grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Trujillo – Störche und Conquistadoren 

Auf dem Weg nach Cáceres sind wir schon an Mérida vorbeigefahren, aber ohne Halt. Mérida, so heißt auch die Stadt in Mexiko, in der ich vor zwei Jahren Tio Rafa besucht habe, der dort sein kleines Hostal hat. Kennengelernt hatte ich Rafa vor fünf Jahren in Trujillo an der Küste Perus. Auf dem Weg nach Toledo kommen wir nun ebenfalls an Trujillo vorbei, einem kleinen Städtchen in Extremadura, aus dem viele der Haudegen losgezogen waren vor 500 Jahren, um Lateinamerika zu erobern. Einer der bekanntesten, Francisco Pizarro stammte von hier, er unterwarf mit einem kleinen Reitertrupp das große Reich der Inka im heutigen Peru. Bei der Wahl der Namen für neue Städte hatten die Conquistadoren offenbar wenig Phantasie und nahmen die ihnen von zuhause bekannten.
Wir machen nun einen kurzen Zwischenstopp in Trujillo. Und nachdem Herr Oppermann in Cáceres von der Altstadt herausgefordert wurde, bin diesmal ich an der Reihe. Extreme Cardriving, ich muss unseren Seat Leon durch die engen, steilen Gassen hoch in die Altstadt steuern. Sie sind kaum breiter als das Auto, dafür mit engen Kurven versehen, die auch noch rapide nach oben gehen. Wenn man als ungeübter Autofahrer Probleme mit Anfahren am Berg hat, ist das alles andere als ein Vergnügen. Und wenn man einmal drin ist, gibt es auch keine Chance mehr zur Umkehr.
Irgendwie schaffen wir es im zweiten Anlauf bis an die Plaza Mayor, wo wir sogar einen Behindertenparkplatz finden. Dios mio!

 

Herr Oppermann verzichtet auf ein weiteres Holperabenteuer. Wir bleiben gleich an der Plaza, hocken uns in eines der Restaurants und essen erstmal ein Menu del dia. Es ist ganz ordentlich, eher deftige regionale Küche.
Herr Oppermann widmet sich anschließend der Storchenfotografie. Die Vögel segeln über das Pizarro-Reiterdenkmal auf die Türme der beiden Kirchen und des Palastes am Platz, die allesamt voller Nester sind. Es klappern die Störche, unterbrochen nur von drei Arbeitern, die eine Zeltbühne auf der Plaza abbauen und dabei Bretter und Stahlträger lustvoll laut aufeinander krachen lassen.

Ich streife derweil durch die Gassen, vor allem bergauf. Ganz oben thront eine Burg, die noch die Araber im 9. Jahrhundert errichtet haben. Durch die Schießscharten dort oben hat man einen fantastisch weiten Blick weit über das Städtchen hinaus in das Land und die am Horizont liegenden Berge.
Eigentlich wäre das hier oben auch sehr geeignet für Rollifahrer. Denn hier ist alles weit und weitgehend eben. Sie bräuchten nur einen mutigen Autofahrer – oder sagen wir mal: einen geübten, der sein Handwerk versteht, die Ausmaße seines Wagens abschätzen kann, der nicht auf halber Strecke genervt aufgibt und die erstbeste Möglichkeit nutzt, um wieder nach unten, raus aus dem engen Städtchen zu fahren. Aber das bin ich eben nicht.

Und Herrn Oppermann bleiben immer noch die Störche.

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