grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Le grand taxi

Der Mann mit dem langen Kaftan wartet förmlich auf uns, wir haben gar keine Chance ihm zu entgehen. Taxi?, fragt er und führt uns mit ausgestreckten Arm gleich zu dem erstbesten Mercedes, der hier auf dem zentralen Platz von Agdz mit weit geöffneten Kofferrraum wartet. Es gibt in Marokko zwei verschiedene Taxi-Typen: die kleinen und die großen, petit taxi oder grand taxi. Erste sind in der Regel Kleiwagen, die wie in Deutschland innerhlab der Städte fahren. Hier in Agdz gibt es allerdings nur motorisierte Dreirräder mit offener Ladefläche, eins davon bringt uns und unser Gepäck die zwei Kilometer von der Kasbah zum zentralen Platz.

Zweitere sind „größere“ Autos, also alte Mercedesse oder auch ein Peugeot-Kombi, in den gleich drei Sitzreihen eingebaut wurden. Die fahren lange Strecken, also auch ins gut 70 Kilometer entfernte Ourzazate – und da wollen Claudius, Emilie und ich hin. Denn von Ourzazate soll es morgen früh einen Fernbus nach Essaouria am Meer geben.

Die grand taxis sind etwas teurer, dafür aber schneller als der Bus. Ihr Nachteil: sie fahren erst, wenn sie voll sind. Und voll bedeutet: sechs Fahrgäste. Plus Fahrer versteht sich. Das heißt bei einem Mercedes: zwei sitzen auf dem Beifahrersitz, vier auf der Rückbank.

Der Mann mit dem langen Kaftan kennt die Sorgen der reisenden Touristen: Wir könnten, sagt er, ja auch ein ganzes Taxi buchen und für sechs Leute zahlen. 6 mal 35 Dirham will er, 205 Dirham, knapp 20 Euro. Oder für die Rückbank zahlen: also für 4, und dann dort zu dritt sitzen: für 140 Dirham. Aber dann müssten wir noch warten, bis sich weitere Fahrgäste finden. Ich übersetze, Claudius nickt vorsichtig, Emilie guckt skeptisch. Der Mann mit dem Kaftan greift schn mal nach unserem Gepäck und stellt das erste Teil in den Kofferraum. Als dann das ganze Gepäck drin ist und sich schnell auch noch die fehlenden zwei Mitfahrer auf den Beifahrersitz schwingen, bekommt Emilie doch noch Bedenken. Ob wir nicht doch mit dem Bus fahren könnten?, will sie wissen, wann der denn käme, ob das nicht sicherer sei?Also machen wir den Kofferraum wieder auf und holen die Taschen wieder raus.

Der Mann mit dem Kaftan ist sichtlich nicht beglückt. Was das denn solle?, regt er sich auf. Der Bus sagt er, komme hier auch meist schon voll an.

Der Buss kommt tatsächlich. Und tatsächlich ist er gut gefüllt. Claudius und Emilie fragen den Fahrer nach Plätzen, aber der winkt nur ab – und zeigt auf den Halteplatze der grand taxis.

Unser Mercedes ist inzwischen davon gebraust. Dafür wartet nun ein Peugeot-Kombi. Der Mann mit dem Kaftan lächelt, er hat es ja gewusst. Er zeigt auf den weit geöffneten Kofferraum. 140 Dirham, sagt er, plus Extragebühren für das Gepäck! Was soll das denn, frag ich zurück. Nach langem hin und her, sagt er, wir hätten vorhin die Regel gebrochen. Deshalb müssten wir nun mehr bezahlen. Aber das war dcoh ein ganz anderer Fahrer, gebe ich zuück. Ja, sagt der Mann mit dem Kaftan, aber die gehören alle zu einem Kollektiv und er sei hier nun mal der Vermittler. Wir debattieren noch ein wenig. Ich stelle den Preis von 35 Dirham in Frage, weil ich im Hotel verstanden zu haben meine, dass die Fahrt nur 25 koste. Ein Fahrer mischt sich wütend in unserern französischen Disput. 35, behauptet er, das sei der Preis in ganz Marokko. Der Mann mit dem Kaftan beharrt auf der Gepäckgebühr. Dann, sage ich, und drehe mich ab, fahren wir eben nicht und bleiben hier.

Der Mann mit dem Kaftan gibt nach: okay, sagt er, der selbe Preis wie vorhin, wir zahlen für vier Plätze, keine Gepäckgebühr.

Plötzlich ist alles locker, während wir nun noch rund 20 Minuten auf weitere Mitfahrer warten müssen, entwickelt sich ein entspanntes Gerspräch mit dem Kaftan-Träger, der jetzt freundlich lächelt, der mir erklärt, dass es hier nun mal die Regel sei, dass ein Taxigeschäft als abgeschlossen gilt, wenn das Gepäck im Kofferraum liegt, und dass er mich bedaure, weil ich mit so komplizierten europäischen Frauen reise. Ob wir nicht noch Datteln kaufen wollen, will er wissen, er könnte uns da günstig auf dem Markt nebenan …

Das Taxi braust dann die kurvigen Serpentinen rauf und wieder runter. Nach der halben Strecke überholen wir den Bus, der mindestens 20 Minuten vor uns in Agdz los gefahren ist. Kurz vor Ouarzazate beginnt es zu regnen, erst nur ein paar Tropfen, dann heftiger. Der junge Fahrer wartet bis zum letzten Moment – und nach meinem Gefühlt noch zwei Minuten länger – bis er die Scheibenwischer einschaltet. Er weiß wohl, was dann passiert. Die Sicht wird noch schlechter. Aber das heißt keineswegs, dass er den Fuß vom Gaspedal nimmt.

Im Radio dudelt marokkanische Musik vor sich hin. Ich bleibe ganz entspannt – versuche es zumindest.

In Ourzazate gönnen wir uns erstmal drei Panaché – frisch gemixte, dickflüssige Säfte aus verschiedenen Früchten in meiner Lieblingscremerie am Platz.

Morgen früh geht es weiter mit einem Bus von CTM, einer der beiden Gesellschaften mit europäischen Standrads. Ein gutes Gefühl.

 

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