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Hamburger Bahnhof: Schwarz und weiß. Vor allem weiß

Das Museum Hamburger Bahnhof in Berlin glänzt gerade mit zwei Ausstellungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten – und sich doch großartig ergänzen. Da ist zum einen „Weißes Feld“ von Qiu Shiua. Und dann „Five Minutes of Pure Sculpture“ von Anthony McCall.

Der Maler Qiu Shiua präsentiert in einem Saal großformatige Gemälde, die auf den ersten Blick genau dem Titel der Ausstellung entsprechen: es sich weiße Felder auf sich horizontal erstreckenden Leinwänden. So wie sich das menschliche Auge in großer Dunkelheit nach und nach an die Lichtverhältnisse gewöhnt und dann doch noch Details im allgemeinen Schwarz unterscheiden kann, so braucht der Betrachter auch bei den „weißen Feldern“ etwas Geduld und erkennt dann nach und nach: Landschaften. Meershorizonte. Berge. Wiesen. Bäume. Feinste Abstufungen im Weiß nutzt Qiu Shiua um letztlich klassische chinesische Landschaftsmalerei zu schaffen, das verdeutlichen ein paar in einem Extraraum ausgestellte Beispiele aus dem alten China. Kleiner Tipp: manchmal lohnt sich ein Blick auf die Gemälde schräg von der Seite. Und plötzlich erkennt man mehr.

Ganz anders arbeitet Anthony McCall, dessen Arbeiten in der Haupthalle ausgestellt werden. Die ist komplett abgedunkelt, schwärzer als die Halle, die der Besucher nun betritt, kann ein Raum gar nicht sein. Einzige Lichtquelle bilden die Skulpturen von McCall. Sie bestehen aus projeziertem Licht. Geleißend. Scharf den Raum trennend. Wände bildend, die der Betrachter sich fast nicht zu queren traut. Sie bilden im ersten Raum quer durch den Saal liegende, sich langsam bewegende Formen. Im zweiten Saal fallen sie sanft von der Decke auf den Boden. Im dritten und letzten Raum sind wieder zwei parrallel projezierte Skulpturen zu sehen: wachsende und schrumpfende Kreisfiguren, die sich aufeinander beziehen.

Und je länger der Betrachter McCalls Projektionen in der Dunkelheit bewundert, desto klarer wird, er macht eigentlich nichts anderes als Qiu Shiua. Beide arbeiten mit purem Weiß. Großartig.

Die Bilder von Qiu Shiua sind noch bis zum 5. August 2012 zu sehen. Die Skulpturen von Antony McCall werden eine Woche längre bis zum 12. August gezeigt. 

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