grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Puerto – eine Stadt namens Hafen und ein bilingualer Papagei zum Frühstück

Puerto heißt Hafen. Und den gibt es hier tatsächlich auch. Eine kleine Bucht mit Mole, die die Landung der Boote vor den heftigen Wellen schützt. Das war es dann aber auch schon mit Hafenkantenromantik. Tatsächlich ist Puerto de La Cruz heute eine Großstadt, die weit über das hinausreicht, was unter diesem Namen auf der Karte zu finden sondern, sondern die umliegenden Dörfer und Städtchen an der Nordküste längst mit einschließt.

In Santa Cruz sieht man deutlich eine gewachsene Stadt. Puerto hingegen ist eine touristische Explosion.

Im Grunde ähnelt Puerto de La Cruz einer amerikanischen Großstadt. Im Zentrum ein paar Hochhäuser, die hier zum größten Teil Hotels beherbergen. Und drumherum eine sich ausbreitende Ansammlung von kleinen vorstädtischen Reihenhäusern, die hier wiederum zu einem Teil offensichtlich als Ferienappartments dienen.

Unbenommen, es gibt schlimmeres. Nicht nur weil schlimmer ja immer geht, sondern weil es tatsächlich neben den doch sehr extrem auf Touristenbedarf ausgerichteten Läden und Restaurants noch die eine oder andere Ecke gibt, die ganz heimelig wirkt und so etwas wie Charakter zeigt. Etwa das Café Agora an der Plaza Benito Peres Galdos, in dem wir gern unseren Café con leche geschlürft haben.

Oder wenn man das Glück hat, in einem der ruhigeren Vorstadtviertel zu wohnen. So wie wir bei Barbara.

Die lebt mit ihrer Familie in einer Art Doppelhaussiedlung, nur dass selbst die schmucken Doppelhäuser nur über Anbauten aneinander Grenzen. Barbaras Casa Blanca steht zudem ganz am Ende einer Sackgasse, direkt vor einem zu dieser Jahreszeit sehr grünen kleinen Baranaco, einer Schlucht, durch die ein Ziegenhirte mit seiner Herde zieht. Von Barbaras Terasse sieht man rechts den Baranco runter zum Meer. Und links oben – bei gutem Wetter – den schneeweißen Gipfel des fast 4.000 Meter hohen Teide.

Im kleinen Garten wachsen nicht nur ein paar Kakteen, sondern auch Papaya-und Avocadobäume randvoll mit Früchten.

Und wenn man hier in der Sonne frühstückt, kommt ab und an fröhlich flötend der Papagei vorbei. Ein graues, großes freundliches Tier mit roten Schwanzfedern, das bilingual ist. Mal sagt er „hallo“, mal sagt er „hola“. Zudem spricht er unüberhörbar die Sprache sämtlicher Vögel des Barrancos.
Der Papagei hat offensichtlich mal jemandem gehört, wurde dann aber frei gesetzt oder – was schöner klingt – er hat sich irgendwann die Freiheit genommen, statt im Käfig oder auf einer Stange lieber hier in einer Höhle im Barranco unterhalb der Terrasse zu wohnen. Seine Freundlichkeit gegenüber Menschen hat er dennoch nicht aufgegeben. Und er hat ja auch was davon. Barbara gibt ihm gern ein Stück Apfel. Und beim Nachbarn, erzählt sie, setze sich der Vogel sogar auf dessen Schulter, um mit ihm gemeinsam Fernsehen zu gucken. Im Gegenzug hilft der Papagei dann gern die Wäsche vom Trockenständer zu pflücken. Leider auch, wenn man das gar nicht will. Es ist halt ein sehr eigener Vogel.


Drinnen gibt es noch mehr Haustiere. Im Wohnzimmer leben seit über zehn Jahren zwei kleine Gekkos. Einer der beiden, erzählte Barbara, wohnte lange hinter einem großen Bild an der Wand. Als ihr Ex das beim Auszug mitnahm, sei der Gekko nicht glücklich gewesen. Mittlerweile ist er aber umgezogen und haust nun hinter einem Schrank. Die zweite hellgrüne Echse klebt mit ihren Patschenpfoten in einer Wandecke über einem Regal.

Dieser Ort hat wirklich was!

Und da über nur zwei Kreisverkehre auch die Küstenschnellstrasse erreicht ist, von der man auf Barbaras Terrasse aber nichts hört, ist man ruckzuck in jedem anderen netten Örtchen hier an der Nordküste von Teneriffa.

Nur umgekehrt ist es fast ein Ding der Unmöglichkeit -zumindest wenn man unten ins Zentrum von Puerto gefahren ist und von dort wieder hoch in die Vorstadt will. Denn es gibt zwar beim Reinfahren behilfliche Wegweiser zu allem und jedem. Aber auf die einfache Idee, dass ein paar einfache „Salida“ oder „Todas direcciones“-Schilder in dieser Touristenstadt für die Unmengen von ortsunkundigen Mietwagenfahrer hilfreich wären, die aus dem oft wenig logisch erscheinenden Gewirr aus bergauf und -ab führenden Einbahnstraßen auch wieder herauswollen, ist hier offenbar noch niemand gekommen.
Kurz hatte ich überlegt, ein entsprechendes Bürgerbegehren zu starten – mit Hilfe des hier erscheinenden deutschsprachigen Wochenblatts* dürfte das eigentlich kein Problem sein. Aber dann fehlte mir die Zeit dafür, weil ich mich andauernd verfahren habe.

*Das Wochenblatt erscheint trotz seines Titels übrigens nur alle 14 Tage. Aber das muss ja nicht überraschen in einem Land in dem eine andere tatsächlich wöchentlich erscheinende Zeitung mit dem Slogan „El Juevas – la revista que sale los miercoles“ (Der Donnerstag – Die Zeitschrift die mittwochs erscheint) beworben wird.

Überraschender ist das schon, das laut Impressum beim Wochenblatt angefangen von den Gründerrinnen, über die Redaktion bis zur Anzeigenabteilung nur Frauen arbeiten).

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