grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Agdz, unter Datteln

Max ist schuld. Oder Sabine. Also eher schon Sabine, denn die hatte schließlich während unserer Tour Richtung Wüste, deutlich erklärt, dass die Marokkaner, zum Beispiel die Verkäufer an den Essensständen auf der Djemaa el Fna in Marrakesch lernen müssten, dass sie bei mitteleuropäischen Paaren nicht wie gewohnt den Mann, sondern die Frau ansprechen müssten. Denn schließlich seien es die Frauen, die hier das Sagen hätten.
Sabine meinte das nur in Bezug auf Entscheidungen über das Essen. Aber nach dreitägiger ethnologischer Paarbeobachtung, darf man die These vertreten, dass auch bei der Entscheidung länger in Agdz zu bleiben, das Wort der Frau eingewisses Gewicht gehabt haben dürfte.
Jedenfalls war das Studentenpärchen vor unserer Wüstentour vier Tage in Agdz, genauer gesagt, in der Casbah Caid Ali. Und weil die beiden, also nicht nur Sabine, aber doch vor allem Sabine, so sehr geschwärmt haben, und weil wir – also das andere Studentenpärchen Emile und Claudius und ich – nach der Tour ein wenig Ruhe haben wollten, sind wir jetzt hier und spazieren unter Datteln.

Denn das gibt es hier vor allem: Dattelpalmen. Agdz liegt im
Draa-Tal, das berühmt ist für – genau – seine Datteln. Und weil im September die Erntezeit beginnt, hänge oben im den Palmne die Früchte in dichten Trauben. Mal noch saftig gelb, mal schon durch die Hitze der Sonne leicht vertrocknet und damit leicht kandidiert, so wie man sie auch in deutschen Supermärktn findet, und immer, tatsächlich leider immer, hoch oben in den Palmen, unerreichbar für die Hände der Spaziergänger.
Wir hatten gehofft, in der Palmeraire ein paar Erntearbeiter zu treffen, um ihnen ein paar baumfrische Früchte abzuschwatzen, aber man hört nur die hier und da vor sich hintuckernden Pumpen, die kristallklares und sehr kaltes Wasser in die Bewässerungsgräben fließen lassen, in die man die heiß gelaufenen Füße ein wenig baumeln lassen kann. Oder man trifft auf eine Gruppe von fünf, sechs, nein sogar acht großen Hunden, die aufgeschreckt durch die Reisenden nach und nach aus einem Gebüsch auftauchen und von dannen trotten.
Der Ort selbst ist wenig spannend. Rund um den Platz im Zentrum reihen sich ein kleiner Markt und ein paar Café- Restaurants. Und das war es schon.
Zudem liegt unsere Unterkunft zwar in einem renovierten Teil einer noch bis 1947 benutzten Kasbah, aber auch zwei Kilometer vom zentralen Platz entfernt. So ist jeder Einkauf schon mit einem halbstündigen Gang verbunden. Bei über 35 Grad im Schatten – und wo gibt es hier schon Schatten – will da jeder Ausflug gut überlegt sein.

Also dösen wir vor allem. Pause. Urlaub. Schlendern vielleicht mal durch den großen Palmengarten der Kasbah. Vielleicht.

Die Nacht verbringe ich draußen auf einer Matratze auf dem Flachdach de Kasbah. Unter Sternen. Und unter Datteln.

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