grimo auf reisen

die welt liegt uns zu füßen

Bolivien: A bis Z

AIDS: keine Ahnung, wie hoch die AIDS-Rate in Bolivien ist. Aber die Krankheit ist ein Thema, zum Beispiel im Mercado 25 Mayo in Cochabamba. Dort sind in einer Passage mehrere Skulpturen aus Stein zu sehen, die in Plastik gehüllt sind. Erst denkt man sich, die seien noch nicht ausgepackt. Spätestens wenn man aber auf den rund einen Meter hohen Steinpenis in Plastikhülle stößt, kapiert man, dass es sich hier um eine Kampagne für den Gebrauch von Kondomen handelt.

Api: Wunderbares, warmes, rotes und mit Nelken und Zimt gewürztes, süßliches Mais-Getränk, dass ich im Comedor der Markthalle von -> Sucre entdeckt habe. Wird gern mit -> Pastel serviert und schmeckt ähnlich wie -> Tojori. In der Markthalle von -> La Paz gab es Api auch in weiß oder – so haben das da alle getrunken – halb und halb. Da die beiden Farben sich nicht sofort mischen, sondern eher ein marmoriertes Muster im Glas bilden, sieht das in etwa so aus, wie ein in Deutschland servierter Kirsch-Bananensaft. Nur eben in warm. Und ganz anders im Geschmack.

Bloqueo: Das ist die in Lateinamerika, zumindest in Peru und Bolivien gern genutzte -> Protestform. Vor allem die Landbevölkerung nutzt sie, um Aufmerksamkeit zu erregen. Sie blockiert dann einfach die nächste größere Landstraßen mit Lehmwällen und/oder großen Felsblocken, so dass niemand mehr durch kann. Für die Reisenden hat das vor allem eins zur Folge: große Umwege. Ich hatte zum Beispiel Glück, dass ich auf der Strecke von -> Sucre nach -> Potosi gerade noch durchgekommen bin. Andere Reisende, die kurz nach mir dort entlang wollten, mussten zuerst zurück nach Cochabamba und kamen von dort erst über Oruro nach Potosi, das ist etwa viermal so weit.

Bolivianos: Die Landeswährung, offiziell peso boliviano genannt. 1 Euro entspricht derzeit rund 9 Bolivianos. Aussagekräftiger was das Preisniveau angeht, ist aber der Wert der Scheine. Ein einziges mal habe ich einen 200-Bolivianos-Schein (alos rund 22 Euro) gesehen, selber in den Hand hatte ich nur Hunderter und kleinere Scheine. Dennoch hat man nie das Problem, mit großen Bündeln zahlen zu müssen, eher im Gegenteil: viele Sachen auf der Straße oder die Fahren mit Stadtbussen kosten nur einen oder zwei Boliviano.

Busse: Das Hauptreisemittel in Bolivien. Sie fahren in jede größere und kleinere Stadt. Die ganz kleinen erreicht man dann mit Minibussen bzw. -> Trufis. Die Busse lassen sich nicht mit deutschen Standards vergleichen, und auch nicht mit denen in Argentinien, wo es für jede längere Strecke den Typ Bus Cama (Bettbus) gibt, in dem man sich gemütlich zurücklehnen kann. Das wird in Bolivien nur auf sehr wenigen Strecken angeboten. Der gemeinhin größte Luxus ist hier Semi Cama (Halbbett), was bedeutet, dass man die Rückenlehne verstellen kann – falls nicht gerade irgendwas klemmt. Manchmal tröpfelt Regenwasser von der Decke, manchmal funktioniert ein Scheinwerfer nicht, häufig stehen noch ein paar Bolivianer im Gang. Dafür sind die Preise entsprechend niedrig. Die teuerste Fahrt von -> Tupiza nach -> La Paz kostete gerade mal 80 Bs., also knapp 9 Euro.

Bücher: Ich besorge mir ja gern vor jeder Reise passende Literatur aus dem oder über das Land. Bei Bolivien ist mir das extrem schwer gefallen. Den einizigen auf deutsch übersetzten Roman, den ich auch nur als Second-Hand-Exemplar bei amazon bekommen konnte, war „Teufelsmetall“ von Augusto Cespedes. In dem 1946 erschienen Werk schildert er eindrücklich den Aufstieg eines jungen Bolivianes zum rücksichtslosen und steinreiche Zinnbaron, der das Land und die Menschen beherrscht. Ebenfalls spannend zu lesen ist die autobiographische Geschichte des Israelis Yossi Ghinsberg, der sich 1981 als junger Traveller mit drei anderen im Regenwald bei -> Rurrenabaque begab, sich dort verirrte, seine Freunde aus den Augen verlor und erst nach drei Wochen allein im Dschungel gerettet wurde. Ansonsten habe ich noch „2666“ von Roberto Bolano gelesen, ein über 1.000 Seiten dickes Meisterwerk mit Sex und Crime, Germanisten mit Spleen, einem verschollenen Autor, einem US-amerikanischen Journalisten, das in Deutschland, Italien, Mexiko, Chile, USA, England, Frankreich und Russland spielt – bei dem eigentlich nur einen einzige Kleinigekit fehlt: und das ist Bolivien. Aber die habe ich durch das Lesen dort dann einfach irgendwie hinzugefügt.

Chuflay: beliebtes Mixgetränk aus -> Singano und Sprite oder ähnlichem, mit einer Scheibe Limone serviert.

Cochabamba: Schöne Stadt, die nach dem Besuch von -> La Paz etwas mehr Ruhe verspricht, ohne gleich auf jeglichen Hauch von Modernität zu verzichten. Bietet wie fast alle Städte jede Menge besuchenswerte Kirchen, u.a. das alte Kloster der Karemilterinnen. Lädt zu Ausflügen in die nähere und weitere Umgebung.

Coroico: Sehr schöne, ruhige Kleinstadt, die auf der Ostsseite der Anden in eher tropischem Klima am Ende der -> Death Road zum Verweilen einlädt – und wo ich gern sicher ein wenig geblieben wäre, wenn ich denn da vorbeigekommen wäre. Warum ich dennoch und ohne Ortskenntnis davon schwärme? Weil ich in -> Sucre eine junge US-Amerikanirin getroffen habe, der es so gut in Coroico gefallen hat, dass sie gleich drei Wochen dort geblieben ist.

Death Road: Die Tour, die alle machen, ohne Ausnahme. Oder fast ohne Ausnahme, denn ich habe schließlich doch drauf verzichtet. Man wird von -> La Paz aus mit dem Bus auf einen Pass auf 4.500 Meter Höhe gefahren, bekommt dann ein Mountainbike und radelt dann 40 bis 50 Kilometer bergab bis hinunter auf eine Höhe von 1.000 Metern kurz vor -> Coroico. Ihren martialischen Namen hat die schmale Bergstraße, weil dort früher reihenweise LKW und Busse in die Tiefe stürzten (man findet entsprechende Videos bei youtube). 2008 wurde jedoch zum Glück eine neue, breitere und vor allem sicherere Straße gebaut. Die alte Strecke wird jetzt vor allem noch von den Mountainbikern genutzt. Ganz ohne ist die Strecke auch für die nicht. Ich habe mehrere Leute gesehen, die humpelnd von der Tour zurückkamen, weil sie gestürzt sind. Es gibt zwar Helme etc. – und am Schluss das begehrte T-Shirt „I survived the death road“ – aber zuvor muss man bei der Touragentur eine lange, lange Liste unterschreiben, die auf die Risiken der Tour hinweist und die Haftung des Veranstalters ausschließt. Und als ich all das gelesen hatte – am Tag nach dem Raub durch den Polizisten – hatte ich keine Lust mehr und habe stattdessen eine gemütliche Tagestour nach -> Tiwanaku gebucht.

Dollar: Braucht man aus zwei Gründen. Erstens falls man doch mal in die Verlegenheit kommt, keinen -> Geldautomaten zu finden. Und zum zweiten, um bei der Ausreise am Flughafen in -> La Paz die fällige Ausreisesteuer von 25 US-Dollar zu zahlen.

Geldautomaten: Gibt es mittelweile wirklich nahezu überall, selbst in allen Orten, die laut meinem im Jahr 2010 herausgekommenen -> Reiseführer noch keinen cajero automatico haben. Nur in -> Villa Tunari hätte ich ohne -> Dollar alt ausgesehen, weil der einzige Automat dort kaputt war.

Hunde: Liegen überall in der Gegend rum, gern auch mal quer auf Bürgersteigen oder mitten auf der Straße. Rühren sich im Normalfall nur äußerst ungern zur Seite. Der Vorteil: sie tun einem nichts. Die Ausnahme: Der blöde Hund von -> Villa Tunari. der wohnte an der Stichstraße zum Hostal Mirador, ein Haus vor der Unterkunft mit der traumhaften Aussicht und hat mich jedesmal so zornig angeklefft, dass mir kurz überlegt hatte, das schöne Hostal doch nicht zu nutzen.

Foto0160Internet: Die Zeiten, in denen alle Traveller-Hostals mit eigenen Internet-Computern ausgestattet waren, sind auch schon wieder vorbei. Heute hat nahezu jeder Reisende sein Tablet, Laptop oder Smartphone dabei. Und daher bieten viele Unterkünfte, machmal auch Cafes oder Restaurants WLAN an, was hier wie international üblicher -> WIFI genannt wird. Für alle anderen gibt es auch in kleinerern Dörfern Internetcafes, die von der einheimische Jugend gern für Computerspiele genutzt werden. ACHTUNG: vor allem im Süden Boliviens sind die Verbindungen ins Netz dermaßen langsam, dass man sich an die 90er Jahre erinnert fühlt. Der Aufbau einer Seite kann mehrere Minuten dauern, gmail verweigerte mir mehrfach eingegangene Mails zu öffnen, weil die Verbindung zu langsam war. Dafür zahlt man entsprechen wenig. Ein Stunde im Internetcafe kostet in der Regel zwischen 2 und 4 Bolivianos.

Jugo: Säfte, genauer gesagt: Fruchtsäfte, frisch gemixt an den zahlreichen Ständen in den -> Markthallen. Wahlweise mit Wasser oder mit Milch. Meist wird man noch gefragt, ob man Zucker dazu haben will. Kann man aber drau verzichten. Alles in allem: ein Gedicht. Disfrutele!

Fisch: Im Hochland wird Fisch selten serviert, allenfalls bekommt man mal trucha, also Forelle. Im Amazonas-Tiefland aber gibt es jede Menge frischen Fisch aus den dortigen Flüssen. Unbedingt probieren, egal wie sie auch immer heißen!

Höhenluft: Die Höhe in Bolivien ist gewöhnunsgbedürftig und blieb es zumindest bei mir bis zum Schluss. Und dass, obwohl ich nur die drei Tage in -> Villa Tunari unterhalb von 2.500 Metern verbracht habe. Bei der Ankunft im auf fast 4.000 Metern gelegenen -> La Paz sollte man schon mit Atembeschwerden und Kopfschmerzen rechnen. Dagegen hilft -> Mate de coca. Die Kopfschmerzen sind dann irgendwann vorbei, Atembeschwerden wird man aber auch nach längerer Gewöhnung immer wieder mal haben, vor allem, wenn man sich gerade körperlich anstrengt und zum Beispiel eine steile Gasse hochläuft.

La Paz: Offizielle Hauptstadt ist zwar immernoch das beschauliche -> Sucre. Doch hier in La Paz sitzt die Regierung, hier an der Plaza Murillo steht der Palast des Präsidenten. Und das in einem schmalen Talkessel gelegene und die Hänge auf beiden Seiten hochwuchernde La Paz ist mit Abstand die größte Stadt des Landes. Schön ist sie nicht, eher laut und trubelig. Und wer hier rumläuft, wird auch den Dieselschwaden der LKW und Busse kaum entkommen. Zudem ist es häufig kühl (im Januar im Mittel etwa 10 Grad) und feucht. Trotzdem kommt man an einem Besuch kaum vorbei. Denn hier läuft nicht nur alles zusammen, hier im Nordwesten des Landes gibt es auch jede Menge zu sehen, von den Ruinen bei -> Tiwanaku, dem naheliegenden, aber nur bei meinem ersten Besuch vor sechs Jahren besuchten Copacabana am wunderbaren Titicacasee, über die -> Death Road bis hin zu den Yungas und den Regenwaldgebieten auf der Ostsseite der Anden ist es jeweils meist nur eine halbe Tagesreise.

Limonada caliente: genau wie der Name schon sagt, handelt es sich hierbei um warme Limonade aus Zitronensaft und -> Singano. Habe ich in der Karaokebar im kalten Potosi serviert bekommen.

Märkte: Noch so ein Traum: Die Märkte und ganz speziell die Markthallen des Landes haben es mir angetan. Denn hier spielt das Leben, hier sieht man, was das Land im Angebot hat, an Früchten und Gemüse, Fisch und Fleisch, Käse und Gebäck. Man kann das alles roh kaufen und selber zubereiten. Oder man nimmt die fertige Form, entweder an den vielen kleinen Ständen, die zum Beispiel die köstlichen -> saltenas anbieten, oder man geht in einen comedor, einen der Speisesäle, die meist oben im ersten Stock liegen. Manchmal muss man die Treppe nach oben ein wenig suchen (wie in -> Potosi), machmal führt der Weg eindeutig über breite Treppen nach oben. Dort gibt es wiederum einzelne nahezu asschließlich von Frauen betriebene Stände, an denen frisch zubereitetes, einfaches Essen an den zugehörigen Tischen serviert wird, die man sich mit den gerade dort sitzenden Bolivianern teilt. Gesprochen wird an diesen Tischen beim Essen recht wenig, auch die Bolivianer untereinander widmen ich vor allem dem Essen. SONY DSCGetränke werden an Extraständen zubereitet. Sehr empfehlenswert ist zum Beispiel dieses hellorange-bräunliche, sehr klare Getränk, in dem unten etwas leicht aufgedunsenes schwimmt. Es ist in der Regel ein Pfirsich (durazno), das Wasser drumherum ist zudem mit Zimt gewürzt! Auch wer -> Api, -> Tojori etc. sucht , ist zumindest in -> Sucre und -> La Paz in den Markthallen bestens aufgehoben. In -> Tupiza sollte man die -> Tamales probieren.

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Eine architektonische Besonderheit weist die Markthalle in -> La Paz auf. Da es draußen nur sehr steile Gassen gibt, hat man offenbar auch die mehrstöckige Markthalle nur aus schrägen Rampen gebaut, an denen sich die Stände aufreihen. Neben den Lebensmittelmärkten gibt es meist auch noch die offiziellen Märkte, bei denen es an dicht an dicht stehenden und enge Gassen umschließenden kleinen Buden alles gibt: von der Hose bis zum Haarshampoo, vom Schraubenzieher bis zum Fußball. Und weil auch das noch nicht reicht, gibt es die teilweise selbst auf offiziellen Stadtplänen eingetragenen mercados negros, die „Schwarzmärkte“, bei denen nochmal alles vom Hexenbedarf bis zum Handy an Straßenständen feilgeboten wird.

Mate de coca: Tee aus Koka-Blättern. In Deutschland wie in den meisten anderen Ländern total verboten, weil man ganz theoretisch aus dem Teekraut Kokain gewinnen könnte (auch wenn man dazu ganze Säcke bräuchte), gehören entsprechende Teebeutel von Standardmarken wie Windsor zur Grundausstattung eines jeden Traveller-Hostals. Denn die mate de coca soll tatsächlich ein wenig gegen Höhenkrankheit helfen. Bolivianer greifen aber eher direkt zum frisch getrockneten Koka-Blatt, das sei zusammen mit der den Inhaltssstoff der Blätter lösenden Asche einer bestimmten Pflanze zu großen Klumpen im Mund zusammenballen, den sie dann gern in den dick gewölbten Backen einwirken lassen.

Matrazen: Ein großes Problem in Bolivien. Selbst in besseren Hostals scheint man Matrazen mit Hängematten zu verwechseln. Sie sind häufig so sehr durchgelegen, dass man gar nicht weiß, wie man darin schlafen soll. Meine Erfahrung: Im Süden des Landes wird es besser, warum auch immer.

Menschen: Freundlich bis sehr freundlich, anfangs ein wenig zurückhaltend, aber wenn man erstmal mit Bolivianern ins Gespräch gekommen ist, dann wird es sehr herzlich, schnell wird man eingeladen – zum Essen, zum Mitfahren. Großartig! Ausnahmen bestätigen nur diese Regel.

Pastel: Luftig aufgeblasener Teigballon, den ich erstmals in den -> Markthalle von -> Sucre zu -> Api probiert hatte. Auf dem Rückweg in -> La Paz gab es in der dortigen Markthalle noch eine Besonderheit: pastel especial – frisch frittiert mit Käsefüllung!

Politik: Man mag von dem linkspopulistischen Präsidenten Evo Morales halten was man will, eins ist unbestreibar: er hat das Land politisiert. Ich habe niemanden getroffen, dem der Mann da oben egal ist, jeder hat eine klare Meinung zu Morales. Entweder man findet den ersten Indigena an der Spitze des von ihm zum plurinationalen Staat umgewandelten Bolivien große Klasse, oder man hält gar nichts von ihm, weil er selbstherrlich sein soll, weil seine Regierung noch korrupter ist als ihre Vorgänger oder weil die Menschen enttäuscht sind, dass auch er die sehr hohen Erwartungen an einen grundlegenden Wechsel im Land nicht erfüllen konnte. Die anstehende Wahl im Herbst 2014, darin sind sich alle Kommentatoren in den Zeitungen einig, dürfte er dennoch wieder gewinnen, auch weil es bisher an einer einig handelnden Opposition fehlt.

Polizei: Selten hatte ich in einem Land so viel Kontakt mit der Polizei. Erst mit einem – vermutlich falschen – Polizisten in -> La Paz, der mir mein Geld abgeknöpft hat, dann mit einer freundlichen Touristen-Polizisten im Busbahnhof von -> Sucre, die mich auf diverse Gefahren hingeweisen hat und mir erklärte, wo ich ein sicheres Taxi bekomme, und schließlich die Truppe in -> Tupiza, die mich mit fünf anderen wegen unerlaubtem Alkoholkonsum auf der Plaza festgenommen hat. Das Gute daran: Am Ende wird alles zu erzählenswerten Geschichten.

Potosi: Der Höhepunkt der Reise, zumindest was die geograpische Lade angeht. Potosi liegt auf über 4.000 Metern und rühmt sich die höchstgelegene Stadt der Welt zu sein, was sich vor allem am kühlen und nassen Wetter bemerkbar macht. Berühmt ist Potosi vor allem für seine Silberminen im Cerro Rico, die man unbedingt besuchen sollte.

SONY DSCProtestformen: Eine beliebte Form des Protestes ist der -> bloqueo. Einen andere sind lebensgroße Stoffiguren, die an Laternenpfählen aufgeknüpft werden. Selten versteht man, warum die dort hängen, doch ich habe mir sagen lassen, in der Regel richtet sich die martialische Anklage gegen lokale Polititkgrößen und ihr Handeln.

Regenzeit: Tatsächlich nicht die allerbeste Jahreszeit um Bolivien zu besuchen. Denn die etwa von Dezember bis März reichende Regenzeit bedeutet zwar nicht, dass es ständig regnet. Aber, wie ein Bolivianer mir mal sagte, der Regen ist auch nicht das Problem, sondern das Wasser, wenn es sich erstmal am Boden zu Flüssen sammelt, die Straßen unpassierbar machen. Ansonsten gilt eine andere Regel: enero poco, febrero loco. Im Januar regnet es wenig, im Februar wie verrückt. Spätestens dann sollte man sich eine Reise in die Regenwaldgebiete abschminken. Die Zeitungen waren voller Berichte über in diesem Jahr besonders starke Überschwemmungen im Tiefland – und über Touristengruppe, die im Urwald bei Rurrenabaque von einer Rückkehr abgeschnitten waren. Eine Evakuierung sei nicht möglich, hieß es, es werde nun überlegt, ob bzw. wie man sie mit Lebensmitteln versorgen könne.

Reiseführer: Von den üblichen deutschen Reiseführerverlagen hat keiner eine spezielles Buch über Bolivien im Angebot. Das findet sich nur beim kleinen Sebra-Verlag, dessen Bolivien-Reisekompass erstmals Ende der 90er Jahre erschienen ist und der für einen Neuauflage 2010 komplett überarbeitet wurde. Das Buch ist äußerst brauchbar, auch wenn sich auf einigen der zahlreichen Stadtpläne Fehler eingeschlichen haben oder viele der im Buch genannten Orte (Hostels, Museen etc.) dort leider nicht verzeichnet sind. Alles in allem aber ist der Reiseführer sehr gelungen. Überraschenderweise stimmen sogar fast alle (im Buch meist in Euro) genannten Preise auch vier Jahre nach dem Erscheinen noch.

Rollstuhlgestestet: Um Missverständnisse zu vermeiden: Nein, ich habe das Land selbstverstädnlich nicht rollstuhlgestetet, das könnte nur Herr.Oppermann. Aber der ist – zum Glück für ihn – nicht mitgekommen. Denn Bolivien ist ein sehr bergiges Land, Städte mit planen Straßen ohne Steigungen sind eine riesengroße Ausnahmen. Und der öffentliche Verkehr mit Busse dürfte für Menschen, die auf ihren Rollstuhl angewiesen sind, zumindest ohne Hilfe auf keinen Fall zu bewerkstelligen sein. Zwa sieht man hier und dort abegsenkte Bordsteine, manchmal sogar das nette blaue Rollifahrerzeichen an Bussen. Wenn man sich aber die dazugehörigen Fahrzeuge anschaut, fragt man sich, wieso eigentlich.

Saltenas: In Deutschland würde man diese mit Fleisch oder Huhn gefüllten, warmen Teigtaschen wohl als empanadas bezeichne, hier heißen sie eben saltenas, genauer gesagt meistens sogar saltenas de potosi, denn aus der Bergstadt sollen sie stammen. Seltsamerweise habe die ich leicht süßlich schmeckenden Teigtaschen, die man zwischen Frühstück und Mittagessen isst, kaum im Angebot gefunden.

Singano: Die bolivianische Variante des in Peru und Chile beliebten Pisco. Dre klare Singano wird wie der Pisco auch aus Trauben gewonnen, ist nach Angaben von Bolivianern aber von viel höherer Qualität. Was Peruaner oder Chilenen dazusagen, die sich bekanntlich schon untereinandr streiten, wer den Pisco erfunden hat, ist mir unbekannt. Singano wird zum Mischen von -> Chuflay und auch für -> limonada caliente benutzt.

Straßen: Die Regierung investiert gerade überaus sichtbar in den Ausbau des Straßennetzes. So wird die Strecke zwischen La Paz und Oruro gerade vierspurig ausgebaut – was zur Folge hat, dass die -> Busse derzeit sich durch die Baustellen quälen müssen. Anderorts ist man schon weiter, was sich in teils deutlich kürzeren Fahrtzeiten als im Reiseführer angegeben widerspiegelt. Trotz vieler Kritik an der Regierung, am Ausbau der Straße hat niemand etwas auszusetzen. Denn noch immer bestehen abseits der wenigen Hauptrouten die Straßen nur aus Schotter oder Lehmpisten, auf denen man spätestens bei Regen allenfalls sehr langsam vorankommt. Verspätungen sollte man also immer einkalkulieren.

Surce: Meine Lieblingsstadt. Die Innenstadt der offiziellen Hauptstadt Boliviens, in der es bis heute keine Häuser mit mehr als zwei Stockwerken gibt, gehört zum Weltkulturerbe. Zu recht! Tamales: Kleine Häppchen, aus einer Maispaste hergestellt und in Maisblättern von einer sehr alten Dame, die mit ihrem Topf unter einem Sonnenschirm neben der Markthalle von -> Tupiza sitzt, serviert. Etwas trocken, aber probierenswert!

Temperaturen: Bei einem Land wie Bolivien kommt es weniger auf die Jahreszeiten, als auf die Höhe an, auf der man sich befindet. In -> La Paz oder -> Potosi, also auf rund 4.000 Metern war es kühl und nass, bei der Tour rund um den Salar de Uyuni nachts sogar richtig frisch. In den auf 2.500 bis 3.000 Meter gelegenen Städten aber konnte man jederzeit im T-Shirt rumlaufen, zumindest so lange die Sonne schien, hatte es schnell 25 Grad. Ziehen Wolken auf und abends nach Sonnenuntergang aber wird es auch hier schnell kühl und man sollte einen Pullover oder einen Fleece-Jacke dabei haben. Darauf verzichten kann man hingegen im tropischen -> Villa Tunari, da ist es schwül-warm bei locker über 30 Grad.

Tiwanaku: Ruinen einer Kultur aus der Pre-Inka-Zeit, die fast 1.500 Jahre lang das Gebiet südlich des Titicacasees beherrscht hat. Sehr besuchenswert.

Tojori: Genau wie -> Api ein warmes, süßliches Getränk aus Mais, allerdings ohne die Gewürze. Findet man zum Beispiel in der Markthalle von -> Sucre.

Trufi: Der in Bolivien gebräuchliche Begriff für ein Sammeltaxi, das eine feste Route fährt. Wer mit will, muss am Straßenrand stehen und mit leicht nach unten ausgestrecktem Arm das Trufi heranwinken. Wer zwischendurch aussteigen will, muss das dem Fahrer zurufen.

Tupiza: Fast meine Lieblingsstadt in Bolivien. Einmalig zwischen roten Bergen gelegen. Sollte man auf keinen Fall auslassen.

Uyuni: Die Stadt in der es nichts zu sehen gibt, außer dem benachbarten Salzsee. Und dem Friedhof der Lokomotiven. So steht es in den Reiseführern und entsprechend kurz bleiben die Reisenden. Wenn man aber – zum Beispiel wegen einer Magenverstimmung – doch länger bleibt, kann man wie überall interessante Menschen kennen lernen.

Villa Tunari: Unspektakuläres Nest auf halbem Weg zwischen Cochabamba und Santa Curz. Reizvoll vor allem wegen seiner Nähe zum Regenwald.

WIFI: sprich WEIFEI, üblicher bolivianischer Begriff für -> WLAN und mittlerweile auch hier eher der Standard, um einen Zugang zum -> Internet zu bekommen.

WLAN: -> WIFI

Züge: Noch so etwas, was ich leider nicht auf die Reihe bekommen habe: eine Fahrt mit dem Zug durchs Hochland. Das ist auch nicht ganz einfach. Denn die eh schin meist maximal dreimal pro Woche fahrenden Züge fallen entweder zum Beispiel wegen Hochwasser aus (wie in -> Cochacabamba), oder sie nehmen angeblich unterwegs niemanden mit und man müsste zum Zusteigen zurück in die nächsten größere Stadt (wie in Yolata) oder sie fahren eben nur nachts (wie in Tupiza) und dann verliert das ganze ja seinen Reiz. Schön aber soll die Strecke von Oruro Richtung Uyuni sein, jedenfalls berichteten andere Reisende davon, wie eindrucksvoll es sei, mit dem Zug am Lago Poopo entlang zu fahren. Ich setze das mal wieder auf die Liste der noch unbedingt zu besuchenden Orte, die wie nach jeder Reise auch diesmal deultich länger ist als vor Antritt der Fahrt.

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