grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Die Gewalt der Natur

Tungurahua

es soll ja leute geben, die gewaltig mit einer tunnelwand kollidieren und dann ueber gebrochene knochen klagen. aber was ist das schon gegen die gewalt der natur. gestern mittag tat sich zum beispiel der himmel auf, fast alle wolken hatten sich verzogen und ich bin mit meinem korsett ein paar meter nach westen aus der stadt gepilgert. denn von dort hat man eine fast ungehinderte sicht, auf den tungurahua, einen 5.000 meter hohen, offenbar daueraktiven vulkan.  zwar blieb seine spitze trotz ausdauernden wartens immer in weisse wolken gehuellt, dennoch bekam ich eine ahnung von dem,  was da oben vor sich geht. denn alle paar minuten schoss ein dunkelgraue rauchwolke zwischen den weissen wolken mit explosiver geschwindigkeit empor. sehr eindrucksvoll.

ein einheimischer wollte meine begeisterung gleich fuer ein geschaeft nutzen und bot mir an, mich fuer blosse 10 dollar den berg soweit wie moeglich hoch zu fahren, seine familie habe dort oben cabanas und felder. von dort koenne man den vulkan nicht nur noch besser sehen, sondern auch hoeren. da als transportmittel aber nur ein motorrad zur verfuegung stand, eruebrigte sich das weitere nachdenken. schade eigentlich.

Graue Eruptionswolke über dem Tungurahuaabends bin ich dann nochmal an die selbe stelle gepilgert – und hatte erneut enormes glueck. denn vom gipfel war zwar wieder nichts zu sehen. das lag aber diesmal nicht an den wolken, sondern an der rabenschwarzen nacht. und in der spielte der tungurahua feuerwerk. es laesst sich auf die entfernung schlecht schaetzen. aber bei den groessen eruptionen flogen gluehendrote steine oder lava sicherlich mindestens 50 meter in die luft anschliessend konnte man sie den hang ein ganzen stueck lang hinabrollen sehen.

Mein wackeliges und leider unscharfes Video von einer nachmittäglichen Eruptionswolke findet sich hier

nur zwei einheimische frauen daempften dann meine begeisterung. denn das, was man da zu sehen bekommen habe, sei doch eigentlich gar nichts, meinten sie. es gebe tage, da sei der vulkan noch viel aktiver. angst haetten sie dennoch keine, erzaehlten die beiden auf dem weg zurueck ins zentrum. denn schliesslich sei hier noch nie etwas passiert. nicht einmal 1999, als die komplette stadt fuer rund vier monate evakuiert worden war.

Tungurahua vom Tal aus gesehendie beiden froehlich quatschenden frauen waren, wie sie mir spaeter erzaehlten, gerade auf dem weg zu einer trauerfeier in chinchin, etwas weiter unten an der pastaza-schlucht – kurz hinter meinem lieblingstunnel. dort hatte der dauerregen am mittwoch einen heftigen erdrutsch ausgeloest, wodurch ein halbes dorf halb zugeschuettet, halb weggespuelt wurde. insgesamt sind dabei vier menschen ums leben gekommen. schon kurz vor meinem naechtlichen vulkan-watching war ich hier in banos auf rund 300 trauernde gestossen, die zwei saergen von der basilika quer durch die stadt zum friedhof folgten. auch das opfer des erdrutsches.

um mein nichtstun ein wenig zu unterbrechen, bin ich heute kurz mal mit einem der lokalen busse auch noch mal ein stueck die pastaza-schlucht runter gefahren bis rio verde. von dort kann man zu fuss einen der staerksten und donnernsten wasserfaelle hier im tal besuchen. theoretisch gibt es dort sogar die moeglichkeit hinter die stuerzenden wassermassen zu klettern. da man dafuer aber durch einen engen in den fels geschlagenen gang kriechen muss, konnte ich mir das ganze auch nur von aussen angucken – zb. von einer hoelzernen haengebruecke aus, die laut dringend mahnendem schild von maximal fuenf personen gleichzeitig betreten werden soll. wenn man drauf war, wusste man gleich warum.

Mein Video vom Wasserfall gibt es hier

auch auf den wasserfall hatte der erdrutsch bei chichin auswirkungen, wie mir einer der lokalen aufpasser erklaerte. denn weil der erdrutsch den fluss weiter oben zeitweise blockiert hatte, kam hier am mittwoch praktisch kein wasser mehr an.

die ganze gegend hier ist uebringens keineswegs nur ein paradies fuer backpacker aus aller welt. auch die einheimischen kommen gern her. so musste ich auf dem weg zum wasserfall ein gruppe von fuenf lustigen damen aus der kuestenstadt esmeraldas ablichten, damit sie in andenken von ihrem ausflug in die bergwelt habe.

Der Meerschweinchengrill an der Markthalle von Banosmittlerweile aber duerften alle wieder zuhause sein. denn es regnet mal wieder, als sei das hier schon der regenwald. und ich ueberlege, ob ich in dieses kleine lokal neben er markthalle gehen soll, vor dem zwei frauen seltsame tiere auf langen spiessen grillen. „Cuy“, antwortet eine der beiden, auf meine frage, was das fuer tiere seien. und sie kennt sogar das deutsche wort: „meerschweinchen“.

nachtrag: deutschland hat es in den vergangenen tagen zweimal zu einer meldung in der hier fuehrenden zeitung el comercio gebracht. einmal ging es um den sich ausbreitenden missbrauchs-skandal am canisius-kolleg. und dann gab es vorgestern sogar eine fotobox. titel: „ola de frio en alemania“ – kaeltewelle in deutschland. darunter waren menschen zu sehen, die per hubschrauber von hiddensee evakuiert wurden. koennte daheim bitte jemand fuer einen umgehenden wetterumschwung sorgen, damit dienstag wenigstens nicht frieren muss?

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