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die welt liegt uns zu füßen

Marrakesch, Museen, Paläste und ein Busbahnhof

Ali ben Youssef Medersa
Eine ehemalige Koranschule, nördlich des Marktviertels im 14. Jahrhundert erbaut. Besuchenswert, weil sich die einstigen unzähligen kleinen Schlafräume um einen wunderschönen, reich verzierten Hof mit einem Wasserbecken gruppieren.

Musée de Marrakech
Nicht weiter aufregendes Museum, das alte und neuer Kunst in verwinkelten Räumen rund um einen überdachten Patio präsentiert. Gleich um die Ecke von der Medersa gelegen, und wenn man schon mal da ist, kann man auch mal reingucken.

Maison de la Photograhie
In der Nähe der Medersa lohnt sich noch dieses in mehrfacher Hinsicht herausragende Haus. Denn hier werden alte schwarz-weiß Fotografien gezeigt, die Menschen, Städte und Alltag im Marokko zwischen 1850 und 1950 zeigen. Die beeindruckend schönen Portraits und Stadtansichten, die auf 3 Etagen de kleinen Hauses gezeigt werden, lohnen den Weg. Und wenn man das nicht gleich am ersten Tag macht, kann man den einen oder anderen Ort Marrakeschs wiedererkennnen und feststellen, wie wenig sich in 100 Jahren verändert hat.
Herausragend im Wortsinne ist auch das kleine Café auf der Dachterasse, denn das Maison ist eine Etage höher als alle Gebäude rundum. Das erlaubt einen wunderbaren Blick über die Medina, perfekt wird es, wenn dann die Muezzine aller Moscheetürme ihre Rufe zum Gebet starten.

Dar Si Said
Im diesem alten Palast wird – natürlich wieder eine um einen schönen Innenhof mit Bäumen und plätschernden Brunnen – alles gezeigt, was das marokkanische Handwerk so hergibt: Schmuck verschiedener Kulturen, bunte Keramik, geschnitzte alte Türen und Fensterläden. Vieles sieht exakt so aus, wie das, was man hier überall auf den Märkten kaufen kann – mit dem Vorteil, dass man sich das hier in Ruhe anschauen kann.
Spektakulär ist der erste Stock des Hauses, den man über eine versteckte Treppe erreicht. Hier findet sich ein rund zehn Meter hoher, komplett verzierter Ballsaal samt der dazugehörigen Nebenräume. Mich hat zum Glück er Aufpasser angesprochen und mir dann alles sehr anschaulich erklärt. Er war sein Trinkgeld mehr als wert.

Bahia Palast
Ein Palast, der diese Bezeichnung mehr als verdient. Man streift durch mehrere Höfe, über und über verzierte Säle, ehemalige Haremsgemächer etc. Alles in allem ein Augenschmaus, nicht nur für Mosaikliebhaber.

Mellah, das jüdische Viertel

Diese Gewirr kleiner Gässchen kann man leicht übersehen. Denn das alte Judenviertel liegt versteckt hinter Mauern und Zugang gibt es fast nur über kleine unscheinbare Gänge. Meiner zum Beispil wirkte eher wie der Eingang zu einer öffentlichen Toilette und ich wäre daran vorbeigelaufen, hätte mich ein Marrakchi nicht dringlich darauf hingewiesen. Tatsächlich war dort auch ein öffentliches Klo, aber eben auch ein Durchgang zur Mellah.
Drinnen hat mir gleich ein weiterer junger Marokkaner, der dort wohnt den Weg zum Berbermarkt und zur Synagoge gewiesen. Die ist so unscheinbar, dass man sie niemals ohne Hilfe finden würde. Aber man wird fast im Minutentakt in die richtige Richtung gewiesen – auch wenn man schnell dort war und nun mal woanders hin will.
Das Sensationellste an der Synagoge ist, dass es sie bis heut gibt und dass sie von den angeblich 200 jüdischen Familien, die hier immernoch in der mittlerweile mehrheitlich muslimischen Nachbarschaft leben. In sehr friedlichem Miteinander, wie ein junger Muslim betonte.

Gare routiere
Okay, der Busbahnhof ist weder ein Palast, noch ein Museum, sondern ein einfacher Neubau unmittelbar neben der Stadtmauer, aber dennoch eine Bemerkung wert. Denn zum einen bietet der Platz nebenan einen Einblick in die hiesige Arbeitswelt. Denn dort sitzen dutzende junge Männer, mit Malerutensilien, Maurerkellen oder ähnlichem, die sich als Tagelöhner anbieten.
Zum anderen habe ich bei meinen vielen Reisen selten einen schlechter organisierten Busbahnhof gesehen. Ich hatte am Vortag einen Sitzplatz bei der CTM, einer der beiden führenden Busgesellschaften Marokkos ein Ticket gebucht und war wie empfohlen eine halbe Stunde vor Anfahrt nach Ouarzazate wieder am Schalter. Man muss so rechtzeitig kommen, weil erst noch das Gepäck eingecheckt werden muss. Das kostet 5 Dirham, also weniger als 50 Eurocent – und Zeit.
Denn jedes Ticket muss natürlich im Computer verbucht werden. Der aber arbeitet extrem langsam. Der Ticketverkäufer lässt genervt den Mauszeiger auf dem Bildschirm herumfahren, aber das läuft minutenlang nur eine Sanduhr. Der Rechner rechnet und rechnet und rechnet bis er sich irgendwann doch erbarmt und den Gepäckschein ausdruckt.
Dann heißt es wieder warten, bis die Reisenden zum Bus geführt werden. Vorne dran steht, dass der nach Casablanca fahre, also komplett in die andere Richtung. Aber ich solle doch einsteigen, sagt der Ticketverkäufer. Das hier sei nur der Zubringer zum eigentlichen Startplatz, nur 5 Minuten von hier entfernt. Was die reine Fahrtzeit betrifft hat er Recht, allerdings braucht der Bus alleine 20 Minuten, um den durch andere kreuz und quer stehende Busse blockierten Bahnhof zu verlassen.
An der Zentrale von CTM muss ich dann nochmal warten, bis der Bus nach Ouarzazate endlich bereit steht. Und der fährt dann erst nochmal quer durch die Stadt, direkt am Busbahnhof vorbei, an dem ich fast eine Stunde zuvor gestartet bin – und schon geht es raus aus Marrakesch und hoch in die Berge.
Die Tagelöhner Sitzen immer noch geduldig an ihrem Platz.

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