grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Einbuchten oder: vamos a la playa – ein kleiner Strandführer 

Dass auf Teneriffa ausgerechnet ein Strand mit importiertem weißen Sahara-Strand als der schönste gilt, hatte ich schon erwähnt. Auch dass das umso absurder ist, da es reihenweise wunderbare Buchten gibt. An der Nordküste sind sie noch wesentlicher wilder als im Süden. Ein paar davon stelle ich im folgenden kurz vor – inklusive einiger Hinweise für Teneriffa-Reisen planenden  Rollifahrer (Herr Oppermann, bitte hier genau lesen!)

El Bullollo
Abgelegene, kleine Bucht mit schwarzem Sand, tief unter der Steilküste. Man erreicht sie nur über eine Treppe mit vielen Stufen, bei starkem Wellengang kann die Bucht auch mal gesperrt sein. Rollstuhlfahrer haben hier keine Chance.
Auf alle anderen wartet nicht nur ein schönes Plätzchen mit zumindest im Winter fast immer roter Fahne und striktem Badeverbot wegen zu starker Strömung. Dafür aber gibt es ein nettes kleines Café mit Kleinigkeiten zum Essen. Wie steil es hier ist, zeigt der Wg zur Toilettes hinter dem Café – er führt 50 Treppenstufen hinauf.

Vorteil 1: es gibt einen Parkplatz oberhalb der Bucht! Den erreicht man aber nur über eine steile, kurvige enge Straße durch die Bananenplantagen. Man kann das Auto gut auch schon in El Rincon abstellen und den Rest laufen. Das ermöglicht auch auf dem Rückweg eine andere Route zu nehmen. Dabei sollte man aber unbedingt den Küstenweg bis zum Barranco laufen und erst dann den Berg hoch – und nicht schon vorher den einladenden Weg über die Felder nehmen, an dessen Ende man schon das Tor zur oben liegenden Straße sehen kann. Das ist nämlich abgeschlossen – was man aber erst merkt wenn man oben steht. Und da der mürrische Mann im benachbarten Garten sich weigert, es für doofe Touristen aufzuschließen, muss man den ganzen Weg wieder runter, mitten durch die meckernde Ziegenherde. Wir haben das recherchiert.

Vorteil 2: man kann von Puerto auch den ganzen Weg bis El Bullollo wandern.

Playa Martianez
Der Stadtstrand direkt in Puerto. Kann man dran vorbeigehen und dann vergessen.

Playa Jardin
Wie der Name schon sagt, ist die Playa Jardin mehr Garten als Strand – angelegt wie ein Stadtpark. Größter Vorteil: der schwarze Sand liegt gleich westlich und fussläufig von der Altstadt. Schöner ist es anderswo.

Playa El Soccoro
Diese wunderschön lang gezogene Bucht liegt abseits von allen Orten. Man erreicht sie gut mit dem Auto, aber auch nach einer wirklich eindrucksvollen und sehr lohnenden Wanderung an der Steilküste entlang. Wir sind in El Toscal gestartet und haben die gut anderthalb Stunden Weg pro Richtung sehr genossen.


El Socorro hatte an unseren beiden Tagen dort nicht nur stets eine wehende rote Fahne, sondern auch Srrandwächter, die alle sofort zurückpfiffen, die sich auch nur mit den Füßen ins Wasser wagten. Die Strömung hier muss ziemlich tückisch sein. Die Wellen jedenfalls sahen heftig aus – sehr zur Freude der fast zwei Dutzend Surfer, die weit draußen auf ihren Bretter auf einen Wellenritt warteten.

Vorteil: der Strand scheint sehr geeignet für einen Besuch mit Rollstuhl. Es gibt unten nicht nur Behindertenparkplätze sondern beim Café auch ein Rollifahrerklo (den Schlüssel gibt es laut deutscher Erklärung auf einem Hinweisschild beim „Leibwächter“). Es gibt zudem Rampen, die zwar nicht so flach sind, das man sie als Rollifahrer ohne weiteres bewältigen könnte, aber mit etwas Hilfe kommt man so wohl bis runter zum Sand.
Und wer gar nicht runter will, kann einfach die Aussicht von der Promenade genießen. An der gibt es neben dem Café (mit dem für uns schlechtestem Kaffee des Urlaubs) am anderen Ende noch den Kiosk von Doña Carmen. Die, so heißt es, ist unter den Surfern hier eine Instituiton. Sie betreibt ihren Laden schon seit 1992. Ihre Bocadillos sind legendär – was wir leider zu spät erfahren haben – und ihr Kaffee, den sie auf freundliche Bitte sogar im Pott serviert, statt im üblichen Plastikbecher, ist nicht nur mit Liebe gemacht, sondern tausendmal leckerer als bei der Konkurrenz am anderen Ende der Bucht. Doña Carmen wüsste sicherlich auch eine Antwort, warum der Strand ausgerechnet „Socorro“ („Hilfe“) heißt. Wir haben nur leider vergessen zu fragen.

Playa San Marcos
Diese Bucht liegt ein ganzes Stück westlich von Puerto bei Icod, aber der Weg lohnt. Nicht weil es hier anders als in den anderen Buchten auch Häuser samt Übernachtungsgelegenheiten gibt (ein Appartmenthaus lehnt sich hier mit zehn Stockwerken an die steile Küste). Der große Vorteil von San Marcos: man kann hier tatsächlich schwimmen! Die Bucht liegt so abgeschirmt von der Brandung des Atlantiks, dass die Wellen zwar immernoch mit einigem Schwung auf Felsen und Sand krachen. Aber dennoch kommt man gut ins Wasser. Und schön ist es hier auch noch.


Vorteil 1: es gibt hier – Ende Februar weitgehend leere – Parkplätze oberhalb der Bucht. Ganz unten gibt es ausgewiesene Behindertenparkplätze, die allerdings zum Teil so steil an der Straße liegen, dass Ein- und Aussteigen schwieriger werden könnte. Dafür ermöglichen steile Rampen, dass ein Rollstuhlfahrer mit Hilfe bis auf den direkt unten am Sandstrand liegenden Weg käme, an dem es eine Behindertentoilette und Café-Restaurants gibt, die bei unserem Besuch aber geschlossen waren. Aber oben an der Promenade gibt es zwei weitere, zudem leichter zu erreichende Restaurants.

Vorteil 2: ein Tipp noch für Fußgänger – für Rollifahrer leider komplett ungeeignet. Rechts am Ende der Bucht führt eine Treppe über gut hundert Stufen die Steilküste hinauf zu oben liegenden weiteren Hotels. Die sollte man unbedingt hochsteigen, zum einen wegen des nicht nur bei Sonnenuntergang eindrucksvollen Blicks auf die wild umspülte Küste, sondern vor allem wegen des Blicks zurück auf die Bucht und auf das, was man da hinter sieht. Dafür lohnt sich jede einzelne der Stufen!

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