grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Mendoza, Schaum drueber! (Halbzeit)

Schaumschlacht im Park von Mendoza

Ganz hinten, in dem riesigen Park westlich der Innenstadt wird dann tatsaechlich Karneval gefeiert. Es wird getrommelt, was die Pauken hergeben. Es wird bauchbetonter Samba geboten. Es werden Fahnen geschwenkt, Schultern bestiegen, Indigena-Taenze farbenfroh vorgefuehrt. Und es wird hoeflich applaudiert. Denn das Publikum scheint diesen Aufmarsch von mehreren Jugendtanzgruppen aus den verschiedenen Vierteln oder Schulen der Stadt eher so beilaeufig mitzunehmen. Die Hauptsache hier ist der Schaum. Spruehschaum aus Dosen!

Die werden schon am Parkeingang stapelweise verkauft. Und drinnen kann man sich alle paar Meter Nachschub zulegen. Die Dose zu 10 Pesos. Es handelt sich nicht um Rasierschaum. Ich habe das extra ueberprueft. Es ist spezieller Partyschaum. Leicht abwischbar.

Karnevalsgruppe in Mendoza (traditionell)  Karnevalsgruppe in Mendoza (weniger traditionell)

Lange bevor die Tanzgruppen gegen 18 Uhr tatsaechlich losziehen, um an der Jury vorbeizutanzen, vergnuegen sich die Massen mit dem Schaum. Man sprueht ihn sich gegenseitig auf den Ruecken, ins Gesicht, in die Haare, auf die Hose, unter den Rock, in den Ausschnitt, auf die Sonnenbrillen. Oder einfach auch mal in die Luft. Das vor allem als es endlich los geht und der Moderator die Menge auffordert, bei drei alle dasselbe zu tun. Und eins. Und zwei. Und drei. ES REGNE SCHAUM! Und so geschieht es.

Es ist seltsam. Aber mir laeuft ein emotionaler Freudenschauer ueber den Ruecken.

Dabei geht es wohl weniger um die recht banale Volksbelustigung. Es faellt einfach auf, dass meiner Argentinien-Reise bisher etwas Schaum fehlt. Spruehschaum. Uebersprudelnde Freude am Ergeinis. Am Reisen. Am Hiersein.

Ich bin bisher noch nicht so richtig reingekommen in das Land. Dabei ist heut die Haelfte der Reise schon rum. Ich habe viele schoene Dinge erlebt und interessante Menschen getroffen. Aber der letzte Kick, der fehlt.

Vielleicht liegt es daran, dass ich irgendwie immer zum falschen Zeitpunkt komme. Wenn es nur um die Orkas ginge, die ich nicht auf der Peninsula gesehen haette, das haette ich verschmerzen koennen. Aber dann war da auch der Patagonien-Zug, der nicht fuhr. Die Etage mit nationaler Malerei im Museo Nacional, die nicht geoeffnet war. Die Sonne, die in San Martin nicht schien.

Fußgängezone mit der für Mendoza typisch sehr tiefen GosseUnd heute ging es in Mendoza munter weiter. Es war schon wieder mal ein Feiertag, wegen Karneval. Auch wenn der hier ausser von ein paar Jugendgruppen oben im Park gar nicht gefeiert wird, waren tatsaechlich fast alle Geschaefte dicht. Selbst die Basilika war wegen des Feiertags geschlossen. Das Museo mit zeitgenoessischer Kunst ist gleich den ganzen Febuar zu. Und die fuer morgen geplante Tour in die Alta Montana (die hohen Berge hier), bei der man unter anderem einen Blick auf den hoechsten Berg Suedamerikas erhaschen kann,  faellt auch flach. Die Strasse ist wegen einer Geroelllawine dicht, mindestens noch eine Woche.

Also bleiben nur die kleinen Dinge. Die Plaetze zum Beispiel hier in Mendoza. Sie sind wirklich sehr schoen. Fast noch schoener aber sind die Baumalleen, die sich wie Tunneldaecher ueber die Strassen der Innenstadt woelben und Schatten spenden. Auch ueber den Strassencafes in der Fussgaengerzone, in der ich einen Cafe con lecche und eine Zeitung genossen habe. Und dann natuerlich das Eis. Das koennen die hier wirklich gut. Es ist unuebersehbar, dass es viele Italiener hierher verschlagen hat. Ich hatte heute die Kombination „dulce de lecche granizada“ und „vanilla con malbec“. Malbec ist eine der argentinischen Weinsorten, die hier in der Gegend angebaut wird. Grossartig, der Wein und das Eis.  Ja, wenigstens das.

Vielleicht bin ich auch nur durch meine anderen Reisen verwoehnt. Vielleicht kommt der eigentliche Hoehepunkt, das bleibende Erlebnis, von dem man dann gerne immer wieder erzaehlt, auch erst in der zweiten Haelfte. Gegen Steigerungen hatte ich noch nie etwas.

Vielversprechender Laden in Mendoza (leider wie so vieles hier geschlossen)

Reiseinfo:

Hostal Mendoza Estacion: Uebernachtungim Dormitorio ab 65 Pesos, Fruehstueck und Handtuch inklusive. Nettes Haus in ruhigem Viertel, fusslaeufig vom Zentrum und vom Busbahnhof. Minipool im Garten. 

One response to “Mendoza, Schaum drueber! (Halbzeit)”

  1. […] Mendoza: angenehme Großstadt in einer Weinregion. Mehr dazu hier. […]

Leave a Reply

Your email address will not be published.

You may use these HTML tags and attributes: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>