grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Sonne und Regen. Und ein Bad.

David (vorne) und Huaraz, da hinten im Tal

Die Entscheidung ist gefallen. Ich werde nicht mit dem Esel durch das Gebirge wandern. Es muss einen wunderbare Tour sein. Aber hier regnet es jeden Tag ab Mittags, spaetstens ab Nachmittags. Und das nicht zu knapp. Allein die Vorstellung, dass ich irgendwo auf ueber 4.000 Metern Hoehe bei etwa 0 Grad in einem Minizelt hocke, mit feuchten bis nassen Klamotten, ist nicht wirklich reizvoll. Ich werde wiederkommen muessen. Im Sommer. Von Mai bis September soll es hier wunderbar sein. Also ohne Regen.

Stattdessen mache ich mit Carmen und David kleine Tagestouren. Heute sind wir erst mit einem Collectivo zu den rund 1000 Jahre alten Ruinen in Willkawain gefahren und von dort rund zwei Stunden lang durch die Berge nach Monterey gewandert.  Morgens unter der knallenden Sonne, die es kaum moeglich scheinen laesst, dass es sich innerhalb weniger Stunden so zuzieht, dass es stundenlang regnet. Aber genauso wird es auch heute sein.

Berglandschaft Berglandschaft

Die staendige Frage, welche der richtige Weg sein koennte, fuehrte zu einer langwierigen philosophischen Debatte ueber die Frage, ob die zahlreichen Moeglichkeiten des modernen Lebens, die man als Europaeer hat, eigentlich gluecklicher machen, als das weitgehend vorgegebene Leben, der hier in den Berge in einfachen Lehmsteinhaeusern lebenden Landbevoelkerung. Das wiederum fuherte zu einem Exkurs ueber die aehnlich in dem Roman „Die unertraegliche Leichtigkeit des Seins“ von Milan Kundera gefuehrte Debatte, was schon deshalb nicht ganz einfach war, weil es weder mir noch David gelungen ist, den Titel ins Spanische zu uebersetzen.

Eine andere spannende Frage unterwegs: Wie tief muesste  man hier graben, um auf die Hoehe der Zugspitze zu kommen? Die Antwort: mindestens 500 Meter.

Am Rand dann immer wieder die Berge. Die Ausblicke. Die Luft. Der Weg. Die Schweine und Kuehe. Huehner in Baeumen. Die Menschen auf den Feldern, die immer weiter wissen, wenn Carmen sie nach dem Weg fragt. Und das macht sie bei jedem, den wir auch nur aus der Ferne sehen. Und wenn sie schon mal dabei ist, fragt sie auch noch nach ihrem Leben. Diesem und jenem. Und nochmehr. Man koennte sagen: sie redet ohne Unterlass. Zwei Deutsche stehen staunend daneben und laecheln.

David und Carmen bei der Chicha-Probe nach dem Bad

Zum Schluss haben wir uns noch eine kleine Tour zum Bad von Marcaras gegoennt. Das liegt oberhalb des gleichnamigen Ortes und hat als Besonderheit mehrere kleine Saunen in Cuevas – also Hoehlen, die tatsaechlich in den Fels gehauen sind und mit heissem Wasser eher wie ein Dampfbad schwuelfeucht erhitzt werden. Grossartig.

Auf dem Rueckweg nach Huaraz unter den 15 Mitfahrenden im vollgepackten Collectivo: Die Frau, die in der Bibel liesst. Der Typ mit Sonnenbrille und Kopfhoerern im Ohr, der langsam mit Kopf im Takt wackelt. Die Frau mit den goldenen Ringen, Ketten und Ohrgehaengen, die wild auf ihrem iPhone rumtippt, aber offenbar keine Verbindung bekommt. Die Frau mit der bunten Tracht und dem zylinderfoermigen Sombrero, der gekonnt schief auf ihrem Kopf sitzt.

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