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die welt liegt uns zu füßen

Bogota: auf den Gipfeln der Genüsse und über der Stadt

Erst die Suppe. Dann mehrere Gänge mit Tortillas, scharfen Soßen, dieser unglaubliche in einer Maracuja-Soße eingelegte Lachs. Und und und. Dieses Restaurant ist etwas besonderes. Es liegt im Stadtteil Macarena, an einer der steilen Straßen in einem ruhigen Wohnviertel. Draußen am Haus gibt es keinerlei Zeichen. Man würde nicht mal auf die Idee kommen, dass man hier einkehren kann. Wenn man den Ort nicht kennt.
Phillippe kennt ihn. Dass heißt, vor allem seine Freundin Carolina kennt ihn. Denn die wiederum ist eine Freundin von Tatiana, einer Kolumbianerin, die in New York die mexikanische Küche kennengelernt hat. Und hier jetzt auftischt. Feinstes Essen. Im Erdgeschoss eines modernen Hauses, mit offener Holztreppe nach oben, wo sie auch wohnt, wo noch einer Bar ist und ganz oben die Dachterrasse mit dem Blick über das nächtliche Bogota, wo wir Stunden später den abschließenden Tequila trinken werden.
Nicht nur das Haus ist etwas besonderes, sondern die ganze Präsentation. Unten steht gerade mal ein halbes Dutzend Tische direkt neben der offenen Küche. Rein kommt eh nur, wer von dem Laden weiß und reserviert hat. Es gibt eine Speisekarte, aber auf der steht nur das Dutzend verschiedener Margaritas, die es zum Essen gibt. Ich nehme eine mit Jalapenos, leicht scharf, unglaublich gut. Der Chefkellner fragt dann noch, ob es irgendwas gibt, was wir nicht mögen. Und dann wird gegessen, was auf den Tisch kommt. Bis man nicht mehr mag. Oder sagt, okay, noch den Nachtisch. Und dann kommt der feine Schokoladenkuchen.
Tatiana, die Chefin hat sich da längst zu uns an den Tisch gesetzt. Sie redet wie ein Wasserfall – und ich komme mit meinem Spanisch kaum hinterher, zumal ich wegen Jetlag immernoch müde bin. Macht nichts. Ich widme mich dem Essen. Und die besten Storys verstehe ich dann doch. Etwa wenn sie erzählt, dass sie jedesmal zittern muss, wenn sie die mexikanischen Delikatessen durch den Zoll schmuggelt. Und dass sie – ja, so ist das hier – dennoch ihre Wege hat, an die Sachen zu kommen, falls sie doch mal erwischt wird. Sie lächelt, ihr wisst schon.
Dann steigt sie mit uns auf die Dachterasse und zeigt auf die Kirche da oben auf dem 3000 Meter hohen Montserrat gleich hinterm Haus. Da war ich erst vor ein paar Stunden mit Philippe. Man kann mit einer Seilbahn hochfahren und den unglaublichen Blick auf die Metropole werfen. Wir kamen kurz vor Sonneuntergang und sind geblieben, bis sich Bogota in ein in der Dunkelheit blinkendes Lichtermeer verwandelt hat.
Später waren wir nochmal im Kulturzentrum A Seis Manos, wo unter anderem eine Band gespielt hat, ein junger Mann ein paar Zeichnung ausstellt und in der Sofaecke ein paar Leute eine Sendung für ein Internetradio machen. Nichts besonderes. Aber wunderbar.
Wie gut, wenn man einen Bär zu Freund hat, sagt der Tiger in Oh, wie schön ist Panama. Wie gut, wenn man in Bogota, einen Freund trifft, sagt der Reisende in Oh, wie spannend ist Kolumbien.

One response to “Bogota: auf den Gipfeln der Genüsse und über der Stadt”

  1. […] Sehr empfehlenswert: die geführte Fahrradtour  mit Biketours (35.000 pesos). Nicht verpassen: die Fahrt mit der Seilbahn hoch nach Montserrat (18.000 […]

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