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Der Berlin-Usedom Radweg (1): Unter der Eiche in Eichhorst

Unter der Eiche in Eichhorst sitzt der Mann, der die Radler zählt. „Heute erst 30“, sagt er und fuchtelt ein wenig mit dem Spazierstock. Aber am Sonntag, als es richtig schön heiß war, da wären es 250 gewesen, in nur fünf Stunden. Denn länger sitze er nie hier, auf der Bank unter der Eiche von Eichhorst. Morgens zweieinhalb Stunden. Nachmittags zweieinhalb Stunden. Dazwischen muss er heim zu seiner Frau, Mittag essen. Seine eigentliche Aufgabe ist es aber weniger, die Vorbeiradelnden zu zählen, sondern sie auf die Fischbrötchen aufmerksam zu machen. „Drüben, über die Brücke, rechts neben der Feuerwehr gibt es Fisch“, sagt der Mann. „Und ich hab noch nie etwas schlechtes über die gehört“. Normalerweise sei das gut zu finden für alle Radwanderer. Aber derzeit gibt es einen Umleitung. Weil die Brücke bei Rosenbeck gesperrt ist, werden die Radfahrer mit gut platzierten Umleitungsschildern auf der Westseite des Werbellin-Kanals nach Eichhorst geführt. Die Fischbrötchen würde man da knapp verpassen. Aber zum Glück gibt es ja den alten Mann unter der Eiche. Er habe einen Schlaganfall gehabt, seither verbringe er hier auf der Bank seine Tage, erzählt der Mann. Einmal sei sogar ein Trupp zu Fuß vorbeigekommen. „Das waren so Marathonläufer, morgens um 8 sind sie los in Berlin, mittags um 2 waren sie hier. Die wollten auch bis Usedom“. Bis Eichhorst sind es 60 Kilometer. Da kann man tatsächlich schon mal ein Fischbrötchen essen. Lecker.

Der gesamte Fernradweg von Berlin-Mitte bis Peenemünde auf Usedom hat knapp 350 Kilometer. Die ersten 20 davon kann man sich auch sparen, wenn man nicht gerade auf Berlin steht. Zwar ist die ausgeschilderte Route über Mauerpark, Pankow und Buch ganz akzeptabel, um halbwegs erträglich aus der Stadt zu kommen. Aber richtig schön und damit erholsam wird es erst hinter Bernau. Und bis da kann man ja auch mit der S-Bahn fahren.

Ich hab mir dennoch vorgenommen, die Orginalroute abzustrampeln. Und komme am ersten Tag nach gut 100 Kilometern bis Steinhöfel, wo ich auf dem Bauernhof Kriegel übernachte  – im Zimmer des Sohnes, weil sonst alles voll ist. Es war trotzdem okay. Und für 20 Euro beschwert man sich ja nicht.

Ansonsten:

Der Weg führt vorbei an mehreren schönen Seen. Leider merkt man, dass diese Seen für die Einheimischen offenbar nicht die superzentrale Attraktion sind. Manchmal ist es richtig schwer, überhaupt einen einfachen Zugang zum Ufer mit dem Rad zu entdecken. Grundsätzlich gilt: wer eine Möglichkeit findet, sollte sie nutzen. Die Wahrscheinlichkeit, das keine weitere, geschweige denn eine bessere kommt, ist hoch.

Am viel gepriesenen Werbellinsee sollte man zum Beispiel die kleine Badestelle in der Mitte des Westufers nutzen, sonst wird es schwierig. Wer vermutet, in  Joachimsthal einen Kaffee am Ufer der Grimnitzsees genießen zu können, wird lange und letzlich vergeblich suchen. Bei Wolletz am Wolletzsee ist es ähnlich.

Hübsch: Die Fahrradkirche bei Glambeck. Nicht dass die kleine Kirche irgendwas  spezielles für Radfahrer bieten würde. Aber immerhin wurde sie durch eine lokale Initiave vor dem Verfall gerettet. Und da außer Radlern kaum jemand vorbeikommt, scheint die Umwidmung zumindest aus Marketinggründen logisch.

Alles weitere findet sich auf der ausführlichen Internetseite von lokalen Enthusiasten. Und wer  mag, kann auch noch auf die offizielle Seite der Tourismus-Vermarkter schauen.

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