grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Das Licht am Ende des Tunnels – KRACK!

Das Licht am Ende des Tunnels

das licht am ende des tunnels dieses textes laesst hoffen.

das licht am ende des tunnels auf der route zu den wasserfaellen aber war truegerisch. ganz vorn fuhr ein lkw. dann kam der brite biff, auf einem der geliehenen brandneuen mountainbikes. dann ein bus. dahinter ursula, biffs aus australien stammende frau. und schliesslich ich. ich hatte die beiden beim fruehstueck auf der dachterasse meines hostels getroffen. und als sie sagten, dass sich heute die wasserfalltour machen wollten, hab ich mich ihnen sofort angeschlossen. „das ist besser, als alleine fahren, falls mal was passiert“, hatte ich noch gesagt. es gibt tage, da hat man vorahnungen.  zum glueck.

die wasserfalltour gehoert hier in banos zum standardprogramm. sie fuehrt durch die teils sehr enge und tiefe pastaza-schlucht nach sieben sehr eindruckvollen cascadas vorbei. wer fit ist, kann 60 kilometer bis runter nach puyo fahren. dort ist man praktisch schon im regenwald. wenn man denn ankommt.

raeder kann  man hier an jeder ecke im ort leihen. und nachmittags wird man dann per bus wieder hoch nach banos gekarrt. die standardtagesmiete betraegt 5 dollar. wir haben drei branneue bikes fuer je 8 dollar gewaehlt. man weiss ja nie. auf den im preis inbegriffenen helm haben biff und ursula verzichtet. ich hab ihn genommen. manchmal hat man so vorahnungen.

Die Seilbahn über die Pastaza-Schlucht kurz vor dem Tunneleingangdie strecke geht fast ausschliesslich begrab – downhill in der sprache der internationalen traveller. am ersten wasserfall haben wir eine kurze pause einglegt und die seilbahn bewundert, die passagiere in einer engen kabine ueber die schlucht bringt.

und dann kam der tunnel. der lkw. biff. der bus. ursula. und ich. schon bei der einfahrt sieht man das licht am ende des tunnels. 100 meter sind es bis da. vielleicht zweihundert meter. dunkle meter. aber man sieht das licht am ende des tunnels. machbar, denkt man und radelt rein. aber das licht am ende taeuscht. es wir nicht heller. es wird dunkler, bis man gar nichts mehr sieht. in meinem kopf setzte sich der gedanke fest, dass von hinten ein auto kommen koennte. also hielt ich mich rechts. dann krachte ich auf den boden. warum genau kann ich nicht sagen. vielleicht war da ein loch im boden. vielleicht hat die fahrradkette blockiert. wahrscheinlich aber bin ich einfach nur an die wand geraten. ich konnte ja nichts sehen. aber fuehlen. ein schmerz in der schulter.

zum glueck funktioniert man in solchen situationen wie ein roboter. aufstehen. weiterfahren. rad blockiert. hochnehmen und tragen. ein auto kommt. stehenblieben. winken. sichtbar machen. weitergehen. das licht. das ende des tunnels. ein fels zum anlehnen. das befuehlen der schulter und wissen, dass die nicht mehr in ordnung ist.

Das Krankenhaus am Rande der Stadtbiff und ursula eilen herbei. ein paar bauarbeiter am tunnelende rufen per handy die polizei. die faehrt mich ins krankenhaus nach banos. dr. fabian yébez und sein team in der emergencia sind superfreundlich. die roentgenaufnahme bestaetigt, was ich laengst weiss: das schluesselbein ist gebrochen. dr. yébez behandelt nahezu parrallel noch weitere patienten. einen campesino, der sich offenbar die baender im knoechel gedehnt odergerissen hat. ein kleines maedchen, dessen tiefe schuerfwunde am arm behandelt wird. eine 17-jaehrige, die ueber ohrenschmerzen klagt. quer durch den spaerlich eingerichteten raum diktiert er verschiedenen assitenten, was sie auf das jeweilige patientenblatt zu schreiben haben. nach der aufnahme meiner daten, fragt mich ein arzthelfer, ob ich „cansado“ (muede) sei. „un poco“, antworte ich, „ein wenig“. und alle im raum lachen. tatsaechlich wollter er wissen, ob ich „casado“ sei – verheiratet.

schliesslich erklaert mir dr.  yébez, dass er mir leider nicht helfen koenne. ich muesse zu einem spezialisten, einem traumatologen, ins krankenhaus nach pelileo. mit dem bus seien es bis dahin nur 20 minuten. mit dem bus??? sie koennten mir aber auch ein taxi rufen. das koste dann aber nicht 40 cent, sondern ein dollar. immerhin bekomme ich eine spritze gegen schmerzen mit auf den weg. und zahlen muss ich nichts. die behandlung im krankenhaus ist dank der neuen linksregierung fuer alle umsonst, erklaert mir die arzthelferin. viva el nuevo socialismo!

dafuer will der taxifahrer dann doch 10 dollar haben. egal, ich war definitiv nicht in der stimmung, zu verhandeln. auch der spezialist in pelileo kann mir nicht sofort helfen. eine operation sei nicht noetig. aber ich braeuchte einen appart, der meine schulter still halte – fuer vier bis sechs wochen. den appart gebe es nur in einem othopaedischen spezialhandel in ambato. nochmal eine knappe halbe stunde fahrzeit. er empfiehlt mir den bus fuer wiedre 40 cent. oder eine camioneta, ein ortsuebliches pick-up-taxi. hin- und rueckfahrt wuerden etwa 10 dollar kosten.

fuer den fahrer ist ein ausflug nach ambato so unueblich, dass sie mich fragen, was ich zahlen will. ich nenne den aertzlich verordneten preis und werde prompt bequem hin und zurueck bis vor die tuer gefahren. der fahrer erzaehlt mir unterwegs, dass er 25 jahre lange busse gesteuert hat – von puyo an die kueste, mal nach quito, mal nach guayaquil. dann hatte er das geld fuer einen eigenen pick-up zusammen und kann nun in seiner heimatstadt taxi fahren.

Der Riss im Helmunterwegs faellt mein blick auf den fahrradhelm, den ich eigentlich nur noch mitschleppe, weil ich ihn ja wieder abgeben muss. er ist hinten links auf gut 10 zentimetern voellig zerbrochen. offenbar bin ich im tunnel auch auf den kopf gefallen, ohne es zu merken. innendrin ist ein aufkleber. „TUEV“ und „GS – gepruefte sicherheit“ steht darauf. auf deutsch!

seit ambato trage ich jetzt so eine art rucksackgestell ohne rucksack. ein gegencheck im internet zeigt, dass das die uebliche behandlungsart ist. ich bin das grosse ereignis auf der dachterasse des hostels. alle sind sehr hilfsbereit – und sehr neugierig.

und auch ursula und biff sind zurueck von ihrer tour. sie schwaermen angemessen zurueckhaltend, um mich nicht noch mehr zu enttaeuschen. und sie bringen noch eine geschichte mit. irgendwo bei rio verde gibt es ein kleines restaurant, wer dort ist, wird vom betreiber kostenlos zurueck nach banos gefahren. unterwegs erzaehlt der ihnen, dass er derzeit auch damit beschaeftig sei, in den tunneln auf der strecke licht anzubringen. derzeit sei man in einer testphase, in einer woche, spaetestens in zehn tagen aber soll es soweit sein. dann gibt es licht. nicht nur am ende des tunnels.

das alles ist am donnerstag passiert. am mittwoch hatte ich in zwei regenpausen noch zwei kleine bergtouren gemacht. die erste ging hoch zum kreuz ueber der cascada de la virgen. die zweite ging hoch zur maria-statue. vielleicht sollte ich ein bild stiften fuer die basilika, das davon erzaehlt, warum ein tourist wie durch ein wunder vernueftig wird und einen helm traegt.

ps: die erst nacht im korsett ist uberstanden. der rueckflug ist (dank an A.) umgebucht. am dienstag werde ich wieder in deutschland sein – puenktlich zur berlinale, immerhin.

bis dahin geniesse ich die tage in banos. heute scheint endlich die sonne. vielleicht laesst sich ja sogar noch der vulkan turungahua blicken.

8 Responses to “Das Licht am Ende des Tunnels – KRACK!”

  1. Dominik sagt:

    Hallo Brüderchen, du machst ja Sachen. Fahre übrigens schon länger mit Helm, nach dem ich vor längerer Zeit mal einen Salto mit dem Rad ggedreht habe.Genieße die restlichen Tage!! Grüße aus dem sich langsam erwärmenden Deutschland
    Dominik

  2. Mierda !!!
    Ich denke, es gibt im Urlaub ‚kaum Schlimmeres‘, als den lang ersehnten Urlaub unfreiwillig abbrechen zu müssen ….
    Geniesse den Rest der Verbleibenden Zeit!

    Und: Nach der Reise ist vor der Reise, denn:

    Viel zu spaet begreifen viele
    die versaeumten Lebensziele:
    Freunde, Schoenheit der Natur,
    Gesundheit, REISEN und Kultur …
    Darum, Mensch, sei zeitig weise!
    Hoechste Zeit ist’s!
    REISE, REISE!
    (Wilhelm Busch)

    ,,, und ich weiss, wovon Busch redete!!!

  3. frank sagt:

    wir wollten doch die fotos erst in 4 wochen sehen und auf keinen fall vorher 😉
    ich hoffe die schmerzen halten sich in grenzen und du kannst noch in der zeit bis zum rückflug etwas waerme tanken

    viele gruesse frank

  4. Claudius sagt:

    Das tut mir echt leid, Mann … aber immerhin hast du das Licht gesehen. Was war’s denn nun eigentlich?

  5. herr grimo sagt:

    Hab gerade bei youtube ein Video von einer gelungenen Tunneldurchquerung gefunden:

    http://www.youtube.com/user/brodtjr#p/a/u/0/YttlSecVd-E

    Gruselig, dass ich Vollidiot da wirklich durch wollte.

  6. meinegeschichte sagt:

    Hallo,

    ich habe gerade Ihren Reisebericht gelesen und interessiere mich für Ihre Geschichte.
    Für eine TV-Produktion suchen wir derzeit Menschen, die während einer Reise besondere Erlebnisse gemacht haben.

    Ich würde mich freuen, wenn Sie mich per mail ([email protected]) kontaktieren würden, sodass ich Ihnen genaueres dazu erzählen kann.

    Freundliche Grüße
    H.Kienbaum

  7. […] und Helm ausgestattet werden. (Für Langzeitleser dieses Blogs: Ja ja, ich weiß, aber in Bogota gibt es keine Tunnel!) Aber dann wird die Gruppe in drei aufgeteilt und so radeln wir zu zwölft durch die City von […]

  8. […] Selber gewesen bin ich leider nie in der Küstenregion Ecuador. Meine Reise in das kleine Land am Äquator endete im Jahr 2010 leider vorzeitig aufgrund eines Unfalls. […]

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