grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Cusco – und der alte Mann

Die Plaza mit den Bänken, auf denen man Leonindas trifft„Fevreo loco, Marzo boracho“. Der Februar ist verrueckt, der Maerz besoffen, sagt Leonidas. Und so ist es auch durchaus zu verzeihen, dass der alte Cusqueno mit seiner Wetterprognose nicht einmal 20 Minuten richtig liegt. Am Morgen, bei unserer Ankunft in Cusco hatte es wie aus Kuebeln geschuettet, aber jetzt, nur wenige Stunden spater scheint die Sonne. Ich hab mich auf den zentralen Platz vor die Kathedrale auf eine Parkbank gesetzt, um Zeitung zu lesen. Aber dann setzt sich Leonidas dazu und quatscht mich an. 77 Jahre ist der kleine Mann, vor 43 Jahren kam er aus seinem Dorf nach Cusco, um hier als Bauarbeiter zu jobben. Er traegt einen leicht abgewetzten Anzug. Und ein strahlendes Laecheln. Er kennt seine Stadt noch aus der Zeit, als sie so war, wie jeder Reisende sie gern vorfinden wurde, die aber laengst vergangegen ist, weil jeder Peru-Reisende hier vorbekommt. Damals, sagt Leonidas, fuhr hier noch die Strassenbahn – von Pferden gezogen – ueber den Platz. Autos habe es vor 40 Jahren ueberhaupt nicht gegeben, nur einen gelben Bus. Heute zockelt ein Fahrzeug, das gern eine Strassenbahn waere, mit Touristen durch die Gegend. Aber ausser der Aufschrift „Tranvia“ weist wenig auf das Begehren hin. Nicht einmal Gleise gibt es noch. Das Ding faehrt wie alles hier auf Reifen.

Leonidas ist ein wunderbarer Erzaehler. Und er freut sich, dass ich meine einzigen beiden Quechua-Saetze vortrage. Dabei ist Saetze fast zuviel gesagt. „Munani“ – „Ich will“. „Mano munanichu“ – „Ich will nicht“. Das hat mir Sabrina beigebracht, die Freundin einer Freundin von Kati, die wir in Arequipa kurz getroffen hatten. Leonindas erklaert mir dann noch, dass man mit einer leichten Abwandlung dieser Worte – wie im Spanischen – auch „Ich liebe Dich“ auf Quechua sagen kann. Leider hab ich es mit nicht aufgeschrieben – und somit wieder vergessen.

Leonidas erzaehlt, dass er kaum Geld zum Leben hat. Mit 77 Jahren finde er natuerlich keine Arbeit mehr. Und frueher habe das Geld nie gerreicht, um etwas zurueckzulegen. Er ist nicht aufdraenglich. Im Gegenteil. Er erzaehlt beilaeufig von seiner Not. Genauso wie er auf die Regierung schimpft. Oder vorhersagt, dass es heute nicht mehr regnen wird, weil die dunkelgraue Wolke dort am Himmel in die andere Richtung ziehen werde. 20 Minuten spaeter beendet ein Sturzregen unser angenehmes Gespraech. Ich geb ihm mein ganzes Kleingeld mit.

Am Nachmittag seh ich den alten Mann wieder. Er sitzt zusammengekauert unter einer der Arkaden am Platz. Der Kopf ist ihm auf die Brust gesunken.

Blick von oben auf CuscoUnd sonst: Der Blick von den Berghaengen auf die Stadt ist fasziniernd. Ein Gang durch die Gassen wunderbar – man muss nur die vielen Maenner und Frauen zu ignorieren wissen, die einen in ihre Lokale locken wollen. Oder zu einer Massage.

PS: Unser Mitreisender Titus hat sich leider gegen den Ausflug zu den Machupicchu-Ruinen entschieden, und ist gleich nach La Paz weitergereist, um sein Spanisch aufzubessern. Damit schrumpft unsere Reisegruppe wieder auf vier Leute. Aber zum Glueck bloggt Titus auch, so kann man nachlesen, wie es bei ihm weitergeht. Viel Glueck, Wanderduene! Und pass auf deinen Magen auf.

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