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die welt liegt uns zu füßen

Altkleider und Wein mit Freunden: ein Abend in einer Guachinche

Peter, der halbblinde Physiotherapeut, der immer wieder gern nach Teneriffa reist, ist ein Freund von José und Monika. José, der drahtige Extremsportler, ist der Mann von Monika. Monika ist eine gute Freundin von Barbara. Barbara, die Krankenschwester mit dem schönen schweizer Akzent, ist die Mutter von Nina, die mit Katharina studiert hat, weshalb sie uns nun ihr Gästezimmer in Puerto überlässt. Und uns mit hier hoch in die Weinberge oberhalb von Orotava genommen hat. Und alle zusammen sitzen wir nun hier in der einfachen Hütte an dem langen Holztisch der Guachinche.
Später kommen noch zwei Freunde von Malte, Barbaras Sohn, der sonst auch gern mit hochkommt, heute aber nicht kann. Und schließlich kreuzt noch Joey, der Sohn von Monika und José samt weiteren Freunden und einem halben Dutzend Kindern auf. Es gibt ein großes Hallo mit Wangenküsschen und schon ist der Nachbartisch auch voll.
So gehe das fast jeden Freitag, erzählt Barbara. Manchmal kämen auch noch mehr, selten weniger. Nur weiß man vorher nie genau, wer alles kommt. Es geht sehr ungezwungen zu. Dabei ist Essen in der Guachinche nicht nur gut, sondern offensichtlich ein kanarisches Gesellschaftsereigniss. Auch alle anderen Tische in der zugigen Hütte, durch deren Fenster man über die nachtschwarzen Hänge herab die Küste theoretisch sehen könnte, tatsächlich aber allenfalls erahnen kann, füllen sich mit großen Gruppen.
Auf dem Tisch stehen bereits: ein leichter, leckerer Rotwein in blauen Halbliterkaraffen. Wasser. Salat.

Und Altkleider, die es als Vorspeise gibt. Vieja Ropa heißt das Gericht tatsächlich, es ist eine Art Eintopf mit Kartoffeln und den Resten der Woche, erklärt Monika. Mal mit Fleisch, mal ohne, je nachdem. Heute eher mit, irgendetwas leicht knorpeliges, aber sehr lecker.
Als Hauptspeise bestellen wir eine Platte mit gegrillten Hühnchen und Schweinekoteletts, die dann reihum verteilt werden. Die kanarische Hausmannskost ist deftig.
Vorher kommt aber noch als Zwischengang Gofio, ein Brei aus Maismehl Speck. Und nochmal Wein.
Guachinches gibt es viele in den Bergen Teneriffas. Entstanden sind sie, erzählt Barbara, ursprünglich aus der Weinverköstigung hier oben, zu der dann einfache Gerichte gereicht wurden.
Dabei ist es geblieben, nur das heute das Essen eher im Vordergrund steht. Und das gesellschaftliche Ereignis: ein wunderbarer, entspannter Abend mit Freunden.
Am Ende kommt die Rechnung: sie ist fast erschütternd niedrig – vor allem wenn man sich gerade großzügig bereit erklärt hat, sie als Dank für die Gastfreundschaft zu übernehmen.

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