Ja.
Hmmmm. Hmmmm.
Aah. Hmmrrr.
Ein paar Stunden noch bis zum Rückflug, höchste Zeit Mitbringsel zu denken. Wir denken an Käse, zur Not auch Schinken. Aber lieber noch Käse, solchen wie wir ihn in Cáceres gesehen, in Toledo gegessen hatten, aber nicht gekauft, weil wir ohne Kühlschrank reisen. Aber jetzt, ein paar Stunden vor dem Flug, das müsste gehen. Nur wo kriegt man jetzt auf die Schnelle all diese so wunderbaren, intensiven, spanische Käse her?
Das allwissende Internet schickt uns zum Mercado an der Plaza San Miguel. Die dortige Halle wurde zum Delikatessentempel umgebaut, die Massen schieben sich von Stand zu Stand. Wir nicht. Wir wollen nur Käse. Wir finden Käse bei Mya Valdados, wir nehmen einen Teller mit 10 Tapas. Wir bitten die Verkäuferin um eine Auswahl, sie gibt uns ein paar Hartkäse, ein paar Weiche, ein paar mit Brot, einen mit einem Tropfen Marmelade.
Sie schmecken.
Hm.
Oh, hm hm.
Ja.
Hmsmmm. Hmmmm.
Aah. Hmmrrr.
Sie krümeln in den Mund, machen sich breit auf der Zunge, drängen in die Zahnzwischenräume, wagen ein Tänzchen auf dem Gaumen, feiern durch bis zum Abgang im Schlund, hinterlassen ein Feuerwerk im gesamten Mundraum, fordern Platz um sich zu entfalten, lassen die Zunge schnalzen, die Lippen sich kräuseln, die Wangen erröten, greifen über auf den gesamten Körper, bombardieren ihn mit einer Salve puren Glücks. Es ist – der Hammer.
Der erste Käse, weich, Ziege, eine Explosion. Den, den müssen wir haben.
Der zweite, ein Hartkäse, braucht Zeit, eine halbe Minute und dann.
Der dritte übertrifft alles, muy fuerte, wird die Verkäuferin später sagen, sie hat so recht und doch trifft es das nicht. Es trifft mich. Orgasmen auf der Zunge, wie sonst nur …
Dann wieder ein Hartkäse, okay, aber sowas würde man auch in Deutschland bekommen, wenn man danach sucht. Also schon mehr als okay. Aber im Vergleich hier doch nur unter ferner liefen.
Noch ein Weichkäse. Leicht geräuchtert, fast wie Wurst. Dann nochmal Ziege, der süße Ausflug mit der Marmelade, ganz nett, aber … . Ein halbharter Traum mit Kräuterrand, ohne die trockenen Weißbrotscheiben, ohne ab und an eine grüne Traube als Zwischengang, Pausenfüller, Neutralisierer würde der Gaumen längst abgeschaltet haben.
Hm.
Hmsmmm. Hmmmm.
Aah. Hmmrrr.
Aaaahh.
Wir müssen kaufen. Herr Oppermann nimmt Nummer eins und zehn, ich stehe auf die drei. Die Bedienung schweißt alles luftdicht ein, damit wir im Flugzeug kein Problem bekommen. Ach, sage ich, könnte es wegen des Weichkäses Probleme beim Sicherheitscheck geben? Nein, sagt die Verkäuferin und lacht, aber der Geruch!
Ich frage sie nach ihrer ganz persönlichen Lieblingssorte. Sie lässt sie uns probieren, wir kaufen die auch noch.
Euch gefällt das hier, sagt die andere Verkäuferin. Ja, sage ich, was für ein Paradies. Und ich, antwortet sie, darf hier jeden Tag sein. Man muss sie beneiden.
Oh, hm hm.
Ja.
Aah. Hmmrrr.