Das Bild hängt im drittletzten Raum. Es ist nicht größer und nicht kleiner, als die anderen über 400 Fotos der Ausstellung „Dennis Hopper – The Lost Album“. Es ist schwarz-weiß wie alle anderen. Es zeigt nicht die Stars und Sternchen der Hippie-Flower-Power-Kunst-und-Film-Szene der US-amerikanischen Westküste, die der Schauspieler in den 60er Jahren aufgenommen hat und die nun in den ersten Räumen zu sehen sind. Es widmet sich auch nicht dem Stierkampf in Mexiko. Und es zählt auch nicht zu den Fotos von verwittertend Hauswänden, Schatten und abgeblätterten Plakaten, die den Besucher am Ende der Ausstellung überraschen. Und dennnoch fällt das Foto „Double Standard“ gleich ins Auge. Es zeigt
den Blick auf eine typische US-amerikanische Straßenkreuzung, aufgenommen im Jahr 1961 vom Frontsitz eines PKW. Es hat eine unglaubliche Brillianz, Tiefe, dazu ein dräuender Himmel und dann noch der optische Bruch durch dem Blick durch den Rückspiegel. An diesem Foto stimmt einfach alles. Man könnte es sich ohne weiteres als wandfüllendes Format in der Wohnung vorstellen.
Schon allein für dieses eine Bild also lohnt sich der Besuch der neuen Austellung im Berliner Martin-Gropius-Bau. Sie präsentiert über 400 schwarz-weiß Fotos, die Dennis Hopper von 1961 bis 1967 aufgenommen hat. Er hatte sie 1969 für eine Ausstellung auf Karton aufgezogen, danach offenbar in fünf Kisten verstaut und nie wieder ausgestellt. Die Kisten mit den Bildern fanden sich im Nachlass des 2010 verstorbenen Schauspielers.
Im Gropius-Bau sind sie soweit vorhanden im Orginal zu sehen. Ungerahmt, immer noch auf Karton gezogen. Mit Macken und Kratzern. Authentisch.
Authentisch ist sind aber auch die Motive. Hopper war mittendrin in den Sixties. einer von vielen. Der Filme „Easy Rider“, mit dem er berühmt wurde, weil er es schaffte ähnlich wie die hier zu sehenden Fotos das Lebensgefühl einer Generatuion einzufangen, wurde erst nach Abschluss der Fotoserie gedreht.
Und wie die Fotos ist auch der komplette Film im Gropius-Bau zu sehen. Immer ab 10.30, 12.30, 14.30 und 16.30 Uhr läuft die Orginalfassung von Easy Rider mit Untertiteln im allerletzten Raum der Austellung.
Wer dann immernoch nicht genug hat, sollte die 24 Euro für den Katalog investieren.
Die Ausstellung läuft noch bis 17. Dezember 2012 und ist täglich außer Dienstags von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 7 Euro, ermäßigt 4 Euro.