grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Hanoi, es hupt

Ho Chi Minh Mausoleum

Vietnam-Lektion 1: Wer hupt, hat recht

Ist das jetzt der Sozialismus oder einfach nur schlechte Technik? Auf dem Flughafen von Hanoi gibt es rund zehn offene Schalter fuer die Passkontrolle der Einreisenden. Schnell geht es trotzdem nicht. Im Gegenteil. Fuer jede einzelne Passueberpruefung brauchen die hinter dem Schalterglas versteckten Computer mehrere Minuten. Unendlich lange Minuten, in denen die Kontrolleure saemtliche Varianten des unbeteiligt gelassen Guckens vorfuehren. Nach einer dreiviertel Stunde ist endlich alles durch. Nur das Gepaeck ist immernoch  nicht da.

Mein Airportpickup-Fahrer wird kurz darauf stoehnen, dass er eine Stunde habe warten muessen. Und dann versuchen, die verlorene Zeit auf dem Highway in die Stadt wieder reinzuholen. Der hat vier Spuren. Zwei pro Richtung. Ganz rechts fahren die Radler. Links davon die unzaehligen Roller und Mopeds. Auf der linken Spur die Autos. Und dazwischen diejenigen die es eilig haben. Also wir. Immer im Zickzack. Merke: PKW ueberholt man rechts. Mopeds jagt man mit der Hupe von der Strasse. Der Typ namens Tang faehrt wie die Hoelle, aber er traegt einen vertrauenserweckend schicken Anzug. Und irgendwie kommen wir reibungslos ins Hotel. Zwar nicht das, was ich gemeint hatte, gebucht zu haben , aber dennoch okay. Mit Badewann. Und ich im Jetlag, da wehrt man sich nicht.

Unterwegs auf dem etwa 50 Zentimeter breiten Mittelstreifen kuemmerten sich ein paar Frauen um die Neuanpflanzung einige kleine palmenartiger Gewaechse. Die Frauen trugen tatsaechlich diese spitzen Strohhhuete.

Motorräder in Hanoi

Vietnam-Lektion 2: Geh langsam, aber geh!

Das Problem ist schlichtweg unloesbar. Eine vierspurige Strasse am Ufer des Innenstadtsees, auf der der Verkehr unablaessig in eine Richtung stroemt. Mit Mopedmassen, die jede Luecke durch geschicktes Kurven auszunutzen wissen.  Nur fuer Fussgaenger bleibt da keine Platz. Auch nicht auf dem Zebrastreifen. Den kuemmert hier eh niemanden. „You wanna cross?“, fragt ein freundliche Amerikanerin hinter mir. „Your first time in Hanoi?“ Und zerrt mich dann ohne die Antwort abzuwarten am Arm erst auf die Strasse und dann gleich wieder zurueck. Ich muesse langsam gehen, erklaert sie mir. Dann sehen sie einen und koennen ausweichen. Stimmt. Manchmal tun sie das sogar. Leider nicht immer. Aber wer nicht geht, steht ewig. Es mag sein, dass sich hier nachts eine Luecke auftut. Tagsueber aber nicht. Auf der anderen Strassenseite laechelt die Amerikanerin kurz und verschwindet im Getuemmel. Hoch die internationale Solidaritaet.

Vietnam-Lektion 3: Der Sozialismus ist gross

Ho Ch Minh, so steht es im Reisefuehrer, wollte das seine Asche ueber das Land verstreut wird. Aber im Sozilialismus muss sich der einzelne dem Wohle der Massen unterorten. Und deshalb liegt Ho jetzt einbalsamiert in einem gigantischen Betonmausoleum an einem gingantischen Platz. Rein konnte man heute nicht. Aber schick weiss uniformierte Soldaten stolzierten drauessen vor der Tuer bei der Wachabsloesung hin und her. Ein paar Einheimische haben auch zugeguckt.

Pagode am Westsee

Vietnam-Lektion 4: Mut!

Die Altstadt ist die Hoelle. Es gibt in praktisch jeder Strasse so viel Verkehr, wie auf dem Highway in die Innenstadt. Mit dem einzigen Unterschied, dass es sich hier um maximal zweispurige Altstadtgassen handelt. Und dass die Fussgaenger auch noch hinzukommen. Denn theoretisch koennten sie zwar auf den Buergersteig ausweichen. Aber der ist in 80 Prozent der Faelle zum Parkplatz fuer die Mopeds und Roller umfunktioniert. Und in den restlichen Faellen hat sich ein mobiler Haendler niedergelassen, um sein Obst, seine Garkueche oder sonst was auszubreiten.  Eine vollere, laermendere, treibendere, lebendigere Innenstadt ist kaum denkbar. Und mittendrin einen Vierergruppe, die auf den kleinen Hockern hockt und Karten spielt. Und immerwieder die Frauen,  die mit diesen jedem Asia-Klischee entsprechendem Holzbrett ueber der Schulter durch die Massen eilen, an dem in zwei schwer beladenen, sich gegenseitig in der Balance haltenden Koerben wiederum Obst liegt. Oder Gemuese.  Oder Werkzeug. Oder Schmutzwaesche. Erdbeeren. Nuesse. Kokosnuesse. Und immer wieder die Frauen, die fast genausoviel Gepaeck auf ihrem Kopf balancieren. Und immer wieder die Frauen (und hier dan auch mal Maenner), die ihre Ladung auf weitausladenden Koerben auf dem Fahrradgepacktraeger transportieren. Oder in Kisten, unter denen man das Moped nicht mehr sieht. Dazwischen zwei Huehner. Und ein Katzenbaby. Und vollkommen aufgebrezelte junge Damen mit Stoeckelschuhen. Und dann doch noch ein Unfall. Zwei Roller titschen aneinander. Der eine faelllt zu Boden. Die beiden Fahrer entkeilen ihre Fahrzeuge, stellen nichts weiter fest und brausen von dannen.

Und in jeder Strasse etwas anderes. Mal einen ganze Haeuserzeile voller Gewuerze. Mal einen Strassenflucht voller Werkzeuge. Mal ungezaehlte Agenturen, die alle die selben Touren zu allen schoenen Orten des Landes im Angebot haben. Mal eine ganze Strasse mit Garkuechen. Dahinter eine, zwei, drei gehockte Frauen. Auf einem Tisch die Zutaten, die bei Bestellung je nach Wunsch in eine Suppenschuessel kommen, oder erst zur Schnellgarung in einen brodelnden Topf. Lecker. Sehr lecker. Einen Namen hat das Gericht eines ersten Garkuechenversuchs leider nicht. Jedenfalls wollte die junge Verkaeuferin mir keinen nennen. Wahrscheinlich lag es aber schlicht an den Sprachgrenzen.  So wie zuvor in dem Coffeeshop, in dem ich nach einigem hin und her und der Dolmetscherzuarbeit der Tochter des Inhabers tatsaechlich das bekommen habe, was ich wollte: einen Kaffee. Stark, schwarz. Und mit diesem blechernen Filteraufsatz auf der Tasse frisch am Tisch zubereitete. So darf es weiter gehen.

Einfache vietnamesische Woerter: ca phe (Kaffee).  bia (Bier).

Der Rest much more komplizierter.

Hen gap lai!

One response to “Hanoi, es hupt”

  1. herr oppermann sagt:

    Hi Gereon,

    ich wollt‘ Dir eigentlich persönlich ’ne gute Reise wünschen, aber Du bist ja scho‘ weg …

    Auf jeden Fall erst einmal eine gute Reise und 1. viele Grüße von Myriam und Pierre, die zwischen Weihnachten und Neujahr bei mir waren (die beiden sind sehr sehr traurig, dass Du schon wieder nicht kommen kannst, zum 10. Hochzeitstag – wie schon zu deren Hochzeit …) und ganz aktuell viele liebe Grüße von Nicole, mit der ich gerade unseren Spanienurlaub konkretisiere.

    Viele Grüße in den fernen Osten von Nicole und Holger

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