grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Arequipa

Untypischer Tag in der Stadt ohne Regen„In Arequipa regnet es nie“, sagt der nette Chef des Hostal San Agostin. Draussen haengen dicken Wolken am Himmel und der Hostalchef traegt ein ironisch verzweifeltes Laecheln im Gesicht. „Bei uns ist der Himmel immer blau“, sagt er. „Man kann jeden Tag den Vulkan Misti sehen“, sagt er. „Aber der Klimawandel …“, ergaenzt seine Frau. Tatsaechlich regne es nie in Arequipa, bestaetigt auch sie. Jedenfalls nie im Februar. Und was es in den letzten Tagen passiert sei, habe es seit mindestens 50 Jahren nicht mehr gegeben: Regen. Jede Menge Regen. Nicht nur leichte Tropfen. Sondern tropisches Guesse.

Vom angeblich allgewaertigen Vulkan Misti ist jedenfalls auch von der huebschen Dachterrasse des Hostals nichts zu ahnen. Und Sabrina, die Freundin einer Freundin von Kathrin, die wir vor der Kathedrale treffen, berichtet davon, dass man vermehrt dazu uebergegangen sei, sich Gummistiefel zuzulegen, da das Wasser stets durch die Strassen flute, weil es keine Gullis zur Kanalisation gibt – wozu auch, wenn eigentlich nie regnet.

Die Plaza im Zentrum ist dennoch voller Menschen. Jetzt regnet es gerade mal nicht. Und deshalb stehen sie hier oder sitzen auf den Baenken zwischen den wie bisher ueberall in Peru aeusserst gepflegten Beeten der Parkanlagen und reden und diskutieren oder handeln – mit Caramelos, mit Llamadas, mit Zeitungen oder als Schuhputzer.

Typischer Hof im KlosterMitten in der extrem quirligen Stadt mit Restaurants aller Art – neben den ueblichen Lokalen gibt es auch Pizzerien, Creperien und sogar Doener Kebab – steht das Kloster Santa Catalina, versteckt hinter hohen Mauern. Hier leben bis heute ein paar Nonnen sehr zurueckgezogen – allerdings seit 1970 nicht mehr wie zuvor ueber fast 500 Jahre voellig angeschlossen von der Aussenwelt. Bis dahin durfte praktisch niemand hinter die Klostermauern. Erst seit gut 35 Jahren kann man hinein, um sich die sehenswerte Anlage mit Gassen, den alten Kuechen, Hoefen und Stuben anzusehen – gegen 30 Soles Eintritt, mit dem der Unterhalt des Klosters heute betrieben wird.

So ganz vollkommen abgeschlossen war das Frauenkloster aber nicht. So schreibt Flora Tristan, in ihrem Bericht ueber ihre Perureise im Jahr 1833, dass sie ein paar Tage lang in diesem Kloster gelebt habe, als ein Buergerkrieg die Stadt erreicht hatte. Das Buch hat zwar einige Laengen, aber gerade wer durch Arequipa resit, sollte es zumindest mal (quer-)gelesen haben.

Tristan berichtet u.a. auch von einem Erdbeben, dass sie hier erlebt hat. Die Stadt scheint noch hauefiger als andere Orte in Peru durchgeschuettelt zu werden. Etwa alle zwei Monate rumpelt es, sagt unser Hostalchef, aber meistens nur ganz kurz.

Dennoch hat es auch hier schwer Beben gegeben. Ich habe ein Postkarte gefunden mit einem Foto, dass die Plaza de Armas nach einem Beben von 1868 zeigt. Zuletzt ging im Jahr 2001 zum Beispiel ein Turm der Kathedrale zu Bruch. Offenbar wurden die Bauten mit den huebschen Balkonen an der Plaza, auf denen man wunderbar fruehstuecken kann, schon des oefteren wieder aufgebaut. Aber Tote, versichert unser lokalpatriotischer Hostalchef, habe es bei dem Beben 2001 kaum gegeben – und wenn doch dann nur durch Herzinfarkt.

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