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„Reisen durch einen einsamen Kontinent“ von Andreas Altmann

Bildschirmfoto 2013-12-19 um 13.32.35Andreas Altmann ist eine Reisender. Und offenbar einer von der Sorte, die weiß worauf es ankommt. Seinem Buch „Reisen durch einen einsamen Kontinent„, in dem er von einer viermonatigen Tour durch Lateinamerika erzählt, hat er gleich drei Zitate vorangestellt. Das mittlere davon beschreibt diese Buch am besten: „Die Menschen sind das Interessanteste von allem“ (David Hockney).

Und so hält sich Altmann auch erst gar nicht mit Beschreibungen der vielen äußerst besuchens- weil sehenswerten Orte auf, die am Rande seiner Wegstrecke von Bogota nach Santiago de Chile liegen. Er erzählt viel lieber und äußerst eindrucksvoll von den Menschen, denen er begegnet ist – häufig abseits der üblichen Routen.

Das beginnt gleich mit einem Ausflug in Bogota, der – wie bekanntlich jeder weiß – sehr gefährlichen Hauptstadt Kolumbiens. Doch was gibt es gefährlicheres als Bogota? Klar, die Ciudad Bolivar, einen Stadtteil Bogotos, vor dem man überall eindrücklich gewarnt wird. Auch Altmann selbst. Er wird vor schießwütigen Arbeitslosen gewarnt, muss bei der Touristeninformation betteln, bis er überhaupt die Information bekommt, wie man dort mit einem Bus hinkommen könnte – und lässt sich doch nicht abschütteln. Denn, so schreibt Altmann, er wisse, dass erstes grandios übertrieben werde, zweitens ein Weißer nicht sofort erschossen werde und er drittens Geschichte suche. Also los.

Die Suche wird belohnt. Schon im Bus lernt er eine alte Frau kennen, die sich so um ihn sorgt, dass sie ihm in der Ciudad Bolivar nicht nur nicht von seiner Seite weicht, sondern ihn auch noch bekocht. Und selbstverständlich ihr Leben erzählt. Was Altmann wiederum eindrücklich  zu schildern weiß.

Ähnlich beeindruckend sind auch seine Begegnung mit einer jungen Deutschen, die er im Frauengefängnis von Quito besucht. Sie sitzt dort eine mehrjährige Haftstrafe ab, weil sie sich von ihrem Freund überreden ließ, zweieinhalb Kilo Kokain in einer Unterhose aus Ecuador nach Deutschland zu schmuggeln.

Oder der Bericht von seiner Tour nach La Higuera. Auf der Fahrt in das kleine, bolivianische Dorf, in dessen Nähe der Revolutionär Che Guevara verraten und erschossen wurde, lernt Altmann von einem Taxifahrer, dass man jede grüne Viper am Wegesrand töten muss – um der Jungfrau Maria einen Gefallen zu tun.

Kurz gesagt: Altmann hat einen Blick für das Leben in Lateinamerika. Er nimmt seine Leser mit. Er erzählt, die kleinen Geschichten – und er weiß vor allem. dass er auf die Menschen ankommt. Ganz egal, ob es nun ein vereinsamtes Hotelportier im peruanischen Trujillo oder eine Punker im transnationalen Bus zurück nach Lima ist.

 

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