grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Regen in Cancun

Normal ist das nicht, sagt Victor. Ganz und gar nicht. Dann reicht er mir mein zweites Bier. Dos por uno, zwei zum Preis von einem, das in Lateinamerika überall sehr beliebte Werbeinstrument gilt auch hier in der kleinen offenen Eckbar an der Plaza in Cancun. Nicht nur zur happy hour, sondern den ganzen Abend, also immer. Die einen freut’s, die anderen merken irgendwann, dass sie so immer für zwei Getränke zahlen müssen, auch wenn sie nur eins wollen. Aber egal jetzt.

Ein Regentropfen hat seinen Weg durchs Dach an die Bar gefunden. Normal ist das nicht, sagt der Barkeeper nochmal. Normal wäre es, wenn es wie aus Kübeln schütten würde. 20 Minuten lang und dann Schluss. Aber dieser schmierig fisselige Nieselregen, der an meinem ersten Abend in Cancun die Luft befeuchtet, der sei wirklich nicht normal.

Stimmt, sagt Mike, der ältere Kanadier, der neben mir an der Bar sitzt. Eigentlich scheine hier stets die Sonne. Er muss es wissen, er ist schließlich schon fünf Tage hier. Er ist gekommen, um sich die Zähne machen zu lassen. Daheim koste das 1500 Dollar, hier nur 400.

Jetzt will er aber weiter, sechs Wochen nach Kuba. Da will er Salsa lernen. Und die Insel sehen, „bevor die US-Amerikaner das alles übernehmen“, sagt Mike. In sechs Monaten, so schätzt er, werden US-Bürger da hin reisen dürfen. Und spätestens ein halbes Jahr später werde die Investitionswelle beginnen. Dann machen die alles kaputt, das sei die unausweichliche Folge der Annäherung zwischen Kuba und den USA.

Dabei hat Mike gar nichts gegen ausländische Investoren. Er selbst würde zum Beispiel gern dort an einem schönen Plätzchen eine Strandbar eröffnen, zusammen mit Kubanern. Und wenn er aus rechtlichen Gründen dafür eine Kubanerin heiraten müsse, wäre das doch auch nicht schlecht, sagt er mit einem schelmischen Lächeln.

Er suche etwas, wo er die nächsten zehn Jahre genießen könne, sagt Mike. Warum nicht länger?, will ich wissen. Nun ja, sagt Mike, er wolle realistisch bleiben: „Ich bin schon 79!“

Dann springt er auf und läuft durch den Regen zu seinem Hotel. Ich hätte ihn höchstens auf Anfang 60 geschätzt.

Praktische Infos: hier.

 

One response to “Regen in Cancun”

  1. […] Cancun: die Fahrt mit dem Collectivo vom Flughafen in die Stadt kostet 160 Pesos. Das Ticket bekommt man gleich nach dem Auschecken aufgeschwatzt. Man wird vorm Hotel abgesetzt, was spät abends ja ganz praktisch ist. Es gibt auch billigere Busse von ADO, die nur 64 Pesos kosten, aber dafür nur am allerdings zentral gelegenen Busbahnhof halten. […]

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