grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Feuchte Tage in Banos de la Virgen

wasserfall-mit-bad.jpg Bano de la virgen virgen-wasserfall.jpg

Man muss sich das so vorstellen: Da ist also dieser Wasserfall. Nicht besonders breit, aber tief. Hundert Meter vielleicht. Vielleicht zweihundert. Und ganz unten, im Bassin, da liegst du – also in diesem Falle ich. In wohlig warmen Wasser. Mit super gesunden Mineralien, die alle auf den Brett ueber der Gepaeckabgabe aufgelistet sind. Und du schaust nach oben, wie das Wasser die fast senkrechte Bergwand hinunterstuerzt.

Natuerlich nicht in das Bassin des Thermalbades hier in Banos, sondern ungefaehr 5 Meter daneben. Aber der optische Effekt bleibt der gleiche. Und das Wasser wirkt Wunder, was nicht weiter ueberrascht, schliesslich ist das die „cascada de la virgen“ – der Wasserfall der Jungfrau. Und wer an deren Wirkkraft nicht glaubt, muss nur in die Basilika hier im nach den Thermalbaedern benannten Ort gehen. Dort dokumentieren zahlreiche Oelgemaelde das Wunderwerk der Jungfrau – die ja eigentlich auch einen Namen hat, aber der spielt bei den Glaeubigen allenfalls eine Nebenrolle.

Wunderbild in der Basilika

Im Mittelpunkt steht ihre Werk. So hat sie zum Beispiel einen jungen Mann gerettet, der einst an der Stelle, wo heute die Bruecke San Franciso Neue und alte San-Francisco-Brücke über die Pasataza-Schluchtsteht, die ultratiefe Schlucht mittels einer kleinen Seilbahn ueberqueren wollte. Doch gerade als er in der Mitte war, riss das Seil. Dieser Moment ist auf dem Gemaelde eindrucksvoll festgehalten. Zum Glueck sieht man auch schon die Jungfrau am Himmel schweben. Was danach geschah, wird am unteren Bildrand mit wenigen Worten erklaert: Der junge Mann fiel 70 Meter tief in den Fluss und wurde fortgespuelt. Als er sich schon dem Tode nah sah, wurde er ploetzlich von einer unsichtbaren Hand aus dem Wasser gehoben und gerettet.


Heute mochte man auch erstmal moeglichst schnell wieder aus dem Wasser gehoben werden. Vor allem, wenn man das dritte Becken im Thermalbad der Jungfrau betritt. Denn das erste ist wohlig warm. Das zweite erfrischend kalt, das dritte aber ist einfach nur noch heiss. Muy caliente. Die Augen der Eintretenden weiten sich sichtlich erstaunt. Man fuehlt sich in etwa so wie ein Huehnchen in der Suppe. Die Temperatur soll bei ungefaehr 42 Grad liegen, gefuehlt erreicht sie jedoch eher den Siedepunkt. Die ganze Erholprozedur unter dem jungfraeulichen Wasserfall funktioniert im Prinzip wie in einer Sauna. Heisse und kalte Phasen wechseln sich ab. Ein  Eiswasserbecker oder entsprechend temperierte, wasserfallartige Duschen stehen bereit. Wunderbar.

Das ganze war gestern Abend. Und heute wollte ich eigentlich laengst hier auf einer der das enge Tal umgebenden Berge gekraxelt sein. Einen Blick auf den Vulkan Tungurahua werfen. Aber es regnet. Es ist nicht kalt. Aber es regnet. Und unter den anderen Reisenden auf der zum Glueck teilueberdachten Dachterasse des wunderbar netten Hostals Plantas y Blanco gab es nur ein Thema: Was tun? Bei Regen? Bei Sonnenschein wuerde man Bergwandern. Mountainbiken zu den anderen Wasserfaellen.  Aber bei Regen? Die anderen wollten dann ins Thermalbad. Aber da war ich ja gerade erst.

Draussen regnet es immer noch.

Vielleicht sollte ich nochmal auf den Markt gehen. Der ist erstens ueberdacht und zweitens gibt es dort exotische Fruechte und von ihren Fruechten sehr ueberzeugte Verkaeuferinnen. Falls jemand man die Gelegenheit bekommt, Granadillas oder Baumtomaten zu probieren – unbedingt zugreifen! Erstere aehneln von aussen Granataepfeln. Innen findet sich aber erst eine fast styroporartige Schicht, die man wegpulen muss, um an die etwas glibberige gruene Kernmasse zu kommen, die dann ausgeschluerft wird. Leicht sauerlich das Ganze. Aber sehr lecker. Die Baumtomaten sind zwar von der Farbe her als Tomaten zu erkennen, allerdings sind sie spitz. Diese Spitze wird abgeschnitten und dann das saftige Fruchtfleisch ausgesogen. Wenn man weiss, dass es sich hierbei um Tomaten handeln soll, kann man einen Geschmacksaehnlichkeit erkennen. Aber sonst? Die Fruchhaendlerin sagte noch, man koenne daraus auch Nachtisch machen: erst kochen, dann Zucker und Zimt darueber. Wenn ich gerade einen Herd zur Hand haette, wuerde ich es sofort probieren.

Ach, und fast haette ich es vergessen: Bananen. Dass es sie hier gibt, mag keine Ueberraschung sein in einer Bananenrepublik wie Ecuador. Aber der Geschmack! Fuer europaeische Zungen schmeckt es fast nach Bananenkonzentrat, unverduennt versteht sich. Und ausserdem gibt es hier nicht nur die eine Sorte. Sondern kurze und lange. Und rote! Die habe ich aber noch nicht probiert.

Draussen regnet es immer noch.

CotopaxiOffensichtlich habe ich Pech mit den Vulkanen. Beim ersten – dem Pululahua bei Mitad del Mundo – hab ich mir am Montag einen Sonnenbrand geholt, so dass ich am naechsten Tag darauf verzichtet habe, den zweiten aus Quito zum Grossteil mit einer Seilbahn zu erreichenden zu besteigen. Stattdessen bin ich mit dem Bus raus aus Quito Richtung Sueden gefahren. Ueber die Panamericana, die seitdem hier ein gewisser Humboldt rumgeforscht hat, auch Avenida de los volcanos genannt wird. Denn auf beiden Seiten in sie unuebersehbar. Zum Beispiel der Cotopaxi. Die einen sagen, er sei in etwa das Matterhorn Suedamerikas. Die anderen vergleichen ihn eher mit dem Fujiama in Japan, weil er wie dieser eine exkate Kegelform samt schneebedecktem Gipfel aufweist. Als ich gestern mit dem Bus dran vorbeifuhr – das Besteigen von Berggipfeln ueber 5000 Metern ueberlasse ich gern den Profis – wiess er vor allem eine dichte Wolkendecke auf.

Draussen regnet es immer noch.

Banos liegt auf dem halben Weg zwischen dem Andenhochlnd und dem Regenwald im Oriente. Ein netter kleiner Ort, der von Rucksacktouristen seit langem gekapert ist. Aber es ist bei weitem nicht so schlimm, wie es die Ankuendigung „Gringobamba“ in meinem Reisefuehrer befuerchten liess. Auch wenn es zum Fruehstueck auf Wunsch selbstverstaendlich banana pancake gibt.

Draussen regnete es immer noch.

Nicht so, dass man einen Schirm braeuchte. Es ist eher ein feiner Spruehregen. Der ganz  sanft dein Haar benetzt. Aber auf die Dauer doch alles durchnaesst.

Draussen regnet es immer noch.

2 Responses to “Feuchte Tage in Banos de la Virgen”

  1. frank sagt:

    ich hätte gerne ein foto von der roten banane,
    reicht auch in vier wochen 🙂

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