die -> Inca Kola. Die hat aber mit der braunen Limonade allenfalls Namensteile gemeine. Denn sie ist fast neongelb und schmeckt wie ein klebrig süßes Kaugummi. Auch die rötliche Kola Escogia (schottische Cola) ist nur Freunden von Himbeersirup zum empfehlen. Wer einheimische Alternativen zum Angebot des Brausemultis sucht, dem sei in Peru der Griff zur Kola Real, in Bolivien zu Coka Quina geraten. Vor allem der bolivianischen Variante würde zwar ein Hauch mehr Kohlensäure gut zu Gesicht stehen, aber beide sind deutlich genießbare als ihre bunten Namensvettern.

Koka: Für Mensche wie George W. Bush das Schlechte schlechthin. Für Hochlandbewohner zunächst einmal ein alltägliches Kraut. Gibt es in Peru und Bolivine überall als Tee, bzw. Mate de Coca – mal im Beutel, mal mit frischen Blättern aufgebrüht, von Liebhabern mit ein wenig Pfefferminze verfeinert. Das ganze schmeckt wie ein leicht herber Kräutetee und hilft laut gängiger Meinung vor allem gegen die Höhenkrankheit. Meine Erfahrung: zumindest schadet es auch nichts. Man kann die Blätter auch wie ein Einheimischer kauen. Dafür muss man ein wenig Abrieb von einem Stein befügen, damit sich die Wirkstoffe besser aus den Kokablättern lösen. Der Effekt: ein leicht betäubtes Gefühl im Mund, wie nach dem Zahnarztbesuch. Nicht wirklich prickelnd. Um das böse Kokain aus den Blättern zu gewinnen, muss man eine ganze Reihe heftigester Chemikalien einsetzen, um aus einem großen Haufen der Blätter, ein Gramm des teuren Pulvers zu gewinnen. Mit dem ursprünglichen Naturprodukt hat das os gut wie gar nichts mehr zu tun. Die Einfuhr von Koka-Blättern bzw. Teebeutel nach Deutschland ist dennoch streng untersagt.

Lama in MachupicchuLamas: Ebenso wie -> Panflöten gibt es in Peru tatsächlich auch Lamas. Allerdings sind auch diese deutlich seltener anzutreffen, als man das dem Klischee nach erwarten dürfte. Das übliche Lastentier ist selbst im Hochland ist der -> Esel bzw. das Muli.

Linde: Linde auf der Düne

Musik: Statt -> Panflöten bekamen wir überraschend gute Musik zu hören. In Cusco wimmelt es von Clubs, die zumindest am Wochenende neben anregenden Cocktails ebenso anregende Live-Musik bieten. In Copacabana gibt es zwar nur zwei Bars, die bis zur streng von der Polizei überwachten Sperrstunde um Mitternacht geöffnet haben. Sowohl das Art Cafe, als auch das Nemos boten jedoch an unseren drei Abenden dort ein tolles Programm. Im Art Cafe sang eine junge Frau sich jazzige Lieder aus der Seele, begleitet von einem souligen Klarinettisten. Im Nemos spielte die argentinische Gruppe Acullica mal zu viert, mal zu sechst Akustikmusik mit Gitarren, Charango, Trommeln, Flöte und wunderbar inbrünstigen zweistimmig brillierenden Sängern. Wenn man dazu noch einen Flor de Cana auf Eis genießen kann, ist alles wunderbar zum Wegschmelzen.

Ökonomie: Der Kapitalismus lebt von der Konkurrenz. Denn diese treibt die Händler zu Höchstleistungen und Tiefstpreise zugleich an, was letztlich dem Kunden und somit der Volkswirtschaft zu gute kommt. Soweit in etwa die Theorie des alten Adam Smith. In Peru ist die allerdings nur zum Teil angekommen. Der Punkt der Konkurrenz ist in fast jedem Fall erfüllt. Es gibt praktisch keinen Ort, an dem man einen Monopolisten trifft – einzige Ausnahme ist aufgrund der Örtlichkeit natürlich die -> Busökonomie. Ansonsten wird selbst in den abgelegensten Ecken ein und das selbe Produkt stets mindestens von zwei bis drei, meist aber eher fünf bis zehn Händlern angeboten. Die sitzen daher die meiste Zeit zwar nur auf Kundschaft wartend – und häufig dabei schlafend – hinter ihren Ständen und Theken, aber auf die Idee, das eigene Angebot ein wenig zu diversifizieren, um sich einen Vorsprung vor der Konkurrenz und dem Kunden ein erweitertes Angebot zu verschaffen, kommt offenbar niemand. Nehmen wir als ein Beispiel das Terminal in Cusco, von dem die Busse Richtung Quillabamba fahren. Dort gibt es täglich drei Abfahrtszeiten. Morgens gegen 8, mittags gegen 13 Uhr und abends wieder gegen 8. Dazwischen tut sich nichts. Zu diesen drei Zeiten aber bieten jeweils vier Gesellschaften ihre in Ausstattung, Tempo und Preis nahezu identischen Busse an. Um die kleine Bushaltestelle drängen sich mindestens ein Dutzend winziger Läden mit Getränken, Gebäck, Chips, Süßigkeiten und ein wenig Obst. Zeitungen, die es ansonsten an jedem Kiosk gibt, bietet kein einziger an. Und selbst die ambulanten Händler haben alle nur das selbe Angebot. In diesem Fall riesige Brotfladen, die mir sonst nirgendwo im Land aufgefallen sind. Hier am Busbahnhof aber sitzen gleich fünf BrotverkäuferInnen rum.

Panflöten: Vor einer Fahrt nach Peru bereitet sich jeder Reise auf den größten anzunehmenden Nachteil des Landes vor: Panflötenmusik allüberall. Doch vor Ort enttäuschen die Flautisten. In fast vier Wochen konnte ich nur einem einzigen Panflötenbläser nicht ausweichen. Denn der zückte nach stundenlangen Geruckel im Bus auf der fahrt nach Cabanaconde plötzlich sein Instrument, stellte sich in den Gang und zauberte die bekanntesten Hits in unsere Ohren – etwa eine halbe Stunde lang. Anschließend ging er durch die Reihen. Aber nicht um zu betteln, sondern – ganz den offensichtlichen Regeln der peruanischen -> Busökonomie gehorchend – um Bonbons an die Mitreisenden zu verkaufen.

Pelikane in PiscoPelikane: Sind majestätisch, aber dreckig grau. Stehen in Pisco am Strand rum und lassen sich füttern

Pollos peligrosos (Hühner, gefährliche): Nach diversen Erdrutschen macht sich der reisende Wanderer stets große Sorgen, dass ihm der Himmel auf den Kopf fallen könne. Dass es sich bei dem, was ihm am Ufer des Rio Urubamba schließlich unsanft auf die Frisur segelt aber weder um herabstürzende Berghänge noch den Himmel handelt, wird ihm erst nach einer Schrecksekunde bewusst. Und nach der Erkenntniss, dass es sich bei dem attackierende Element um ein mindestens ebenso erschrockendes, wie wild flatterndes und gackerndes Huhn handelt, das offensichtlich aus unerfindlichem Grund aus dem den Wanderweg überspannenden Baum gefallen ist.

Schuppenshampoo: Die Globalisierung ist bekanntlich weit voran geschritten. So überrascht es kaum, dass man in den Boticas genannten Drogerien von Limas modernem Stadtviertel Miraflores stets auch Schuppenshampoo der Marke Head & Shoulders bekommt. Irritierender ist es schon, wenn selbst die vielen kleinen Läden in völlig abgelegen Dörfern wie etwa Cabanaconde auch stets Head & Shoulders führen. Von einem totalen Marktversagen hingegen muss man sprechen, wenn man feststellt, dass es diese eine Shampoomarke überall im Lande gibt, aber sonst keine.

Sicherheitsgurte: Gern fahren die Überlandbusse lange Strecken über Land. Das ist schließlich ihre Bestimmung. Da es dort meist lustig bergauf und – ab geht, meist in engen Serpentinen gefahren und dennoch kaum am Tempo gespart wird, ist man froh zu wissen, dass die staatlichen Stellen viel Wert auf Sicherheit legen. So kommt es, dass die Reisebusse immer wieder einen Zwischenstopp einlegen, weil ein offizieller Kontrolleur prüfen will, ob auch tatsächlich alle Reisegäste vorschriftsgemäß die Sicherheitsgurte angelegt haben. Bei keiner einzigen der von mir beobachteten Sicherheitschecks kam es zu Problemen. Das lag aber weder an der Disziplin der Fahrgäste, noch an der Qualität der Gurte, sondern eher daran, dass die Kontrolleure nie wirklich den ganzen Bus überprüfen – und schon gar nicht die hinteren Reihen, in denen die Gurte in der Regel, wenn überhaupt, dann nur als Rudiment vorhanden sind.

Stephan: Stephan auf dem Titicaca

Titus: Titus im Valle del Fuego

Urubamba: Stadt und gleichnamiger Fluss in der Nähe von Cusco, der jede Menge Wasser Richtung Amazonas spült.

Wiedergeburt: Am letzten Abend in La Paz wurde Manel philosophisch. Er wollte nicht nur wissen, ob wir ->Feilschen moralisch für vertretbar halten, sondern auch als was wir gerne wiedergeboren werden würden, mal vorausgesetzt es gäbe so etwas wie Wiedergeburt. Die Portugiesin Sofia wollte gern als Vogel wiederkommen, Stephan als Fisch, Manel selbst bevorzugt hingegen eine Zweitexistenz als Wind. Das widerspricht zwar komplett der wörtlichen Bedeutung von Wiedergeburt – im Spanischen heißt das sogar Reincarnacion, also „Wiederfleischwerdung, und setzt somit die Körperhaftigkeit der neuen Existenz als gegeben voraus -, aber Manel, der alte Segler, wollte sich partout nicht von seinem Traum abbringen lassen.

Zuckerrohr: schmeckt als -> Erfrischungsgetränk in Bolivien wunderbar.

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