grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Medellin: Protest am Frauentag

„De noche
De noche o de dia
Desnuda o vestida
En la cama o en la calle
Se respeta nuestra dignidad.“

Es ist der Kampfruf der Frauen. Viele von ihnen in lila Shirts gekleidet, ziehen am 8. März, dem Weltfrauentag, auch in Medellin an die 2.000 Demonstrantinnen und ein paar Männer durch die Stadt – die Avenida de la Playa runter zur Plaza Botero, wo die überdimensionalen Skulpturen des hier in Medellin geborenen Künstlers stehen. Eine davon, eine liegende Frau, trägt heute Blumenschmuck.

Vorne weg vor der Demonstration läuft eine Gruppe Trommlerinnen. Sie schlagen den Rhythmus des Queen-Klassikers „We will rock you“, bumm bumm tschak, bumm bumm, tschak, rufen aber ihrer eigenen Text dazu: „no queremos machos“ – wir wollen keine Machos.

Dahinter eine Gruppe mit fünf Frauen mit nacktem Oberkörper und Masken vor den Gesihtern, die Hände mit Rosenkränzen gebunden, zusammen mit fünf weiteren Frauen, deren Körper komplett schwarz verhüllt sind. „Mein Körper gehört mir, nicht der Kirche, nicht dem Staat“. Andere fordern: lasst uns die Rosenkränze von unseren Eierstöcken entfernen.

Es sind keineswegs nur junge Frauen bei der Demo, sondern auch einige ältere. Eine zierliche Frau mit grauen Haaren trägt ein lila Kostüm und lila Netzstrümpfe. Auf ihrem Rücken steht: „Hexe, alt und weise“. Wenig später kommen ein paar junge Frauen mit dem Transparent: „wir sind die Enkelinnen der Hexen, die ihr nicht verbrennen konnten.“

So weit ähnelt diese Demonstration den Aufzügen in Deutschland. Eins aber unterscheidet sich. Denn die Diskussion um den Friedensprozess prägt auch den Frauentag. „Frauen sind der Schlüssel zum Frieden mit sozialer Gerechtigkeit“, steht auf einem der größten Transparente.

Trotz der schwungvollen und lauten Demo bilden die Frauen hier eine große Ausnahme. Für die meisten KolumbianerInnen ist der Frauentag nur ein Anlass Blumen zu schenken, hatte mir Uriel erklärt. Oder der Mann lädt die Frau zu einer romantischen Nacht in einem Hotel ein. Dass es bei dem Tag eigentlich um die Rechte der Frauen und die Gleichbrerchtigung geht, müssten viele noch lernen.

Uriel läuft bei der Demo mit seiner Menschenrechtsgruppe „Mesa por la vida“ (Tisch für das Leben) mit, die sich nicht nur, aber auch für die Rechte der Frauen einsetzt. Es gibt viele gute Initiativen, sagt Uriel, aber dennoch gibt es wie in vielen Ländern Lateinamerikas auch in Kolumbien eine hohe Zahl von Gewalttaten gegen Frauen, häufig von ihren Männern oder Freunden begangen. Das spanische Wort dafür ist Feminicido, es wird auf mehreren Plakaten angeprangert.

Und genau ertönt auch immer wieder der Hauptschlachtruf, es ist der Refrain dieser Demo.

„Ob nachts oder am Tag
Ob nackt oder bekleidet
Im Bett und auf der Straße
Respektiert unsere Würde!“

Leave a Reply

Your email address will not be published.

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>