grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Vinh Long

Der Essensstand auf dem Markt von Vinh LongDer Mekong liegt bei der Ankunft im Dunkeln. Es ist schwuelwarm. Ein paar Kilometer von hier entfernt lebte in Sa Dec einst die junge Marguerite Duras, die ihre Erfahrungen viele Jahre spaeter in ihrem Bestseller „Der Liebhaber“ verarbeitete. Doch von der doerflichen Stimmung ist wenig geblieben. Die Staedte ziehen sich entlang der Landstrassen. Manchmal hat man den Eindruck, ein Ort geht ohne Unterbrechung in den anderen ueber. Nur die Flussarme des Mekong und die zahreichen Kanaele geben der Landschaft einen Rhythmus.

Die Stadt Vinh Long liegt nicht auf der typischen Touristenroute. Die meisten Reisenden buchen ihren Abstecher ins Mekong-Delta als Kompletttour von Saigon aus. Am Abend sehe ich in der ganzen Stadt nur einen weiteren Nicht-Asiaten. Am Markt stehen die ueblichen Essstaende. Mit unueblichem Essen. Der Reis wird hier als Reissuppe serviert. Als Beilage gibt es gruene Bohne, so eine Art Schweineschwartenspeck und etwas Undefinierbares, leicht kandiert. Ich habe die Vermutung, dass es sich dabei um die hier vielfach angebotenen, getrockneten Tintenfische handeln koennte, weiss es aber nicht. Die Sprachbarriere ist mal wieder extrem hoch, ich verstaendige mich mit Handzeichen und laecheln. Die Vietnamesen freuen sich. Mit mir. Ueber mich. Einer serviert mir ein Bier mit viel Eis. Ein anderer versucht mit mir ein Gespraech zu beginnen. Es endet damit, dass er sich mit einem vielfachen „I am sorry“ fuer seine rudimentaeren Englischkenntnisse entschuldigt. Ich wiederum versuche mich fuer mein nicht vorhandenes Vietnamesisch zu entschuldigen, weiss aber nicht, ob er mich verstanden hat.

Mein Hotelzimmer hat eine Klimaanlage, die ich in der Nacht dankbar in Anspruch nehme.

Auf dem Mekong am frühen Morgen Treiben am Ufer in Vinh Long Kanal auf An Binh

Am Morgen will ich nach Cai Be zu einem der beruehmten schwimmenden Maerkte hier im Mekong-Delta. Er soll in der Naehe von Vinh Long sein. Es gelingt mir mit Hilfe einer Englisch radebrechenden Vietnamesin einen alten Mann samt Holzboot fuer eine Tour zu engagieren. Mein Bootsmann HaiEr holt am anderen Kanalufer zunaechst einmal Benzin fuer seinen Aussenbootmotor und schippert mich dann ueber den breiten Arm des Mekong, der an Vinh Long vorbeifliesst. Er zeigt wir die Fischfarmen auf dem Fluss und ein Luxusressort am Ufer, er faehrt mit mir duch die zahlreichen engen, wunderschoenen Kanaele der Inselgruppe An Binh, auf der auffaellig viele grosse, teils villenartige Haeuser stehe. Und nach zwei Stunden kommen wir wieder in Vinh Long an. Dass ich zum schwimmenden Markt wollte, hat er offenbar nicht verstanden. Mist! Es waere aber wohl auch deutlich zu weit gewesen. Immerhin weiss ich, dass mein Bootsmann Hai heisst. So viel Kommunikation schaff ich dann doch schon auf Vietnamesisch.

Vinh Long vom Fluss aus gesehen

Ich beschliesse kurzfristig, noch am selben Morgen weiter nach Can Tho zu fahren, und mein Glueck mit dem dortigen schwimmenden Markt erneut zu versuchen. Er soll wesentlich naeher an der Stadt liegen.

Im Bus auf dem Weg dorthin komme ich ins bilinguale Gespraech mit einer mittelalten Vietnamesin. Sie bewundert meine glatte, weisse Haut und streicht mir mehrfalls neidisch ueber den Arm. Sie selbst hat eine grossflaechige Brandwunde im Gesicht.

2 Responses to “Vinh Long”

  1. herr grimo sagt:

    Auf dem Rückflug nach Frankfurt bekomme ich nochmal die englischsprachige Vietnam News in die Finger. Darin ein Artikel über Sa Dec und das Haus des einstigen Liebhabers der jungen Marguerite Duras, das man seit ein wenigen Jahren besichtigen kann. Der Artikel findet sich hier:
    http://www.vietnamnews.com.vn/Pages/PrintView.aspx?ArticleID=208050

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