grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Der Papst und die Besetzer

Fernseher im Busbahnhof von Cipolleti, der mir die NAchricht vom Papstrücktritt brachte

Gestern abend sass ich ein paar Stunden auf dem Busbahnhof von Cipolleti, der Nachbarstadt von Neuquen, die man laut Reisefuehrer beide nicht gesehen haben muss. Immerhin kenn ich jetzt den Busbahnhof. Und er wird mir in Erinnerung bleiben, weil ich dort auf einem der flimmernden TV-Schirme die Nachricht sah, dass der Papst zuruecktritt. „Renuncia del papa“ stand dort. Ich haette es nicht verstanden, wenn mich nicht noch am Morgen eine Argentinierin (Socorro, die mit dem Mate) nach der wichtigsten, aktuellen, politischen Debatte in Deutschland gefragt haette. Da habe ich ihr den Fall der Bundesbildungsministerin Annette Schawan erklaert und dabei das spanischen Wort fuer Ruecktritt gelernt – renuncia. Toll wenn man sein frisch erworbenenes Wissen dann gleich ein paar Stunden wieder anwenden kann! Dem Papstruecktritt wiederum Verdanke ich nun das Wissen ueber eine kleine Geschichte aus Mendoza: Hausbesetzer, die von einer agilen Nachbarschaft geraeumt werden, nur damit diese das Haus neu besetzen und einer armen Familie uebergeben koennen. Erfahren habe ich das Ganze   aus der lokalen Zeitung „Los Andes„, die ich mir gekauft hatte, um was ueber den Papstruecktritt zu lesen. Dabei war nur interessant, dass man hier – natuerlich – hofft, dass der naechste Papst aus Lateinamerika kommt, denn hier lebt schliesslich fast die Haelfte aller Katholiken.

Spannender war wie gesagt der Text ueber das besetzte, geraeumt und neu besetzte Haus. Dessen urspruenglicher Eigentuemer mussten das Haus bereits im Jahr 2003 verlassen, weil sie im Zuge der damaligen heftigen Wirtschaftskrise hier in Argentinien den Bankkredit nicht mehr bedienen konnte. Seither stand das Haus offiziell leer. 2005 allerdings wurde es besetzt. Laut Artikel ist es bei weitem nicht das einzige besetzte Haus hier in Mendoza.

Anfangs fanden das sogar die Nachbar gut, weil sich so wenigstens jemand um das Haus kuemmerte. Im Laufe der, so zitiert Los Andes die Nachbarn, haetten sich aber offensichtlich Diebe dort eingenistet. So lange sie nur mit irgendwo anders geklauten Dingen handelten, drueckten die legalen Anwohner noch alle Augen zu. Doch zuletzt haetten die Bewohner auch in der unmittelbaren Nachbarschaft geklaut. Deshalb sei man jetzt am Wochenende zur Tat geschritten und habe die unliebsamen Altbesetzer vertrieben – und durch neue ersetzt. Das Haus wurde an eine alleinerziehende Mutter von zwei Kindern, eins davon behindert, uebergeben. Auch die kommunalen Behoerden begruessten die Entwicklung.

Seltsamerweise verliert der Artikel aber kein Wort darueber, was eigentlich die Bank dazu sagt, der das Haus ja wohl gehoert, seit sie die urspruenglichen Eigner vertrieben hat.

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