La Giralda:
Historische Baudenkmäler haben gemeinhin ein großes Problem. Sie sind historisch und somit locker mehr als 1oo Jahr alt. Und vor 100 Jahren hat halt noch kein Schwein daran gedacht, behindertengerecht zu bauen. Da tun sich die meisten ja heute noch schwer mit. La Giralda ist sogar schon 800 Jahre alt – und dennoch einer der ganz wenigen historischen wie modernen Türme, die man mit einem Rollstuhl erfahrene kann. Denn der Turm der Kathedrale von Sevilla hat keine Treppen sondern Rampen!!!!
Schon deswegen ist Sevilla für jeden Rollstuhlfahrer ein absolutes Muss.
Ganz problemlos ist es natürlich nicht. Am Eingang von der Kathedrale zum Turm gibt es eine Stufe, die man aber mit etwas Hilfe leicht überwinden kann. Dann kommen die Rampen. Pro Etage vier. In jeder Ecke des Turm gibt es ein flaches Podest, auf dem man sich ausruhen kann. Die Rampen sind so steil, dass sie auch der stärkste Rollifahrer kaum allein bewältigen wird. Aber mit einem starken Schieber geht es. Wir haben es ausprobiert. Zudem gibt es immer jede Menge Touristen, die gerade rauf- oder runterlaufen. Man kann sie ja mal um Hilfe bitten. Die meisten bleiben eh spontan applaudieren stehen. Und ich habe selten so viele Anfeuerungsrufe auf so vielen verschiedenen Sprachen gehört.
Errichtet wurde der Turm im Jahr 1196 von den Arabern, die damals Andalusien regierten. Die haben Rampen statt Treppen gebaut, damit sie mit Pferden hochreiten konnten. Auf die Idee muss man auch erst mal kommen. Nachdem die Katholiken Sevilla zurückerobert hatten, verwandelten sie die Moschee nicht nur in eine Kathedrale, sie stockten den Turm auch noch ein wenig auf – leider mit Treppen. Aber wer die ca. 35 Rampen bis zum Glockenhaus geschafft hat (wir haben weniger als eine halbe Stunde gebraucht), sollte nicht aufgeben.
Wir haben einfach die jugendliche Touristengruppe um Hilfe gebeten, die gerade um die Ecke kam. Einer hat oben die Treppe abgesperrt, einer unten. Einer hat die Rucksäcke getragen. Und die drei stärksten haben zusammen mit Holger die vielleicht 20 Stufen hochgeschleppt. Oben gibt es dann nochmal ein kleines Problem. Vor der Ballustrade gibt es eine ca. 50 Zentimeter hohe Stufe, die aber exakt so breit ist, dass man einen Rollstuhl darauf stellen kann, so dass Holger den Blick seines Lebens genießen durfte. Perfekt. Die starken spanischen Jungs waren nicht nur so nett, Holger da auch noch rauf zu hieven, sie boten auch gleich noch an, auf jeden Fall so lange zu warten, bis wir wieder runter wollen, um uns beim Abstieg erneut unter die Arme bzw. Räder zu greifen.
Und wer jetzt immer noch einen weiteren Grund braucht: Der Eintritt in die Kathedrale ist für Behinderte kostenlos.
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[…] La Giralda – Der behindertengerechte Turm!!! » Sevilla – Ganz schön […]
[…] liegt glücklicherweise rollstuhlfreundlich am Fuße der Altstadt. Also mussten wir rauf. Und wer La Giralda schafft, schafft auch Salobrena – haben wir uns gedacht. Kurz gesagt: wir haben es geschafft. Am […]