grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Die Kasbah und der liegende Teppich

Es war ja nur eine Frage der Zeit. Ich bin in Marokko. Also muss es passieren. Zum Beispiel heute, beim Besuch der Kasbah von Ouarzazate.

Kasbah, so wird hier östlich des Atlas-Gebirges nahezu jede Ansammlung älterer Lehmbauten genannt, die in mehr oder weniger gutem, meist aber sehr schlechten Zustand anzutreffen sind. Die in Ouarzazate hat Glück gehabt, denn zu einem kümmert sich die UNESCO um ihren Erhalt, zum anderen ist sie begehrt der weltweiten Filmindustrie, die rund um Ouarzazate einen Blockbuster nach dem anderen drehen, wegen eben dieser tollen Ruinenkulissen, wegen der wüsten Landschaften, und natürlich wegen der mittlerweile ringsum errichteten Studios, in denen wiederum ganze, komplett neuerrichtete Kasbahs stehen.

Drinnen findet man so nun rund einen hübschen Eingangshof, die recht gut erhaltenen Zimmer, die einst ein Pascha für sich selbst, seine Frauen und seine Bediensteten genutzt hat. Und man findet zum Beispiel Rachid, einen älteren sehr freundlichen Mann, der mich gegen ein Gutes Trinkgeld herumführt, alles sehr anschaulich erklärt, mit auch noch den nebenan liegenden zweiten Teil der Kasbah zeigt, in dem einst und zum Teil auch heute noch ganz normale Menschen wohnen.

Und schwupps, stehen wir in einem Teppichladen.

Es war ja nur eine Frage der Zeit. Schließlich bin ich in Marokko.

Dieser Teppichladen ist natürlich etwas ganz besonderes, wie der freundliche Verkäufer betont. Nicht so überteuert wie in Marrakesch, wie der Teppichwerber betont. Direkt von einer Frauenkooperative hier im Ort hergestellt, wie der Kaftanträger betont. Die Frauen seien aber gerade beim Beten, schließlich sei Freitag, deshalb müsse er die Präsentation übernehmen.

Kurz gesagt: ich bekomme Teppiche vorgelegt. Große und kleine, blaue, graue und bunte, tolle Qualität, „die halten 100 Jahre“, sie sind wirklich sehr schön. Und natürlich total günstig. 250 soll einer kosten, der mir tatsächlich gefallen könnte, Euro, versteht sich, nicht Dirham.

Nicht genug Geld dabei? Kein Problem, du kannst mit Karte zahlen! Kein Platz Koffer? Kein Problem, der lässt sich auf Handgepäckgröße zusammenfalten. Du willst keinen Teppich? Ach was, jeder der Marokko kommt, will einen Teppich, ein Souvenir fürs Leben!

Um hier irgendwie rauszukommen, zeige ich mich kaufwillig, aber nicht jetzt sofort, denn über eine Anschaffung fürs Leben müsse ich ein paar Tage nachdenken, zum Beispiel während der anstehenden Drei-Tages-Tour Richtung Wüste.

So warte jetzt ein Teppich auf mich, bis Dienstag in der Kasbah von Ouarzazate liegt er für mich beiseite. Und dann werde ich ihn kaufen. Inschallah!, sagt der Teppichhändler. So Gott will, sage ich.

Draußen wartet Rachid auf mich, um mir den Weg aus dem Labyrinth der Kasbah zu weisen. Danke, auch dafür!

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