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Die guten Nachrichten – und die Viet Nam News

Here comes the sun

Die Sonne kurz vor dem Wolkenpass, aus dem Bus fotografiert In der Nähe des Wolkenpasses

Kurz bevor der Bus auf der Strecke von Hue nach Hoi An den Wolkenpass erreicht, taucht sie ploetzlich auf: die grosse Unbekannte, die Sonne ueber Vietnam. Im Bus ist so etwas wie ein Raunen zu hoeren. Man kramt die Sonnenbrillen raus. Und ein Laecheln. Als der Bus schliesslich den Tunnel unter dem Wolkenpass hindurch durchquert hat, ist der Himmel nahezu blau. Es ist, als habe man binnen einer halben Stunde die Jahreszeit gewechselt. Im Reisefuehrer steht, dass dieser bis ans Meer reichende Gebirgszug traditionell die Wettergrenze zwischen Nord- und Suedvietnam ist. Wie schoen, dass er absolut recht hat.

Das Neue Vietnam

In Hoi An habe ich tatsaechlich zum allerersten Mal einen Laden gesehen, der Zeitungen verkauft. Genauer gesagt: die Viet Nam News. Eine englischsprachige, nationale Zeitung. Und jetzt weiss ich endlich auch, was ich aufgrund der landauf landab unuebersehbaren roten Beflaggung laengst vermutet habe. In Hanoi tagt gerade der Nationalkongress. Der befindet alle fuenf Jahre in guter kommunistischer Tradition ueber einen neuen Fuenf-Jahres-Plan. In meinem Hotelzimmer in Hue hatte ich einen kleinen Fernseher, dort lief auf einem Kanal das  Regireunsgprogramm. Es zeigte einen Zusammenschnitt der Nationalkongresse aus den letzten 25 Jahren, verbunden mit Zahlen, die offensichtlich den jeweiligen Fortschritt seither demonstrieren sollen.

Eine der vielen roten Fahnen im Land, hier in Ninh BinhDie Viet Nam News erinnern auf der ersten Seite ein wenig an das Neue Deutschland von vor 1989. Der Aufmacher ist betitelt: „Congressional delegates discuss recommendations, draft reports“ und berichtet davon, dass die Delegierten den revolutionaeren Fortschritt der vergangenen Jahre evaluieren wuerden. Ein weiterer Artikel („Congratulations flow in for Party“) zitiert lang und breit aus den Glueckwunschschreiben der kommunistischen Bruderparteien in Laos, China und Kuba. Und der dritte Text hat dieses Thema: „Developement issues take the spotligth“.

Auf den hinteren Seiten wird es spannender. So wird auf der Kommentarseite u.a. ein Interview (zwei Fragen, zwei lange Antworten) mit dem „Former Deputy Prime Minister Vu Khoan“ zum Thema „New approach for development“ dokumentiert. Darin kritsiert er etwa, dass es bisher zwar riesige Investitionen gegeben habe. In Zukunft muesse man aber auch drauf achten, was dabei heraus komme. Vietnam werde kein industrialisiertes Land, wenn es mit billiger Arbeit einen Dong Profit erwirtschafte, nur weil es zuvor sieben bis acht Dong investiert habe. Typisches Propagandaplakat, hier in Ninh BinhUnd weiter: seiner Meinung nach solle sich der Staat darauf konzentrieren, gesetzliche Korridore zu kreiren, die makro-oekonomischen Konditionen zu regulieren, ein gutes Umfeld fuer die Wirtschaft zu schaffen und wenn noetig Ungleichgewichte auszubalanzieren. „Aber der Staat selbst sollte kein Business betrieben, sondern dies denUnternehmen ueberlassen“. Es gehe darum, dass die unsichtbare Hand des Marktes und sichtbare Hand des Staates miteinander harmonisieren.

So weit, zum realexistierenden Kommunismus in Vietnam.

Und nun das Wetter.

Laut Viet Nam News droht im Norden des Landes in den kommenden Tagen eine neue Kaeltewelle. Die ungewoehnlich lange, bereits seit drei Wochen anhaltende Kaelte habe bereits zu grossen Ernteausfaellen gefuehrt. Auch seien zahlreiche Tiere erfroren. Die Regierung startet ein sofortiges Hilfsprogramm fuer die Bauern und fordert sie auf, ihre Kuehe etc. ins Warme zu bringen. Zugleich wird davor gewarnt, an ungeeigneten Orten zu heizen. So sei auf einem Fluss bei Hanoi ein Schiff in Flammen ausgebrannt, weil zwei Maenner darauf ein Feuer angezuendet hatten, um sich zu waermen.

Aber ich bin ja jetzt im Sueden. Tuyet!

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